Was Gott ver­bun­den hat

von Mareile Mevihsen

Was Gott ver­bun­den hat

von Mareile Mevihsen

Am Sams­tag pas­sier­te etwas, mit dem ich nicht gerech­net habe: Einer mei­ner Cou­sins hat gehei­ra­tet, eine ziem­lich tol­le Frau sogar. Es war weder die ers­te, noch die letz­te Hoch­zeit, bei der ich war. Sie war weder bom­bas­tisch, noch war sonst irgend­et­was anders als bei ande­ren Hoch­zei­ten. Und doch war sie beson­ders: Sie war echt.

Sel­ten hat man das Glück, dass bei kirch­li­chen Hoch­zei­ten bei­de Part­ner was mit dem Glau­bens­ding anfan­gen kön­nen. Dann wer­den die alten Riten abge­nickt und mit­ge­macht, weil man es halt so macht. Und es bleibt für alle Betei­lig­ten ein Kom­pro­miss, für die sich Trau­en­den eben­so wie für den Zele­bran­ten.

Aber die­se Hoch­zeit ist anders. Da sind all die betei­lig­ten Men­schen, die sich ein­brin­gen: Die sin­gen, die lesen, die mit Lie­be auf das Braut­paar schau­en. Da sind zwei Pfar­rer, ein evan­ge­li­scher, ein katho­li­scher, die so wir­ken als wür­den sie wöchent­lich öku­me­nisch trau­en, so flie­gen die Bäl­le hin und her. Da ist gespro­che­nes Ja-Sagen, dass so stark, so mutig, so über­zeugt klingt, dass es mich weg­haut gedank­lich.

Die sakra­men­ta­le Ehe ist so eine ver­damm­te Her­aus­for­de­rung, jede Ehe ist das, die­se beson­ders. Und mir fal­len all die Ehen ein, in mei­nem Umfeld, die grad schwie­rig sind, in denen es kri­selt. Jede drit­te Ehe wird geschie­den und immer wie­der fra­ge ich mich, wer das wohl sein wird, von den Men­schen, die mir lieb und teu­er sind. Nichts ist sicher für mei­ne Gene­ra­ti­on, wir sind nicht ver­bind­lich, wir schau­en mal. Ich sel­ber füge immer ger­ne ein “man weiß ja nie” hin­zu. Aber an die­sem Sams­tag trifft es mich, mehr als bei mei­ner eige­nen Hoch­zeit: Was Gott ver­bun­den hat, das darf der Mensch nicht tren­nen. Bääääm!

So ein­fach. So unum­stöß­lich. Soviel Ver­ant­wor­tung. Und Bür­de. Und Ohn­macht. Und Hilf­lo­sig­keit.

Und soviel mehr.

Heu­te höre ich zum ers­ten Mal die Zusa­ge, die in dem Satz steckt. Spü­re das Mehr, das sie bereit hält. Begrei­fe ein Stück von die­sem Mys­te­ri­um. Ich bli­cke auf das Braut­paar bei die­sem Satz. Die­se bei­den, die könn­ten es wirk­lich schaf­fen, den­ke ich. Wir haben nor­ma­ler­wei­se kein super inni­ges Ver­hält­nis, Fami­lie halt und doch, heu­te möch­te ich sie an mich drü­cken und ihnen sagen, dass sie groß­ar­tig sind und sie nie allein sein wer­den auf ihrem Weg. Und ohne Witz — die Kir­che war irgend­wie mit Lie­be gefüllt und das zog sich durch die kom­plet­ten Fei­er­lich­kei­ten.

Und als am Ende der katho­li­sche Pries­ter so laut bei “Gro­ßer Gott wir loben dich” mitgröhl­te, dass man das Gefühl hat­te, er hebt gleich ab vor lau­ter Selig­keit, da stimm­ten wir alle ein und gröhl­ten mit. Und irgend­wie mei­nen wir es auch so.

Foto: Clem Ono­jeg­huo/Uns­plash