Was fehlt

von Mareile Mevihsen

Mir geht das Schrei­ben ver­lo­ren. Immer wie­der wenn es schwie­rig wird, ver­lie­re ich die Spra­che. Füh­le mich hilf­los, ohn­mäch­tig, per­spek­tiv­los. Bin voll von Wor­ten und doch: Kei­ne Bün­de­lung. Als wären alle Wor­te ver­braucht. Jeder Tag ist gleich. Es gibt eine Struk­tur, die hält und trägt. Es gibt schö­ne Momen­te. Aber es gibt kein Leben.

Ohne Men­schen zu sein außer­halb der engs­ten Fami­lie ist für mich eine Qual. Ich kann super mit mir allei­ne sein und ich brau­che das auch für mein inne­res Gleich­ge­wicht in regel­mä­ßi­gen Abstän­den. Aber was ich genau­so brau­che ist ech­ter mensch­li­cher Kon­takt. Mit Tele­fo­na­ten oder Video­ge­sprä­chen ist mir lei­der wenig zu hel­fen. Denn das digi­ta­le Hören oder Sehen eines lie­ben Men­schen löst schon im Nor­mal­fall bei mir Sehn­sucht aus. Lie­ber redu­zie­re ich den Kon­takt mit Freun­den, die wei­ter weg woh­nen, auf das Nötigs­te. Sonst wür­de ich mich damit beschäf­ti­gen müs­sen, was mir fehlt und das tut weh.

Ich will ech­tes Lächeln, Augen­brau­en­hoch­zie­hen, Schmun­zeln, laut lachen. Ich will Umar­mun­gen und Schul­ter­klop­fen. Nähe, bei der ich spü­re: Ich bin nicht allein. Und ich mer­ke: Auch Gott geht mir ver­lo­ren. Got­tes­er­fah­rung ist für mich untrenn­bar geknüpft dar­an in Bezie­hung zu sein. Ein Gegen­über zu haben. Nicht immer nah. Nicht immer gleich inten­siv. Aber dir und mir immer wie­der begeg­nend.

Das fehlt. Du fehlst. So sehr.

Foto: Ver­ne Ho/Uns­plash