War­um Sin­gle?

von Matthias Fritz

War­um Sin­gle?

von Matthias Fritz

Die Fra­ge kam mehr­mals hier auf. Anschei­nend ver­wirrt es man­che, dass ich in mei­nem Pro­fil geschrie­ben habe: Pries­ter und Sin­gle. Was ist dar­an denn merk­wür­dig?

Nach gut fünf Jah­ren als Pries­ter im Bis­tum Aachen ist für mich der Zug „die Gemein­de als Fami­lie“ längst abge­fah­ren. Klar ist es schön und etwas Beson­de­res in Fami­li­en ein­ge­la­den zu wer­den. Aber das ist doch nicht mei­ne Fami­lie. Ich wür­de es eher eine Freund­schaft nen­nen. Damit wider­spre­che ich Jesus, I know. Für ihn war klar: Wäh­rend Jesus noch zu der Men­schen­men­ge sprach, kamen sei­ne Mut­ter und sei­ne Brü­der dazu. Sie stan­den vor dem Haus und woll­ten ihn spre­chen. Einer aus der Men­ge sag­te zu Jesus: »Dei­ne Mut­ter und dei­ne Brü­der ste­hen drau­ßen und wol­len dich spre­chen!« Jesus ant­wor­te­te ihm: »Wer ist mei­ne Mut­ter? Wer sind mei­ne Brü­der?« Dann streck­te er sei­ne Hand über sei­ne Jün­ger aus und sag­te: »Das hier sind mei­ne Mut­ter und mei­ne Brü­der! Denn wer tut, was mein Vater im Him­mel will, der ist mein Bru­der, mei­ne Schwes­ter und mei­ne Mut­ter.« (nach Mat­thä­us Kapi­tel 12, Ver­se 46 – 50)

Ich bin immer als Sin­gle unter­wegs. Ich ste­he mor­gens allei­ne auf und gehe auch so ins Bett. Im Super­markt schaue ich, dass ich die klei­nen Packun­gen kau­fe – mehr als zwei Por­tio­nen schaf­fe ich eh nicht! Oder der Rest muss ein­ge­fro­ren wer­den. Die­ses Jahr habe ich zum ers­ten Mal einen Kata­log für „Sin­gle­rei­sen“ auf mei­nem Wohn­zim­mer­tisch lie­gen. Ich bin frei dar­in mei­ne Aben­de und frei­en Tage zu gestal­ten, weil ich nicht auf jemand ande­ren dabei Rück­sicht neh­men muss. Und da gibt es noch viel mehr!!!

Ja, das sind Vor- und Nach­tei­le. Aber als Pries­ter lebe ich als Sin­gle! Die­ses Leben will ich nicht ver­herr­li­chen, aber es ist die Rea­li­tät! Es ist für mich hin und wie­der lus­tig, wie sich Men­schen so ein Pries­ter­le­ben vor­stel­len. Die Medi­en bedie­nen genü­gend Kli­schees. Aber es unter­schei­det sich nicht groß vom Leben eines ande­ren Sin­gle dort drau­ßen. Na gut, mein Zöli­bats­ver­spre­chen bringt es mit sich, dass ich nicht auf der Suche nach mei­ner bes­se­ren Hälf­te bin. Aber auch ich darf Men­schen immer noch attrak­tiv und span­nend fin­den und das Gen fürs Ver­lie­ben ist nicht mit der Wei­he weg­ge­macht. Da blei­be ich Mensch und dazu habe ich mich allein ent­schie­den. Das macht das Leben nicht ein­fa­cher, aber ich gewin­ne auch Frei­heit, die ich gut für mich und mei­nen Job gebrau­chen kann. Den­noch bleibt es eine Her­aus­for­de­rung.

Ich freue mich mit Men­schen, die hei­ra­ten und zusam­men­le­ben. Ich freue mich über jedes Kind, das zur Welt kommt. Ich schaue aber auch immer mit ein wenig Trau­rig­keit dar­auf. Denn das habe ich nicht. Den­noch rufe ich kei­ne Revo­lu­ti­on gegen die Ehe­lo­sig­keit aus. Ich weiß sie für mei­nen Job und mein Leben zu schät­zen.

Ja, ich bin ger­ne Sin­gle und ich ste­he auch dazu! Des­we­gen: Pries­ter und Sin­gle! Was ist da so ver­kehrt dran?

Foto: mar­kusspi­ske / photocase.de