Wackel­zahn

von Gastbeitrag

Wackel­zahn

von Gastbeitrag

Manch­mal ist es ganz schön schwie­rig, in der Kir­che ernst zu blei­ben. Auch wenn es eigent­lich um tie­fe­re Din­ge geht… Ich erzähl mal der Rei­he nach:

Heu­te in der Mes­se bin ich wie üblich zur Kom­mu­ni­on gegan­gen. So rich­tig kön­nen wir Men­schen ja nicht ver­ste­hen, wel­ches Wun­der dort pas­siert, aber wenigs­tens ver­su­chen wir es. Gott wird Brot, er macht sich win­zig klein, um uns nahe zu sein. Mit sol­chen oder ähn­lich from­men Gedan­ken ste­he ich also in der Rei­he, bin dran: “Der Leib Chris­ti.” “Amen.” Schon will ich wie­der zurück an mei­nen Platz, da sehe ich aus den Augen­win­keln neben mir Moritz*.

Moritz ist fünf und weiß natür­lich, dass er da vor­ne noch nicht die­ses komi­sche Plätz­chen bekommt. Er geht trotz­dem mit, weil der Pries­ter allen Klei­nen immer die Hand auf den Kopf legt. “Seg­nen” nennt das sei­ne Kin­der­dorf­mut­ter.

Ich sehe also, wie er vor Pater Manu­el steht, einem domi­ni­ka­ni­schen Mit­bru­der, der heu­te zur Mes­se gekom­men war. Und bevor ich noch abdre­hen und mei­ner Wege gehen kann, höre ich ein lau­tes: “Guck mal!” Da steht der Knirps und zeigt stolz einen Wackel­zahn! Wer will denn geseg­net wer­den? Manch­mal gibt es ein­fach Wich­ti­ge­res! Und Pater Manu­el? Guckt sich das an und ant­wor­tet freund­lich: “Oh ja, der muss aber bald raus!”

Den wei­te­ren Dia­log habe ich dann nicht mehr ver­folgt, ich fand, anstands­hal­ber soll­te ich wenigs­tens so tun, als wür­de ich beten. Es ist mir natür­lich nicht rich­tig gelun­gen, dazu hat mich die­se klei­ne Sze­ne zu sehr beschäf­tigt.

Ich fand das so bei­spiel­haft für unse­re Spi­ri­tua­li­tät: so sol­len wir Dominikaner/innen sein. Wenn einer kommt und den Leib Chris­ti erfragt, gibst du ihm den Leib Chris­ti. Wenn aber einer kommt und dir etwas völ­lig ande­res zeigt, das ihn bewegt, dann drängst du ihm Gott nicht auf, son­dern inter­es­sierst dich erst mal für das, was die­sen Men­schen umtreibt. Wer weiß, viel­leicht kommt ihr spä­ter noch auf Gott zu spre­chen. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm.

Na, und plötz­lich war ich dann doch noch bei mei­ner Medi­ta­ti­on ange­kom­men, wenn auch ganz anders als gedacht: Gott macht sich klein. Er wird Brot, er wird Mensch. Er unter­nimmt alles, um uns nahe zu sein. Dar­um kön­nen wir ihm auch immer und über­all begeg­nen. Auch in einem Kind mit Wackel­zahn.

Wenn das kein Wun­der ist…

Sr. Bar­ba­ra

*Name wie immer bei unse­ren Kin­der­dorf­kids geän­dert

Foto: giulietta73 / photocase.de