Türen
von Gastbeitrag
Türen
von Gastbeitrag
Heute war der erste Tag, an dem wir den Menschen und ihren Häusern den Segen gebracht haben.
Als erstes trafen sich alle Sternsinger unserer Gemeinde zum Aussendungsgottesdienst, das heißt zur Kreidesegnung. Danach liefen wir in Dreier- oder Vierergruppen mit einem Betreuer in das Gebiet, das uns zugeteilt wurde. Das waren meistens ein bis zwei Straßen, manchmal auch mehr. Wir mussten nicht alles schaffen, was uns zugeteilt wurde, sondern nur soweit wir kamen.
An vielen der ersten Häuser war niemand anzutreffen. Dort haben wir dann einen Zettel eingeworfen, wo eine Nummer draufstand, wo sie anrufen können, wenn sie den Besuch der Sternsinger noch dringend wünschen. Es ist immer schön, wenn die Tür geöffnet wird und einem ein lächelndes Gesicht entgegenblickt. Leider passiert das in den letzten Jahren immer weniger. Oft wird aufgemacht und dann wird einem die Tür direkt vor der Nase wieder zugeknallt. Das ist immer sehr traurig, denn dann fragt man sich, was mit diesen Menschen los ist, die nicht mal ein paar Cents in unsere Spendenbüchse tun können, um armen Kindern zu helfen. Dass nicht alle den Segen wollen ist okay, schließlich glaubt nicht jeder an den Gott, an den wir glauben. Manchmal passiert es uns auch, dass jemand sagt, er hätte gerne den Segen, braucht aber sein Geld im Moment auch so sehr, dass er jeden Cent sparen möchte, um nicht selbst in die Situation der Menschen in den anderen Ländern zu kommen. Auch das ist meiner Meinung nach vollkommen verständlich. Manchmal erleben wir auch genau das Gegenteil, das heißt, nette Menschen laden uns auf einen Kakao und vielleicht auch auf ein paar Kekse ein. Oft benutzen wir dann auch dort kurz einmal die Toilette. An solchen Türen klingeln wir immer gerne, denn dort werden wir willkommen geheißen und auch oft schon erwartet. Ab und zu bekommen wir auch noch ein paar Süßigkeiten. Dazu haben wir heute eine lustige Situation erlebt: Eine junge Frau kommt zur Türe, sie und ihre Kinder freuen sich sehr, dass wir gekommen sind. Nachdem wir gesungen, unseren Spruch gesagt und das Haus und die Menschen in ihm gesegnet haben, kommt die Frau mit einem Geldschein und drei großen Schokoladentafeln und ein paar kleinen Schokonikoläusen wieder an die Türe und überreicht uns all die guten Dinge. Auf einmal fängt der Jüngere der beiden Jungs, er war vielleicht vier oder fünf Jahre alt, unglaublich an zu weinen. Die Mutter war recht bestürzt und fragte den Kleinen was er denn hätte, da fragte er unter den Tränen, warum wir denn so viel Schokolade bekämen und er nichts haben dürfte. Die Mutter sagte daraufhin, dass sie morgen neue Schokolade kaufen würde und er dann auch etwas bekäme. Aber er muss dann auch etwas Schönes singen …
Finja Reiners (12 Jahre), Luisa Kolkenbrock (12 Jahre)
Sternsinger
Foto: Annette Zoepf / Kindermissionswerk