Tod und Leben

von Ulrike Purrer Guardado

Vier­zehn Jah­re ist es inzwi­schen her, dass mei­ne bes­te Freun­din Bir­git in der Nacht von Grün­don­ners­tag auf Kar­frei­tag an die­sem fie­sen Brust­krebs starb. Sie war erst 27 Jah­re alt und woll­te weni­ge Wochen spä­ter hei­ra­ten. Statt­des­sen beer­dig­ten wir sie in ihrem Braut­kleid. Es war furcht­bar.

Seit­dem ver­geht für mich kei­ne Kar­wo­che ohne die unglaub­lich inten­si­ven Erin­ne­run­gen an die­se schwe­ren Stun­den, die mich mehr als jede ande­re Erfah­rung an mei­ne ganz per­sön­li­chen Glau­bens­gren­zen gebracht haben. Wir saßen an ihrem Bett und wuss­ten irgend­wann, dass es kein Zurück mehr gab. Bir­gits Eltern frag­ten mich unter Trä­nen, ob ich nicht ein Gebet spre­chen wol­le? Immer­hin stu­dier­te ich Theo­lo­gie, aber ich konn­te nicht, war leer und wütend auf die­sen Gott. War­um die­ses Kreuz?

Eine Ant­wort auf die­ses War­um gibt es nicht. Da bleibt etwas zwi­schen Gott und mir, das ich ihm nicht ver­zei­hen kann. Aber es ist mehr als nur die bit­te­re End­gül­tig­keit des Todes. Es blei­ben – Gott sei Dank – auch Bezie­hun­gen, die mein Leben reich und wun­der­bar machen. Ganz beson­de­re Men­schen, die seit die­ser schwe­ren Nacht einen eben­so fes­ten Platz in mei­nem Leben bekom­men haben wie Bir­git selbst. So haben unse­re Begeg­nun­gen bis heu­te einen ganz beson­de­ren Zau­ber, vol­ler Leben­dig­keit und der Gewiss­heit, dass da etwas stär­ker ist als der Tod.

Foto: Sooz/Uns­plash