Schlaf

von Mareile Mevihsen

Du schläfst nicht. Wie­der mal. Manch­mal möch­te ich laut flu­chen über die­ses blö­de Schla­fen. Ich bin so müde. Immer.

Ein­mal ein paar Stun­den ohne Unter­bre­chung. Nur eine Nacht ohne jeman­den, der etwas von mir will. Und je weni­ger Schlaf, des­to gereiz­ter sind wir alle am Tag, des­to unzu­frie­de­ner gehen wir am Abend ins Bett.

Du schläfst nicht. Seit über vier Jah­ren. Es gibt vie­le vie­le gute Näch­te inzwi­schen, wirk­lich. Du kannst grund­sätz­lich schla­fen. Was dich immer wie­der wach wer­den lässt in all den ande­ren Näch­ten, ich weiß es nicht. Was dich schrei­en und wei­nen lässt, was dich ängs­tigt und wach hält, ich habe kei­ne Idee.

Aber ich ken­ne die­se Näch­te von mir. Schon immer. Wenn die Unru­he mich umtreibt und Gedan­ken nicht still­ste­hen. Wenn ich wünsch­te, ich wäre jetzt nicht allei­ne mit mir. Wenn ich mich seh­ne nach etwas, nach jeman­dem, der dann mei­ne Sicher­heit ist.

Du schläfst nicht und das bringt mich manch­mal an die Gren­zen mei­ner Belast­bar­keit. War­um du nicht schläfst, ich weiß es nicht.

Aber du rufst mei­nen Namen, wenn die Nacht dich ängs­tigt. Du begibst dich in mei­nen Schutz. War­um das manch­mal nicht genug ist, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass du dann mei­ne Hand brauchst. Du musst spü­ren, dass ich da bin. Dar­an zu glau­ben, es sogar zu wis­sen, reicht dir nicht. Eines Tages wirst du ver­trau­en. Dar­auf dass ich da bin, auch wenn du mich weder sehen noch spü­ren kannst. Dass ich dich behü­te, wo du auch bist. Für mich Ver­zicht auf ein paar Stun­den Schlaf. Für dich das Urver­trau­en dei­ner Welt.

Foto: Kris­ta Man­gul­so­ne/Uns­plash