Money, Money, Money

von Gastbeitrag

Money, Money, Money

von Gastbeitrag

Seit eini­gen Mona­ten dreht sich mein Kopf um die Koh­le. Geld regiert die Welt und manch­mal, so scheint es, regiert es auch die hei­li­ge katho­li­sche Kir­che. Das zumin­dest ist das Bild, das oft ver­mit­telt wird und das glau­ben vie­le Men­schen. Auch ich glau­be das manch­mal und in mei­nem Umfeld wer­de ich immer wie­der von Freun­den und Bekann­ten auf die­ses The­ma ange­spro­chen. Sogar Men­schen aus der Gemein­de spre­chen es an und es ist ein Anlass für man­che, den Anmel­de­bei­trag bei der Firm­vor­be­rei­tung nicht zah­len zu wol­len oder aus der Kir­che aus­zu­tre­ten oder gefrus­tet über die Kir­che zu schimp­fen. „Die Kir­che schwimmt doch im Geld!“ ist ein Satz, den ich sehr häu­fig zu hören bekom­me in der letz­ten Zeit.

Ja, das Geld der Kir­che. Schon seit Jahr­hun­der­ten ein span­nen­des The­ma, das die Gemü­ter hoch­ko­chen lässt. Und Ja, es stimmt: die Kir­che hat immer wie­der Epi­so­den, auf die sie nicht stolz sein kann, auch auf finan­zi­el­ler Ebe­ne. Da wur­den Pracht­bau­ten erstellt, Geld inves­tiert, um Macht zu demons­trie­ren und um die „Herr­lich­keit Got­tes auf Erden“ dar­zu­stel­len. Dass da Men­schen aus­ge­nom­men wur­den mit Ablass­brie­fen, dass das nicht alles gut gelau­fen ist und man das Geld viel­leicht lie­ber Bedürf­ti­gen gespen­det hät­te, mag sehr gut sein. Den­noch stau­nen wir heu­te, wenn wir einen Aache­ner oder Köl­ner Dom betre­ten oder in Rom vor dem Peters­dom ste­hen. Das Alter die­ser Gebäu­de, die Fas­zi­na­ti­on dafür, lässt oft das The­ma „Geld“ ver­ges­sen, zumin­dest mich. Ob das gut ist? Jeden­falls lässt es mich stau­nen und mir gefällt es, dass es die­se Gebäu­de auf die­sem Pla­ne­ten gibt und tat­säch­lich füh­le ich mich in man­chen von ihnen Gott ein Stück näher. Aber ich schwei­fe ab, denn tat­säch­lich spricht das Mit­tel­al­ter Bän­de über Geld­miss­brauch und der Fall Tebartz van Elst hat es vor eini­gen Jah­ren wie­der auf­ge­deckt, dass das Geld der Kir­che oft nicht nur für den Dienst an den Armen ver­wen­det wird. Das brau­chen wir gar nicht schön reden, da gibt es nichts zu ent­schul­di­gen. Den­noch sind es immer die­se Fäl­le im Kopf der Men­schen, wenn es um „Das Geld der Kir­che“ geht. Und es macht mich manch­mal nicht nur trau­rig, son­dern auch wütend, wenn Men­schen, die sich zu wenig aus­ken­nen, das als Grund nen­nen, um die Kir­che schlecht zu reden oder dadurch einen Aus­tritt zu begrün­den. Denn die Kir­che steckt viel Geld auch in cari­ta­ti­ve Din­ge und oft hilft es, den Stift mal her­un­ter zu bre­chen und den Kopf in das eige­ne Bis­tum und vor allem die eige­ne Pfar­rei zu ste­cken, um zu schau­en, wie viel Koh­le denn da gehor­tet liegt. Da fällt näm­lich je nach Pfar­rei auf, dass da gar nicht mehr viel liegt und die Pfar­rei­en oft selbst schau­en müs­sen, wie sie über die Run­den kom­men. Bei uns im Bis­tum Aachen muss ein Hau­fen Geld ein­ge­spart wer­den, weil es ein­fach nicht mehr zur Ver­fü­gung steht. Oft geht das auf Kos­ten der Kir­chen­ge­bäu­de, die wir nicht mehr nut­zen, die alt und bau­fäl­lig sind, die ver­kauft oder abge­ris­sen wer­den müs­sen. Für vie­le Men­schen, die an so einem Gebäu­de hän­gen, eine schmerz­haf­te Sache. Für mich stellt sich da immer mehr die Fra­ge: Wer ist denn die­se „Kir­che“, die da in Geld schwimmt, von der da gespro­chen wird? Ist das Rom? Sind das die Kar­di­nä­le und Bischö­fe? Sind das die Bis­tü­mer oder die Pfar­rei­en? Kann man die­sen Spruch über­haupt so locker raus­hau­en?

Ich mag gar nicht bestrei­ten, dass sicher­lich in Rom, in man­chen Bis­tü­mern, sicher­lich auch im Porte­mon­naie von man­chem Haupt­amt­li­chen sich Geld tum­melt, was für Din­ge ver­wen­det wird, die sicher­lich nicht im Sin­ne Jesu sind. Manch­mal muss ich mir da selbst an die eige­ne Nase packen wenn ich sehe, wofür ich Geld raus­haue und ob ein Bischof ein Protz­au­to braucht, in dem er sich fah­ren lässt, sei auch mal dahin­ge­stellt. Klar, über all das lässt sich strei­ten und dis­ku­tie­ren.

Aller­dings ist das nicht zu ver­glei­chen mit den Gel­dern der ein­zel­nen Pfar­rei­en. Wir als Pfar­rei bekom­men natür­lich finan­zi­el­le Unter­stüt­zung von unse­rem Bis­tum, dem Bis­tum Aachen. Aber die­ses steckt seit eini­gen Jah­ren auch in finan­zi­el­len Eng­päs­sen und muss­te sogar Per­so­nal ein­spa­ren und kann seit 2010 sei­ne Pfar­rei­en deut­lich weni­ger finan­zi­ell tra­gen. 1/3 an den sons­ti­gen Zuschüs­sen bekom­men die Pfar­rei­en weni­ger und müs­sen schau­en, wo sie das Geld ein­spa­ren. Arbei­tet und lebt man dann in einer Pfar­rei, in der eher ärme­re Men­schen woh­nen, die auch nicht viel spen­den kön­nen, bleibt manch­mal gar nichts ande­res übrig, als für den Firm­kurs oder ande­re Aktio­nen um einen Zuschuss bzw. eine Anmel­de­ge­bühr zu bit­ten, um die Kos­ten abzu­de­cken. Aber ers­tens ist nie­mand gezwun­gen das Geld zu bezah­len, wenn jemand das nicht kann, fängt das unse­re Cari­tas auf und zwei­tens sind es nur die Auf­wands­ent­schä­di­gun­gen, die man mit­fi­nan­ziert, nicht die Spen­dung des Sakra­ments. Der Aus­flug in den Klet­ter­park, das Piz­za­es­sen, der Grill­abend und die Mate­ria­li­en kos­ten halt ihr Geld. Im Übri­gen soll­te allen bewusst sein, dass die Spen­dung der Sakra­men­te kos­ten­frei ist.

“Das Geld der Kir­che”, die­se Bezeich­nung hat für mich in den letz­ten Jah­ren eine sehr inter­es­san­te Wen­dung genom­men und heu­te behaup­te ich, dass man die­sen Begriff gar nicht ver­all­ge­mei­nert ver­wen­den kann und, dass Men­schen es sich sehr ein­fach machen ihn als Grund zu neh­men um aus der Kir­che aus­zu­tre­ten.

Kir­che hat sicher­lich ihre Schat­ten­sei­ten, in der Ver­gan­gen­heit genau­so wie heu­te auch noch. Aber die­ses gan­ze Gere­de über Geld und Macht ist mir manch­mal ein­fach zu blöd. Viel­leicht wür­de noch­mal eine Akti­on, wie sie unser alter Bischof, Hein­rich Mus­sing­hoff, 2010 durch­ge­zo­gen hat hel­fen. Er hat­te damals an alle Haus­hal­te sei­nes Bis­tums einen Brief geschrie­ben, in dem er allen Men­schen für den Bei­trag der Kir­chen­steu­er dank­te und offen leg­te, wel­ches Geld wofür ver­wen­det wird. Das war eine tol­le Akti­on, die ich mir manch­mal wie­der wün­schen wür­de, weil ich schon ver­ste­hen kann, dass man­che Men­schen eng knap­sen müs­sen und wis­sen wol­len, wofür ihr Geld denn ver­wen­det wird. Dar­auf haben sie auch ein Anrecht.

Aber ich den­ke es könn­te auch schon hel­fen, sich vor Augen zu hal­ten, was alles auch an Gutem unter dem Dach der katho­li­schen Kir­che geschieht. Wenn ich auf die Arbeit unse­res Dia­kons vor Ort schaue und sehe, wie viel Geld da an Unter­stüt­zung für Men­schen vor Ort fließt, die jeden Tag schau­en müs­sen wie sie über­le­ben kön­nen. Da wer­den in Kin­der­gär­ten und Schu­len mor­gens von Ehren­amt­li­chen Bro­te geschmiert, damit Kin­der aus sozi­al schwa­chen Fami­li­en etwas zu essen bekom­men, da gibt es Anlauf­zei­ten, wo Men­schen Klei­dung, Essens­mar­ken etc. erhal­ten, da wer­den Flücht­lin­ge unter­stützt usw. usw. Da pas­sie­ren gute Din­ge mit dem Geld, das die Men­schen spen­den. Da mache ich ger­ne die Taschen auf und gebe was ich geben kann.

Wenn du auch über­legst aus­zu­tre­ten, weil die „Kir­che im Geld schwimmt“: Viel­leicht wäre es ein Anreiz für dich mal in die eige­ne Gemein­de oder Pfar­rei zu schau­en, wo das „Geld der Kir­che“ denn da sinn­voll ein­ge­setzt wird, so dass du ger­ne dafür was geben magst. Glaub mir, da pas­sie­ren oft gute Din­ge mit dem Geld, da wer­den kei­ne gol­de­nen Bade­wan­nen instal­liert. Da packen die Haupt­amt­li­chen oft selbst an, um Räu­me zu reno­vie­ren und Men­schen zu hel­fen um eben Geld zu spa­ren. Wenn es ums Geld geht, soll­te man ver­su­chen dif­fe­ren­zier­ter zu den­ken und sich erst selbst zu erkun­di­gen, bevor man sich zu schnel­le Urtei­le bil­det.

Rapha­e­la Rein­dorf