Kommt alle mit

von Mareile Mevihsen

Kommt alle mit

von Mareile Mevihsen

08:20 Uhr. Nie­sel­re­gen, wir lau­fen zum Kin­der­gar­ten. Das gro­ße Kind gröhlt laut­hals und mit Inbrunst “Kommt alle mit, kommt alle mit, weil uns Gott gebo­ren ist”, mit Cho­reo ver­steht sich. Fol­gen des Krip­pen­spiels in die­ser Woche. Auch wenn er kei­ne Ahnung hat, was dann wirk­lich pas­siert und wie sich für ihn der Begriff Weih­nach­ten fül­len wird.

Die meis­ten Erwach­se­nen, die mir gera­de begeg­nen, beto­nen, dass sie nicht in Weih­nachts­stim­mung sind die­ses Jahr. Jedes Jahr das­sel­be. Und manch­mal fra­ge ich mich, was wir denn eigent­lich erwar­ten. Dass mit einer Tas­se Glüh­wein, dem Anzün­den einer Ker­ze und dem Auf­stel­len mehr oder weni­ger geschmack­vol­ler Deko­ra­ti­on sich auto­ma­tisch Besinn­lich­keit ein­stellt?

Die Wahr­heit ist, dass der Kind­heits­zau­ber der Erin­ne­rung ver­mut­lich nie zurück kommt, so sehr wir uns auch bemü­hen. Weil nichts an Weih­nach­ten müh­sam sein soll­te. Wir war­ten im Advent und sind geneigt, zwi­schen­durch ein wenig zu goog­len oder zu twit­tern oder zu zocken oder was wir sonst so tun, wenn wir irgend­wo war­ten müs­sen. Und dann kommt das Fest doch viel zu schnell und alles bleibt lie­gen. Geschmück­te Bäu­me ab dem ers­ten Advent, weil kei­ner abwar­ten kann. Und dann kommt die­ses Fest und nein, da ploppt kei­ne Krip­pe in unser Leben, son­dern da ver­kün­det uns erst­mal jemand gro­ße Freu­de. Und erwar­tet dass wir alles ste­hen und lie­gen las­sen und los­zie­hen gen Beth­le­hem.

Ich möch­te behaup­ten, dass wir Weih­nach­ten nicht auf die Spur kom­men, wenn wir nicht unse­re Schäf­chen ins Schlepp­tau neh­men und ein­fach los­zie­hen. Und dass die Suche nach dem Stern sich durch kei­ner­lei weih­nacht­li­che Acces­soires bewerk­stel­li­gen lässt oder uns in Stim­mung ver­setzt.

Dass wir uns auf­ma­chen müs­sen aus unse­rer Kom­fort­zo­ne und in uns sel­ber die­ses Gefühl suchen müs­sen. Und dass wir bereit sind, Weih­nach­ten im Mit­ein­an­der zu fin­den. In einem ehr­li­chen Gespräch über Din­ge, die wir nie aus­spre­chen. In Nähe, die wir fürch­ten und die uns doch so berei­chert. Wenn Gott da irgend­wo ist, zwi­schen Leb­ku­chen und Lamet­ta, dann ist er da, wo ich dir wahr­haf­tig begeg­ne. Das fei­ern wir im Dezem­ber: Gott kommt auf die Welt und begeg­net uns in einem Men­schen. Ich traf ihn zwei­mal in den letz­ten Wochen. Und manch­mal mor­gens, wenn ich unter der Dusche ste­he und die Nacht kurz war und draus­sen noch alles dun­kel ist und dann einer singt:

Kommt alle mit, kommt alle mit, weil uns Gott gebo­ren ist.