Ich habe kei­ne Wor­te dafür
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Ich habe kei­ne Wor­te dafür

Ich hat­te mir für den Feri­en­be­ginn vor­ge­nom­men, mal wie­der für Raum­rau­schen zu schrei­ben – doch alles, was ich in den letz­ten Wochen an Gedan­ken gesam­melt und an Tex­ten ange­fan­gen hat­te, schien mir plötz­lich zu banal zu sein. Nach­dem das Unwet­ter im Wes­ten Deutsch­lands gewü­tet, Ort­schaf­ten sowie Exis­ten­zen zer­stört und Men­schen­le­ben been­det hat­te, stand ich sprach­los…

Im Fluss blei­ben

Im Fluss blei­ben

Mor­gen­spa­zier­gang in einem Dorf an der Weser. Am Ufer­weg zwi­schen Gär­ten und Was­ser taucht nach Kohl­köp­fen, Kin­der­schau­keln und Blu­men­töp­fen ein hal­bes Dut­zend Fisch­ge­rip­pe auf. Sie ste­hen auf einer Gar­ten­mau­er Spa­lier und sind aus Eisen­schrott zusam­men­ge­setzt: die Grä­ten waren mal Spitz­ha­cken, die Schwän­ze Schau­feln. Auf Augen­hö­he schau­en sie alle, die vor­bei­kom­men, mit ihren lee­ren Augen an.…

Blü­hen­de Überlebenskünstler:innen

Blü­hen­de Überlebenskünstler:innen

Die Woche in den Ber­gen hat mir gut getan. End­lich die ersehn­te Aus­zeit – ein­fach mal raus. Raus aus dem Stress, der Arbeits­be­las­tung, den unge­lös­ten Fra­gen, den All­tags­kon­flik­ten… Hin­ein in die Natur: Durch­at­men – Auf­at­men. Beim Wan­dern in den Ber­gen sehe ich lau­ter Überlebenskünstler:innen. Pflan­zen, die sich auf kar­gem Gestein behaup­ten. Sie blü­hen in Rit­zen,…

Som­mer­song
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Som­mer­song

Jetzt ist Som­mer! Um das zu mer­ken, brau­che ich weder Kalen­der noch Ther­mo­me­ter. Ich kann es hören. Die aktu­el­len Locke­run­gen der Pan­de­mie­re­geln ver­stär­ken, was auch sonst gilt: Der Som­mer klingt – und zwar ziem­lich divers. Klei­nes Geräusch­pro­to­koll von einem Fuß­weg die­ser Tage am frü­hen Abend: Im Stra­ßen­ver­kehr zuneh­mend Motor­rad­ge­brumm und quiet­schen­de Rei­fen von Play­boy­starts. In…

Schmet­ter­ling

Schmet­ter­ling

Ich gehe sel­ten zum Grab mei­nes Vaters. Das letz­te Mal ist sicher über zwei Jah­re her. Mein Vater ruht am Ende eines Weges in einem Urnen­grab. Direkt dane­ben eine Hecke, vor der auch eine Bank steht. Es war ein Som­mer­tag und ent­schloss mich zu einem spon­ta­nen Besuch. Schon von wei­tem hat­te ich den alten Mann…

Vol­le Fahrt vor­aus!

Vol­le Fahrt vor­aus!

Es gibt Din­ge, die hal­ten die meis­ten Men­schen für selbst­ver­ständ­lich. Sie wer­den uns nicht nur vom Gesetz so vor­ge­schrie­ben, son­dern schei­nen ein­fach wirk­lich sinn­voll zu sein und haben sich im All­tag bewährt. Kaum jemand käme auf die Idee, sie zu hin­ter­fra­gen. Oder haben Sie schon ein­mal an der Sinn­haf­tig­keit einer Ampel gezwei­felt? Damit mei­ne ich…

Muss da nicht noch was hin?
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Muss da nicht noch was hin?

Ich habe so auf euch gewar­tet, Stern­chen, Lieb­ling. Das Jahr ist doch fast rum, wo seid ihr abge­blie­ben? Vor über zehn Jah­ren hat eure Geschich­te begon­nen. Jedes Jahr seid ihr hier in die­ser Schutz­hüt­te gewe­sen, habt euch ver­ewigt, man­ches Jahr sogar zwei­mal. Sorg­sam, immer mit der glei­chen Far­be habt ihr die Jah­res­zahl eures Besu­ches auf­ge­malt,…

Über­rasch mich

Über­rasch mich

Drei Geschich­ten, alle aus Müns­ter, alle irgend­wann Anfang des Jahr­tau­sends: Ich sit­ze am Kla­vier im Café Mila­gro und jam­me mit einem Gitar­ris­ten und einem Schlag­zeu­ger plan­los durch die Har­mo­nien. Ich bemer­ke von links eine Bewe­gung und sehe einen her­un­ter­ge­kom­me­nen Typen im Parka mit Fus­sel­bart. Er kniet sich rela­tiv nah neben mir hin und wursch­telt in…