Gol­de­ne Schuh­spit­ze

von Matthias Fritz

Gol­de­ne Schuh­spit­ze

von Matthias Fritz

Kon­fe­renz­ta­ge sind nicht unbe­dingt mei­ne Lieb­lings­be­schäf­ti­gung, aber ges­tern star­te­ten wir mit einem Impuls in einer Kapel­le in Aachen. Wir beka­men den Auf­trag uns den Raum dort genau­er anzu­schau­en. Mein Blick blieb beim Altar hän­gen: Außen kom­plett schwarz lackiert, ein Qua­drat, vier Sei­ten aus Holz, die Vor­der- und Rück­sei­te offen und die Innen­sei­ten sind mit Blatt­gold aus­ge­legt. Es war ein beson­de­res Spiel, dass da zwi­schen Dun­kel und Strah­len statt­fand. Ein Blick, wie durch einen Tun­nel. Und ich erin­ner­te mich an die Mes­se, die ich dort ein­mal mit­ge­fei­ert hat­te. Wenn man als Pries­ter an die­sem Altar steht, dann tritt man auto­ma­tisch auf das Gold bzw. in den gol­de­nen, strah­len­den Raum hin­ein. Die Fuß­spit­zen tre­ten in den Qua­der hin­ein. An der Stel­le, an der der Pries­ter in der Regel steht, war das Gold auch schon etwas abge­tre­ten. Das unla­ckier­te Holz schim­mert dort schon durch.

Und ich erin­ner­te mich an einen Satz, den ich schon früh gelernt habe: An den Schu­hen kannst Du erken­nen wie ein Mensch so drauf ist. Klar lässt das Raum zur Spe­ku­la­ti­on: Sind die Schu­he dre­ckig, weil der Mensch einen lan­gen Weg gegan­gen ist, weil es drau­ßen reg­net, weil er zu faul ist die­se zu put­zen? Glän­zen die Schu­he so sehr, weil er beein­dru­cken, etwas über­spie­len oder dem Anlass eine beson­de­re Bedeu­tung geben will?

Mir wur­de aber klar, dass ich nach der Mes­se damals wohl auch etwas von dem Gold mit nach drau­ßen genom­men habe. Mei­ne Fuß­spit­zen stan­den auch mit in dem Qua­der. Habe ich die Welt mit der beson­de­ren Erfah­rung die­ser Fei­er ein wenig rei­cher, schö­ner, bun­ter, strah­len­der gemacht? Oder habe ich die­se Erfah­rung für mich behal­ten?

Klar, die Gedan­ken kön­nen noch wei­ter gehen. Ist hin­ter allem Gold nicht doch nur ein­fa­ches Holz, das vom Leben gezeich­net ist? Oder darf ich doch dar­auf hof­fen, dass mein Leben zwi­schen Dun­kel, Gold und ein­fa­chem Holz etwas Beson­de­res bleibt?