Es ist alles anders geblie­ben

von Gastbeitrag

Es ist alles anders geblie­ben

von Gastbeitrag

Wie fühlt es sich an, ein Jahr weg von zu Hau­se zu sein? Kaum eine Fra­ge hat mich in jün­ge­rer Ver­gan­gen­heit so beschäf­tigt wie die­se. Ein Jahr lang – von Sep­tem­ber 2014 bis August 2015 – leb­te ich als „Mis­sio­nar auf Zeit“ in Sim­bab­we. Nie zuvor hat­te ich mei­ne Hei­mat Aachen für eine der­art lan­ge Zeit ver­las­sen. Seit drei Wochen bin ich zurück auf deut­schem Boden. Wie es sich anfühlt? Irgend­wie nicht unge­wöhn­lich. Unspek­ta­ku­lär. Ziem­lich gleich.

Als ich noch in Sim­bab­we war, da hat­te ich mir beim Gedan­ken an Deutsch­land viel aus­ge­malt. Ob ich mir nicht fremd vor­kom­men wür­de beim Zusam­men­sein mit mei­ner Fami­lie? Ob ich über­haupt noch Lust auf mei­ne Freun­de hät­te — und aufs Stu­di­um erst? Ich war auf­ge­regt, ja fast ein wenig ner­vös beim Gedan­ken an alle die­se Fra­gen. Zurück in Deutsch­land klär­te sich alles schnell.

Mit mei­ner Fami­lie bin ich wei­ter­hin sehr eng und auf mei­ne Freun­de habe ich genau­so Lust wie auf mein bal­di­ges Stu­di­um. Irgend­wie hat sich nichts ver­än­dert. Das fand ich im ers­ten Moment schön, im zwei­ten mach­te es mich nach­denk­lich. Was bleibt von einem Jahr in Afri­ka, wenn sich nach weni­gen Ein­ge­wöh­nungs­ta­gen doch alles gleich anfühlt? Ein paar Bil­der auf mei­ner SD-Kar­te, klei­ne Anek­do­ten zum Wei­ter­erzäh­len und Blog-Ein­trä­ge bei raumrauschen.de?

Es aus die­ser Per­spek­ti­ve zu sehen, ist sicher­lich nicht rich­tig. Ich wer­de noch eini­ge Zeit zum Reflek­tie­ren brau­chen. Aber eine ers­te star­ke Erkennt­nis ist mir in den letz­ten Tagen schon gekom­men. Näm­lich, dass ein Leben in Deutsch­land alles ande­re als alter­na­tiv­los ist. Ein gutes Leben – es ist in Sim­bab­we genau­so mög­lich wie in Deutsch­land und vie­len wei­te­ren Län­dern der Welt. Ver­gan­ge­nes Jahr hät­te ich mir das nur schwer vor­stel­len kön­nen. Und das ist doch eine gute, neu­ge­won­ne­ne Erkennt­nis.

David Grze­schik