Auto­bahn-Voll­rausch

von Matthias Fritz

Auto­bahn-Voll­rausch

von Matthias Fritz

Und wie­der so ein Voll­rausch auf der Auto­bahn. Die Stre­cke zwi­schen Mön­chen­glad­bach und Aachen scheint es in sich zu haben – zumin­dest für mich. Dies­mal bin ich aber nicht allein unter­wegs, son­dern mit einer Bekann­ten. Sie berich­tet von vie­len Um- und Abbrü­chen in ihrem Leben und ich, ich sehe mich gera­de sel­ber auf der Über­hol­spur. Bild­lich und ganz real.

Nach 32 Jah­ren kann ich doch sagen, dass vie­les wie im Flug gelau­fen ist in mei­nem Leben. Schu­le, Stu­di­um, die ers­ten Berufs­jah­re, Fami­lie, Freun­de – alles ist nicht per­fekt, aber doch recht gut. Es gab auch Ein­schnit­te, teils dra­ma­tisch, teils trä­nen­reich, teils dem Tode nah. Klar gab es auch Näch­te und Tage, in denen mir ein „Mein Gott, mein Gott, war­um hast Du mich ver­las­sen?“ auf den Lip­pen lag. Es gab und gibt aber auch die­se „Mit mei­nem Gott über­sprin­ge ich Mauern“-Momente, in denen ich alles über­flie­gen und abhe­ben kann.

Ist das igno­rant? Ist das zu kurz gedacht? Wer­de ich den Brü­chen und Höhe­punk­ten in mei­nem Leben nicht gerecht?

War­um aber gibt es die­ses Gefühl ohne wirk­lich schwerg­rün­dig-exis­ten­ti­el­len Knick unter­wegs zu sein?

Manch­mal ver­mu­te ich, dass ich Erfah­run­gen auf den Moment ver­schie­be. Mein Leben kommt mir manch­mal zu kom­plex vor zwi­schen allen Men­schen, Ter­mi­nen, Erfah­run­gen und Emo­tio­nen. Pri­vat und beruf­lich aus­ge­spannt zu sein zwi­schen so vie­len Erfah­run­gen, das ruft auch nach Sta­bi­li­tät oder einer guten Ver­ar­bei­tungs­stra­te­gie. Die­se Sta­bi­li­tät und Ver­ar­bei­tungs­stra­te­gie zie­he ich mir dann aus mei­ner Pries­ter­wei­he. Da habe ich sehr deut­lich „Hier bin ich!“ sagen müs­sen. Erst im Auto zwi­schen Mön­chen­glad­bach und Aachen geht mir die­se neue Dimen­si­on auf. Mit die­sem „Hier bin ich!“, habe ich dem Moment eine Bedeu­tung in mei­nem Leben gege­ben. Ich kann doch gar nicht anders als das „hier“ und das „bin“ im Sinn von „sein“ als momen­ta­nes „ich“ zu beto­nen. Drei Mal beto­ne ich damit den Moment aus dem ich leben soll – nicht mehr und nicht weni­ger. Hier – bin – ich!

Foto: Cris­ti­an Iohan Şte­fă­nes­cu: Play­ing Ein­stein. Not­hing is real. (CC BY 2.0)