Am Ende der Worte
von Mareile Mevihsen
Am Ende der Worte
von Mareile Mevihsen
Fast drei Jahre ist es her, dass meine Freundin N. ihren Sohn tot zur Welt gebracht hat (Blogeintrag Sternenkind). Und das, von dem wir dachten, es würde sich niemals wiederholen, wirft düstere Schatten über die ersten Frühlingstage. Wir bangen um zwei Herzen, von denen wir nicht wissen, ob sie leben dürfen.
Mir fehlen die Worte nach diesen Jahren. Nach der Trauer, den wiederkehrenden Rückschlägen. Weil die Worte phrasenhaft wären, wenn sie jetzt wiederholt würden. Weil ich weiß, wie viele Menschen in ihrem Umfeld durch die falschen Worte kaputt gemacht haben. Aber gibt es jetzt noch richtige Worte?
Ich habe Angst. Ich habe Angst um die Babys, aber vor allem habe ich Angst um sie. Wenn sie diese Babys verliert, dann verliert sie sich selbst. Und ich habe keine Idee, wie ich sie auffangen soll.
Was sagt man am Ende der Worte? Was bleibt dann noch? Mitfühlen, Dasein, Umarmen, ja. Aber was, wenn das diesmal nicht mehr reicht? Wenn nichts mehr das jemals heilen kann? Wie sagt man “Du musst glauben und kämpfen”, wenn die Chancen gen Null stehen, dass es etwas nützt? Wie kämpft man für winzige Prozente Hoffnung? Wie glaubt man an Wunder, wenn alles zerbricht?
Foto: Stainless Images/Unsplash