Advent!

von Stefan Uerschelen

Eine Kol­le­gin hat mir fol­gen­des in eine E‑Mail geschrie­ben: „ Ich hof­fe, du hast bei aller Arbeit, die wir alle in die­ser Zeit so haben, auch ein wenig Zeit für den Advent und sei­ne schö­nen Sei­ten.“ Ehr­lich gesagt: Nein. Bis­her noch nicht.

Letz­te Woche habe ich noch gedacht, dass es ja ohne­hin erst die ers­te Woche ist und dass es schon noch kom­men wird. Aber jetzt het­ze ich schon auf den drit­ten Advent zu, ich habe noch kein Weih­nachts­ge­schenk und viel Mühe, zur Ruhe zu kom­men. Heu­te Abend soll ich ein geist­li­ches Wort zum Advent sagen, in Nie­der­au wird ein Advents­fens­ter ver­an­stal­tet (das ist eine klei­ne Advent­fei­er im Frei­en mit Glüh­wein, Advents­mu­sik und Gesel­lig­keit). Was soll ich sagen?

Ich wer­de sagen, dass der Advent nicht die Zeit der Ankunft ist, son­dern der Erwar­tung und der Vor­be­rei­tung. Klar: Wir seh­nen uns nach etwas Ruhe, nach Ent­schleu­ni­gung. Aber kann es sein, dass wir die­se Sehn­sucht ein­fach in die fal­sche Zeit hin­ein­pro­ji­zie­ren?

Kann es sein, dass wir uns die Ret­tung zur Unzeit wün­schen? Kann es sein, dass wir seit Sep­tem­ber schon Leb­ku­chen und Domi­no­stei­ne ange­bo­ten bekom­men und nun – so ähn­lich wie Kin­der vor der Besche­rung – ein­fach nicht mehr zur Ruhe kom­men, weil wir auf das Christ­kind war­ten müs­sen. Weih­nach­ten beginnt am 24.12. und nicht schon vor­her.

Die Tage der Ruhe, der Besinn­lich­keit und der Ent­schleu­ni­gung sind nicht die Tage im Advent, weil in die­ser Zeit ein­fach noch viel zu viel zu regeln, besor­gen und orga­ni­sie­ren ist. Erst mit dem Weih­nachts­fest wird es in mei­nem Leben ruhi­ger. Die dunk­len Tage zwi­schen den Jah­ren, die Zeit mit den vie­len Fei­er­ta­gen, das sind die besinn­li­chen Zei­ten. Das ist dann auch die Zeit, in der ich inner­lich zur Ruhe kom­men kann, weil das Fest vor­über ist, weil alles gut vor­be­rei­tet und orga­ni­siert war. Dann bekom­me ich auch den Kopf frei, denn alles, was mich zuvor beschäf­tigt hat, ist (hof­fent­lich) in Erfül­lung gegan­gen.

Der Advent ist eine geschäf­ti­ge und aus­ge­füll­te Zeit der Vor­be­rei­tung auf Weih­nach­ten und so betrach­tet ist das auch gut so. Den­noch bie­tet der Advent auch Gele­gen­hei­ten, schon einen Vor­ge­schmack auf die Erfül­lung zu erha­schen. Eben genau sol­che klei­nen Oasen, wie heu­te Abend das Advents­fens­ter in der Gemein­de St. Cyria­kus: Ein, zwei Stun­den Aus­zeit vom All­tags­trott. Eine klei­ner, beson­ders gestal­te­ter Zeit-Raum mit dem Ange­bot zum Inne­hal­ten, Pau­se zu machen und ein­mal durch­zu­at­men, bevor es danach wei­ter­geht.

Ich den­ke, so etwas das wer­de ich heu­te Abend sagen und die Men­schen dann ein­la­den, die klei­ne Pau­se gut zu nut­zen, ganz da zu sein und zu genie­ßen. Zu sehen, was lie­be Men­schen vor­be­rei­tet haben und sich dar­an zu freu­en. Wenn das gelingt, dann kann es ein guter Abend wer­den.