Feder­leicht und scho­ko­la­den­schwer

von Matthias Fritz

Feder­leicht und scho­ko­la­den­schwer

von Matthias Fritz

Der Sound­track mei­nes Lebens ist wohl im Jahr 1994 gebo­ren wor­den. Da war ich gera­de ein­mal 11 Jah­re alt und er ging in mei­ne Gene und mein spi­ri­tu­el­les Erb­gut über. Nur eine klei­ne Fol­ge von Sequen­zen, von Bil­dern mit Musik unter­legt soll­te mich ver­fol­gen, prä­gen, näher zum Leben füh­ren: feder­leicht und scho­ko­la­den­schwer.

Da fliegt eine klei­ne wei­ße Feder aus der Höhe, durch Wol­ken, ganz leicht dem Boden ent­ge­gen. Vom Fir­ma­ment scheint sie gebo­ren. Der Wind umweht sie, spielt mit ihr durch Häu­ser­schluch­ten bis vor die Füße eines Man­nes. Und hier wird sie zum ers­ten Mal von ande­ren gese­hen — Men­schen die nicht rei­ne Zuschau­er sind. Er ergreift sie, begreift sie und mir wird klar, dass das Leben für die­sen Mann etwas feder­leich­tes hat: For­rest Gump. Und doch wen­det sich das Blatt, wenn sich der Wind dreht. Denn er sel­ber bie­tet sei­ne feder­leich­te Lebens­art mit einem Hauch von Scho­ko­la­den­schwe­re an: „Life is like a box of cho­co­la­tes, you never know what you gon­na get!“ Die­ses Leben kann auch scho­ko­la­den­schwer sein und krum­me neben gera­den Wegen gehen. Scho­ko­la­den­schwe­re hat die Qua­li­tät von Süße und plötz­li­cher Ener­gie, füllt mich aus, voll­mun­dig, kann trä­ge machen und bele­ben zugleich. Sie ist aber auch eine Ver­rückt­heit, wie auch die Feder­leich­tig­keit. Bei­de spie­len mit­ein­an­der, suchen den Dia­log, das Gespräch der Erdung aus­ge­streckt bis zum Hori­zont und der Him­mels­hö­he bis zum Grund.

Zwi­schen die­sen zwei Geschmä­ckern und Gefüh­len erstreckt sich mei­ne Spi­ri­tua­li­tät, mein spi­ri­tu­el­les Erb­gut und mein Leben. Ich glau­be, hof­fe, lie­be feder­leicht und scho­ko­la­den­schwer im Sound­track mei­nes Lebens. Manch­mal möch­te ich mein Leben auch so erzäh­len kön­nen: feder­leicht und scho­ko­la­den­schwer. Dann läuft die­se Musik in mei­nem Kopf und wird der Hin­ter­grund, die Kraft die mich antreibt. Ges­tern war er wie­der – ganz plötz­lich: Der Geschmack von Scho­ko­la­de und die Leich­tig­keit in der Luft tan­zen zu wol­len. Da war sie wie­der, die Box mit Scho­ko­la­de und ich hat­te nicht geahnt, was ich krie­gen wür­de …

Foto: Par­tha S. Saha­na: a fea­ther (CC BY 2.0)