Geburts­tags­ge­dan­ken

von Mareile Mevihsen

Geburts­tags­ge­dan­ken

von Mareile Mevihsen

Ich hat­te Geburts­tag vor ein paar Tagen. Am Abend lag ich völ­lig erschla­gen im Bett, obwohl ich die Feie­rei schon sehr redu­ziert hat­te. Und die Melan­cho­lie mach­te sich breit und ich hader­te mit dem Alter, dem grau­en Haar, das ich wie­der ent­deckt hat­te und der Zeit, die mir davon lief.

Ich woll­te nie zulas­sen, dass mich das Mut­ter-sein ver­än­dert. Bloß nichts auf­ge­ben von mei­nem Frei­heits­drang, von der Sehn­sucht nach wil­dem Leben, nach Unab­hän­gig­keit und unzäh­li­gen Optio­nen.

Alles hat sei­ne Zeit. Steht schon in der Bibel. Wird oft zitiert. Was es bedeu­tet begrei­fe ich erst jetzt. Mei­ne Lebens­zeit zer­rinnt unter mei­nen Fin­gern, das spü­re ich, seit ich einem ande­ren Leben beim Wach­sen zuse­hen darf. Mit jedem Ent­wick­lungs­schritt, den der Klei­ne macht, alte­re ich ein klit­ze­klei­nes biss­chen. Und das macht mir Angst. Gefan­gen in der Fra­ge, ob ich nicht doch noch die Eltern­zeit ver­län­ge­re oder wie­der arbei­ten soll­te, sehe ich die Zeit ent­schwin­den. Und die hun­dert­mil­lio­nen “Aber”. An ers­ter Stel­le dass wir uns finan­zi­ell eigent­lich nicht leis­ten kön­nen, dass ich zuhau­se blei­be. Da sind all die Ver­pflich­tun­gen den Men­schen gegen­über, mit denen ich arbei­te. Da ist die Angst was mit der Stel­le pas­siert, wenn man eine Wei­le nicht dabei ist. Aus den Augen, aus dem Sinn? Und die Sand­uhr läuft ste­tig wei­ter.

Der Plan? Eine Tönung für die Haa­re auf jeden Fall. Und sonst so? Kopf aus, Herz an. In die Stil­le hor­chen. Auf Ant­wort war­ten.

Eine Ahnung haben. Davon dass ich die Ant­wort ken­ne, lan­ge schon. Eigent­lich immer. Dass es eine Sehn­sucht in mir gibt, die mich einst krank gemacht hat. Und mich jetzt heil macht. Und ganz.

Alles hat sei­ne Zeit. Jetzt ist sie da. Hei­len, lie­ben, bau­en, lachen, tan­zen, umar­men, pflan­zen, sam­meln (und so vie­les mehr, im Buch Kohe­let). All das liegt zum 31. Geburts­tag auf mei­nem Gaben­tisch:

Du.darfst.jetzt.glücklich.sein.

Die Zeit dafür ist längst da.