Men­schen­fi­scher

von Mareile Mevihsen

Men­schen­fi­scher

von Mareile Mevihsen

Harald ist mein Lieb­lings­kol­le­ge. Schon immer. Als ich vor fünf Jah­ren ange­fan­gen habe, als Jugend­be­auf­trag­te zu arbei­ten, war er es, der mich an die Hand nahm und erzähl­te. Von sei­ner Visi­on von Kir­che. Er steck­te mich an.

Als wir unser Jugend­kir­chen-Pro­jekt began­nen, ahn­ten wir nicht wie wenig und zugleich wie viel wir errei­chen soll­ten. Das ist sei­ner Beharr­lich­keit, sei­ner Krea­ti­vi­tät und sei­ner Stand­fes­tig­keit zu ver­dan­ken. Es war nicht immer leicht für mich da mit­zu­hal­ten. Er hat­te die Kon­tak­te, er hat­te die Berufs- und Lebens­er­fah­rung. Unser Ehren­amt­ler-Team liebt ihn mehr als alles ande­re. Ich bin da mehr Sta­tist. Das tat manch­mal ganz schön weh. Und so haben wir viel­fach mit­ein­an­der gerun­gen in den letz­ten fünf Jah­ren. Gelacht und geweint, gebe­tet und geschimpft und geju­belt.

Aber wir wuss­ten immer eins: Wir gehö­ren zusam­men, wir sind ein Team und gemein­sam stark. Im Som­mer ging ich dann in die Eltern­zeit. Und jetzt geht er und wech­selt die Stel­le. Das war ein ech­ter Schock. Und doch viel­leicht kein Zufall, dass für uns bei­de nun ein neu­er Lebens­ab­schnitt beginnt.

Von Harald durf­te ich ler­nen, dass manch­mal weni­ger mehr ist und dass die lei­sen Töne die Musik machen. Ich durf­te an ihm beob­ach­ten, dass er jedem ein­zel­nen Men­schen, und sei er noch so anstren­gend und nerv­tö­tend, mit Wert­schät­zung gegen­über trat und trotz­dem für das ein­trat, an was er glaub­te. Er blieb immer fair und gerecht. Und was er am Bes­ten konn­te war eine Büh­ne zu schaf­fen, auf der jeder strah­len durf­te mit dem was ihm lag, wäh­rend er beschei­den im Hin­ter­grund agier­te. Und der des­halb häu­fig unter­schätzt wird.

War­um aber die­ses Lob­lied hier im Blog? Weil Harald einer ist, der aus sei­nem Glau­ben lebt. Der wirk­lich für das ein­steht, was ihm wich­tig ist. Der Nach­fol­ge ernst nimmt. Einer, der dazu gebo­ren ist Men­schen­fi­scher zu sein. Der nach Jahr­zehn­ten als Pas­to­ral­re­fe­rent die Hoff­nung auf eine Kir­che der Zukunft nicht auf­ge­ge­ben hat. Und der bereit ist neu auf­zu­bre­chen, sich ein­zu­las­sen und bei den Men­schen zu sein.

Dafür bewun­de­re ich dich. Aber auch, weil du mir über die Jah­re nicht nur Kol­le­ge warst, son­dern auch Freund. Und weil du all mei­ne Wege mit­ge­gan­gen bist, die leich­ten und die schwe­ren.

Solan­ge es Men­schen wie dich gibt, kann ich an Kir­che glau­ben. Jetzt dür­fen ande­re mit dir arbei­ten.