Schwes­tern wie ich

von Gastbeitrag

Schwes­tern wie ich

von Gastbeitrag

“Wenn es mehr Schwes­tern wie Sie gäbe, wür­de ich aus der Kir­che aus­tre­ten!”

Zuge­ge­ben: Ich habe mich dar­an gewöhnt, dass der Umgangs­ton im Inter­net rau ist, aber so etwas hat­te mir auch dort bis dahin noch nie­mand gesagt. Eine bil­li­ge Retour­kut­sche lag mir schon auf der Tas­ta­tur, zum Glück konn­te ich sie mir ver­knei­fen. Statt­des­sen habe ich ange­fan­gen, über die Aus­sa­ge nach­zu­den­ken.

Man soll­te sie nicht zu wört­lich neh­men, denn sie war zu spä­ter Stun­de und im Eifer eines ver­ba­len Gefechts geschrie­ben wor­den. Doch dahin­ter steckt ja mehr. Eine Hal­tung, eine Sicht auf unse­re Kir­che.

“Wenn es mehr Schwes­tern wie Sie gäbe…”

Ich habe die gute Frau nicht dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es durch­aus noch mehr Schwes­tern wie mich gibt. Sogar sehr viel mehr. Eigent­lich wäre es sogar aus­ge­spro­chen ver­mes­sen von mir, wenn ich behaup­ten woll­te, ich sei etwas Beson­de­res. Ich bin nur eine von vie­len — viel­leicht ein biss­chen lau­ter. Ja, wir sind nicht alle so brav und demü­tig und wir haben auch nicht alle die­sel­be kir­chen­po­li­ti­sche Ein­stel­lung. Sind wir des­halb schlech­te Chris­ten? Schlech­te Katho­li­ken? Schlech­te Schwes­tern? Ich glau­be, das Pro­blem lag vor allem bei der Schwes­ter. Ein nor­ma­ler Katho­lik darf alles mög­li­che. Eine Schwes­ter soll­te eigent­lich hei­lig sein. Ist sie es nicht, dann gilt sie man­chen sofort als schein­hei­lig.

“…dann wür­de ich aus der Kir­che aus­tre­ten!”

Was ist unse­re Kir­che nur für ein selt­sa­mer Ver­ein! Einer­seits sagen wir, sie sei “die Braut Chris­ti” und sie wer­de in Ewig­keit nicht von den Pfor­ten der Höl­le ver­schlun­gen wer­den (so steht es immer­hin im Evan­ge­li­um) — ande­rer­seits tre­ten wir mal eben lus­tig aus, weil sie sich in eine Rich­tung ent­wi­ckelt, die uns nicht passt. Ich weiß ja umge­kehrt auch, dass es mehr Frau­en wie mei­ne Dia­log­part­ne­rin in unse­rer Kir­che gibt. Das macht mich in sol­chen Momen­ten etwas rat­los und trau­rig, aber des­we­gen ver­las­se ich mei­ne Kir­che doch nicht.

Im Gegen­teil: Ich bin froh, dass unse­re Kir­che so groß ist, dass sie sowohl Schwes­tern wie mich als auch Frau­en wie die­se in sich ver­eint. Jesus Chris­tus hat uns alle geru­fen. Er hat ger­ne dis­ku­tiert und um die rech­te Art des Glau­bens gerun­gen. Aber dabei hat­te er Gott im Sinn und war vol­ler Lie­be zu sei­nen Mit­men­schen. Wenn wir ihm fol­gen, wenn wir auf ihn schau­en, dann könn­ten wir eigent­lich das Inter­es­se an Flü­gel­kämp­fen ver­lie­ren.

Sr. Bar­ba­ra

Foto: Rob Whita­ker: nuns (CC BY-NC 2.0)