Mit allen Wassern gewaschen – Pfingsten anders
von Matthias Fritz
Mit allen Wassern gewaschen – Pfingsten anders
von Matthias Fritz
Unser Gott ist wohl mit allen Wassern gewaschen! Dabei sind so viele Christen doch Landratten. An Land ist es sicher, trocken und behaglich. Hier kann ich meine Hütte bauen und mein Leben gut leben. Daneben steht aber immer wieder ein bewegteres Bild. Ein Kirchenschlager des letzten Jahrhunderts sagt es so:
Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit. Das Ziel das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit…
Ich glaube, dass wir dieses Lied in jedem zweiten Schulgottesdienst geschmettert haben. Es rangierte direkt hinter Laudato si. Und immer habe ich uns als ein Schiff verstanden, dass auf der feindlichen See bzw. auf dem feindlichen Meer bestehen muss.
Aber diesen Sonntag ging es mir ganz anders auf. Bei einem Gottesdienst hörte ich eine Predigt zu einer dieser Bootsgeschichten der Bibel und mir kam ein Gedanke: Nachdem Jesus 5000 Menschen gespeist hatte, forderte er die Jünger auf, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken.
Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um in der Einsamkeit zu beten. Spät am Abend war er immer noch allein auf dem Berg. Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen; er ging auf dem See. Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Darauf erwiderte ihm Petrus: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme. Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu. Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind. Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.
Ist Jesus, der Gottessohn, der Superheld, der das Meer bezwingt und den bösen und feindlichen Wellen trotzt und seinen Jünger entgegeneilt? Oder ist das Wasser des Sees, dass sich in Wellen gegen das Boot stellt nicht ein Element Gottes?
Manchmal kommt es mir vor, dass Gott uns einfach mal den Wind ins Gesicht pustet und uns wachrütteln will – weil wir es uns in unserer Nußschale so bequem gemacht haben. Das Wasser und die Wellen sind nicht der Feind, sondern Gottes Gehweg, seine Hilfe, sein Aufschreckmodus. Manchmal brauche ich diesen Gegenwind, um meinen Kurs zu korrigieren.
Und ich bin nicht für diese Nußschale von Boot gemacht, wo ich mich nach dem Crash im Notfall noch an einer der Planken des Schiffbruchs festhalten muss. Mit der Taufe bin ich doch in Gottes Element Wasser hineingeworfen. Mit der Taufe habe ich sozusagen mein Seepferdchen bekommen und darf jetzt ein Gottesschwimmer sein. Wir sind für das offene Meer gemacht und nicht für den Hafen, wurde der Gemeinde in der Predigt gesagt. Und das kann ich nur unterstützen. Ich muss als Christ schwimmen lernen, damit ich mich den Wellen und Strömungen, den Stürmen und Fluten anpassen kann und mich nicht in mein bequemes Schiff zurückziehe. Gott ruft mich ins Wasser – in die Fluten des Lebens. Denn das ist sein Element, in das er auch mich gerufen hat!
Foto: Georgie Pauwels: behind the rain (CC BY 2.0)