Die Welt ist eine Insel

von Gastbeitrag

Die Welt ist eine Insel

von Gastbeitrag

Zwei Namen in den Nach­rich­ten lie­ßen mich vor ein paar Tagen auf­hor­chen: Vanua­tu und Tuva­lu. Zwei Insel­staa­ten im Süd­pa­zi­fik. Zyklon Pam hat ihnen und wei­te­ren Inseln schwers­te Schä­den zuge­fügt, das genaue Aus­maß ist noch unbe­kannt. Doch die Aus­wir­kun­gen auf Mensch und Natur sind ver­hee­rend.

Die Namen der Insel­staa­ten waren mir aus einer BBC-Doku-Rei­he über den Süd­pa­zi­fik bekannt, die vor ein paar Jah­ren im Fern­se­hen lief. Bis dahin waren sie mir über­haupt kein Begriff gewe­sen. Aus typisch euro­pä­isch-zen­trier­tem Welt­bild war für mich die Süd­see „irgend­wo da unten“ und ein Kli­schee aus dem Rei­se­pro­spekt. Die Doku stellt Flo­ra und Fau­na des Süd­pa­zi­fiks und sei­ner Inseln vor und natür­lich auch, wie die Men­schen auf den klei­nen und abge­le­ge­nen Inseln leben. Das hat mich fas­zi­niert. Dort auf kleins­tem Raum, sind die Men­schen größ­ten­teils auf sich allei­ne gestellt, drum­her­um nur Was­ser. Das, was sie zum Leben brau­chen, rin­gen sie müh­sam der Natur, dem Meer ab. Doch sie neh­men nur das, was sie wirk­lich benö­ti­gen, immer in dem Bewusst­sein, dass die Res­sour­cen der Insel knapp und äußerst begrenzt sind. Bei der Jagd wird auf die Scho­nung des Tier­be­stan­des geach­tet, sonst wäre auch die eige­ne Exis­tenz irgend­wann gefähr­det.

Was mich an die­ser Nach­richt über den Zyklon so scho­ckiert hat: Die Men­schen auf den Inseln kön­nen den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels kaum aus­wei­chen, sie bekom­men ihn direkt zu spü­ren, obwohl sie mit am wenigs­ten dazu bei­tra­gen. Ich dage­gen sor­ge mit mei­nem Luxus­le­bens­stil jeden Tag ein biss­chen mehr dafür, dass sich die kli­ma­ti­schen Ver­hält­nis­se welt­weit ver­schlim­mern, gemein­sam mit vie­len ande­ren Men­schen in den soge­nann­ten Indus­trie­staa­ten die­ser Welt. Viel­leicht ist das, was uns fehlt, das Gefühl, auf einer Insel zu leben. Die Erde ist auch nur begrenzt, doch im All­tag fehlt uns der Blick dafür. Wenn wir auf­merk­sam wären, könn­ten wir aus der Ver­gan­gen­heit ler­nen.

So bin ich von einer Stel­le der Doku immer wie­der aufs Neue nach­hal­tig erschüt­tert, näm­lich dann, wenn die Spra­che auf die Oster­in­sel im Süd­ost­pa­zi­fik kommt. Die Insel erlang­te trau­ri­ge Berühmt­heit. Wis­sen­schaft­li­che Theo­rien besa­gen, dass die Kul­tur des dama­li­gen Insel­vol­kes vor ein paar Jahr­hun­der­ten höchst­wahr­schein­lich des­we­gen zer­fiel, weil man kei­ne Rück­sicht auf die natür­li­chen Res­sour­cen genom­men hat­te. Heu­te warnt uns die kah­le Pazi­fik­in­sel mit den monu­men­ta­len Stein­sta­tu­en vor mensch­li­chem Zer­stö­rungs­ei­fer und Igno­ranz.

Lei­der scheint es als Mah­nung nicht zu rei­chen. Ich fra­ge mich: Was machen wir denn welt­weit gese­hen heu­te anders? Sind wir nicht auf ähn­li­chem Kurs? Und wann wer­den wir das end­lich ändern?

Chris­tia­ne Schmitz

Foto: Ronald Woan: Eas­ter Island (CC BY-NC 2.0)