Ein­tau­chen

von Matthias Fritz

Ein­tau­chen

von Matthias Fritz

Kurz vor dem Toten Meer ist er nur noch ein Rinn­sal: der Jor­dan. Trotz­dem scheint er vie­le Men­schen in der judäi­schen Wüs­te noch magisch anzu­zie­hen. In El-Magh­t­as ste­hen vie­le ortho­do­xe Chris­ten in Bade­kla­mot­ten und einem wei­ßen „Tauf­kleid“. Sie tau­chen unter in die brau­nen Was­ser des viel­leicht knapp sechs Meter brei­ten Jor­dan. Ich wür­de da nicht ein­tau­chen. Das ist mir zu dre­ckig.

Aber vie­le tau­chen ein und lächeln erfüllt und glück­lich. Sie sin­gen, sie beten, sie las­sen sich von den Pries­tern ihrer Grup­pen unter Was­ser tau­chen. Sie ver­su­chen sich an das zu erin­nern, was auch bei Ihnen kurz nach ihrer Geburt pas­siert ist. Ich habe nur noch Bil­der und mei­ne Eltern als Erin­ne­rung dar­an.

Was mir davon geblie­ben ist? Ich bin Christ und kann mich beim Betre­ten einer Kir­che „etwas nass machen“. Das ist jetzt stark ver­kürzt, aber das freu­di­ge Erleb­nis die­ser Chris­ten vor mir in den Was­sern des Jor­dan kann ich so wenig tei­len. Dabei freue ich mich für sie und gön­ne es ihnen. Für mich passt es nicht. Ich stau­ne vor allem über das Gefühl, das sie damit ver­bin­den. Wäre ich auch glück­lich, wenn ich Chris­ten­tum nur als mei­ne Lebens­phi­lo­so­phie leben wür­de und nicht als Christ. Was gibt es mir näher/als Christ dabei zu sein? Mein Leben wür­de anders ver­lau­fen.

Wür­de mir das schon rei­chen? Heu­te an die­ser Stel­le am Jor­dan scheint mir mei­ne Tau­fe ganz fern zu sein.