See­er­leb­nis

von Matthias Fritz

See­er­leb­nis

von Matthias Fritz

Auf zwei Orte freue ich mich bei Isra­el­rei­sen beson­ders: Jeru­sa­lem und den See Gene­sa­reth. Die­se zwei Orte könn­ten nicht wei­ter von­ein­an­der ent­fernt lie­gen. Der See liegt ruhig zwi­schen Hügel und plät­schert oder bewegt sich schon ein­mal im Sturm und Jeru­sa­lem bro­delt, kocht zwi­schen den Pil­ger­grup­pen und den hei­mi­schen Ara­bern und Juden. Kein Wun­der, dass Jesus den See zu sei­ner Wahl­hei­mat gemacht hat. Vie­le Geschich­ten sei­nes Lebens haben rund um die­sen See statt­ge­fun­den. Hei­lun­gen, Wun­der, Reden, Ruhe­zei­ten, Gebet, Streit. Die Bibel ver­steckt dar­in vie­le Emo­tio­nen, auch wenn sie die­se nicht benennt.

Am meis­ten beein­druckt mich die Geschich­te vom Haupt­mann von Kafar­na­um. Das Evan­ge­li­um nach Mat­thä­us berich­tet davon (Mt 8,5 – 10).

Als er nach Kafar­na­um kam, trat ein Haupt­mann an ihn her­an und bat ihn: Herr, mein Die­ner liegt gelähmt zu Hau­se und hat gro­ße Schmer­zen. Jesus sag­te zu ihm: Ich will kom­men und ihn gesund machen. Da ant­wor­te­te der Haupt­mann: Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Die­ner gesund. Auch ich muss Befeh­len gehor­chen und ich habe sel­ber Sol­da­ten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu mei­nem Die­ner: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt, als er das hör­te, und sag­te zu denen, die ihm nach­folg­ten: Amen, das sage ich euch: Einen sol­chen Glau­ben habe ich in Isra­el noch bei nie­mand gefun­den.

Die Geschich­te zeigt mir die­sen Jesus als Men­schen, nicht fern, nicht Gott allein, nicht per­fekt. Er lernt dazu. Er hat die­sen Frem­den und Hei­den falsch ein­ge­schätzt. Er hat­te Vor­ur­tei­le. So wie ich sie oft habe. Aber das Beson­de­re ist, dass der Haupt­mann Grö­ße zeigt. Er weiß, dass sein römi­sches Haus für einen Juden unrein ist. Er glaubt dar­an, dass Jesus hel­fen kann. Sei­ne Ver­zweif­lung und Hoff­nung, sei­ne Lie­be zu sei­nem Die­ner spren­gen die Gren­zen zwi­schen Reli­gio­nen, Kul­tu­ren und Natio­na­li­tä­ten.

Erst durch den Haupt­mann tref­fen die Bei­den auf­ein­an­der und reden, han­deln, gehen nicht anein­an­der vor­bei. Wenn ich mir auch etwas davon mit­neh­men könn­te…