Ein­mal die Hoch­zeits­suite bit­te!

von Matthias Fritz

Ein­mal die Hoch­zeits­suite bit­te!

von Matthias Fritz

„And this is your room, father Fritz!”

Dabei hat­te ich mir nichts gedacht, aber der Anblick des Zim­mers über­traf mei­ne kühns­ten Gedan­ken! „Das muss die Hoch­zeits­suite sein!“ Naja, die ara­bi­sche Vari­an­te viel­leicht. Ich mach­te wohl etwas impul­siv einen Schritt rück­wärts aus dem Raum raus, denn die Bett­de­cke mit Rosen­blät­tern, teil­wei­se in Herz­form, die Fleece­de­cken mit Reh­kit­zen und die roten Vor­hän­ge mit Pai­let­ten waren wirk­lich ein wenig zu viel für mei­nen Geschmack. Wie­der vor der Zim­mer­tür warf ich einen wohl ver­zwei­fel­ten Blick in das Nach­bar­zim­mer, in dem ein Ehe­paar ein­quar­tiert wor­den war: das iden­ti­sche Design, aller­dings mit Dop­pel­bett. Der Besit­zer der Unter­kunft lächel­te mich immer noch an. Also bedank­te ich mich und bezog mein Zim­mer.

Was hat­te ich denn von Cana erwar­tet? Klar, das ein­zi­ge High­light der Stadt ist eine Hoch­zeits­kir­che, in der die Erin­ne­rung an eben jene Hoch­zeit noch lebt, in der Jesus aus Was­ser Wein gemacht hat­te. Aber ein Zim­mer im Style der ara­bi­schen Hoch­zeit delu­xe?

Nach meh­re­ren Hoch­zei­ten im Freun­des­kreis und in den Gemein­den habe ich schon eine brei­te Palet­te an Gestal­tun­gen erlebt, aber so hat hof­fent­lich noch nie­mand danach die Nacht ver­bracht. Als Sin­gle und Pries­ter stellt sich die Fra­ge ja auch weni­ger, wie ich die ers­te Nacht nach der Wei­he ver­brin­ge. Auch einen Jung­ge­sel­len­ab­schied habe ich nicht gefei­ert. Viel­leicht habe ich da etwas ver­passt. Oder es wäre noch eine Markt­lü­cke. Aber wie sähe der idea­le Jung­ge­sel­len­ab­schied für einen ange­hen­den Pries­ter aus?

Eines weiß ich genau: So wie in Cana nicht! Das war mir zu viel Raum­rau­schen. Dafür war der Schlaf (berau­schend) gut.