Kof­fer-Raum

von Matthias Fritz

Kof­fer-Raum

von Matthias Fritz

Ich habe schon man­chen Kof­fer in mei­nem Leben gepackt – häu­fig ging er nur schwer zu. Als Kin­der muss­ten wir uns auf den Kof­fer set­zen und unser Vater zog dann um uns her­um den Reiß­ver­schluss zu. Dick gebeult ging der Kof­fer dann ins Auto – mit allen Din­gen, die wir so für einen Urlaub gebrau­chen könn­ten.

Kof­fer­pa­cken will aber auch gelernt sein – oder nicht? Es gab schon Zei­ten, da habe ich alles wild in mei­nen Kof­fer gewor­fen und ich bin damit gut gereist. Alles Nöti­ge war drin und wenn was fehl­te, dann wur­de impro­vi­siert. Was brau­che ich auch mehr als etwas Wäsche, Hygie­ne­kram und vor allem vie­le Bücher? Mit der Zeit habe ich gelernt, ordent­li­cher zu packen. Manch­mal lag es dar­an, dass ich viel zu vie­le Din­ge im Urlaub oder auf dem Trip gekauft habe und es dann nicht mehr alles auf dem Rück­weg rein­pass­te. Im Auto ist das noch ok. Da gin­gen die Tüten mit dem über­schüs­si­gen Kram noch neben die Kof­fer hin­ten ins Auto. Aber beim Flie­gen muss­te ich da schon bes­ser drauf sein. Der Ruck­sack war immer gut gefüllt und er pass­te nie oben in die Abla­ge, son­dern immer nur unter den Sitz des Vor­der­manns bzw. der Vor­der­frau. Und wenn es ganz eng wur­de, dann wur­de eine Umhän­ge­ta­sche zur Lap­top­ta­sche umfunk­tio­niert und konn­te mit reich­lich mehr Bal­last auch noch an Bord. So habe ich mal einen gan­zen Umzug von Chi­ca­go gema­nagt.

Der Super­gau trat ein, als letz­tes Jahr in Afri­ka mein Kof­fer weg war. Das war nicht zwi­schen­durch oder am Ende – es war direkt nach der Lan­dung. Aber auch das habe ich geschafft. Das Gefühl ist nur ein mie­ses, so ganz ohne die eige­nen Sachen da zu ste­hen. Nur mit dem, was im Ruck­sack noch drin ist. Da konn­te mir dann kein Tablet, kein Buch, kein Rei­se­füh­rer hel­fen.

Eigent­lich hät­te ich aus die­sen vie­len Malen ler­nen sol­len. Ler­nen, was ich bes­ser Zuhau­se las­se; ler­nen, was ich bes­ser doch mit­neh­men soll­te; ler­nen, dass ich bes­ser Raum für mei­ne Mit­bring­sel las­se. War­um aber packe ich mei­nen Kof­fer immer so wei­ter und war­um hat es sich in all den Jah­ren nicht geän­dert?

Ich glau­be, weil ich mit dem Kof­fer Sicher­heit und Stan­dard ein­pa­cke und dar­in auch etwas Zuhau­se mit­neh­me. Viel­leicht las­se ich auch nur so wenig Platz dar­in, weil ich nicht damit rech­ne, mehr als Erin­ne­run­gen nach Hau­se mit­neh­men zu wol­len und doch an Gegen­stän­den und Über­ra­schun­gen für Freun­de und Fami­lie nicht vor­bei­ge­hen kann. In Afri­ka ging es mir so. Ich wuss­te ja nicht, ob ich da noch ein­mal hin­kom­me – also nimmst du die­ses oder jenes mit …

Kof­fer­pa­cken kann ich wohl nicht ler­nen – hier beginnt das Aben­teu­er für mich bereits …

Wie sieht Euer Kof­fer­aben­teu­er aus?