RAUMRAUSCHEN

Wir glau­ben, dass uns Gott jeden Tag in klei­nen und gro­ßen Din­gen begeg­nen kann. Davon will wir erzäh­len: Unter­wegs, zuhau­se und an vie­len ande­ren Orten. Das sind Räu­me in denen wir leben und wo wir immer wie­der auf ein Rau­schen tref­fen.

Omas Poesiealbim

Omas Poe­sie­al­bum

Seit eini­gen Jah­ren hab ich wirk­lich Pro­ble­me, in Weih­nachts­stim­mung zu kom­men. Kei­ne Sor­ge, ich stim­me nicht den Kla­ge­ge­sang an mit “zu viel Stress, zu viel Kon­sum”. Das ist etwas, das ich ja selbst ändern könn­te. Nein, ich emp­fin­de eine so gro­ße Zer­ris­sen­heit zwi­schen der rie­si­gen Vor­freu­de mei­ner Kin­der, den wört­lich strah­len­den Kin­der­au­gen und ihrer Begeis­te­rung…
Vibrant birthday decoration with silver number 10 candles and colorful confetti on a white background.

„Will­kom­men“ stand ganz ein­fach über dem ers­ten Bei­trag

Am 12. Dezem­ber 2014 star­te­ten wir den ers­ten Bei­trag auf Raum­rau­schen und ein neu­es Pro­jekt war gebo­ren. Zuerst mach­ten ein paar Men­schen aus und rund um Aachen mit, aber alles zog Krei­se. Neue Raum­rau­schen­de kamen hin­zu, ande­re gin­gen wie­der. So auch ich. Gera­de habe ich noch­mal durch die Bei­trä­ge der ver­gan­ge­nen 10 Jah­re gescrollt. 10…

Im Sys­tem Kir­che

Es gibt Tage, die sind ein­fach uner­träg­lich. Die sind furcht­bar. Die hal­te ich nicht aus. Da will ich alles hin­wer­fen und ein­fach etwas ande­res tun, jemand ande­res sein. Am letz­ten Don­ners­tag* war so ein Tag. In Mün­chen wur­den von einer unab­hän­gi­gen Anwalts­kanz­lei die Ergeb­nis­se ihrer Nach­for­schun­gen zu Fäl­len von sexu­el­lem Miss­brauch inner­halb der katho­li­schen Kir­che…

Neu­jahr

Alles neu. Neu­es Jahr, neu­er Start, neu­es Leben. Alles anders. Und immer noch soviel was offen bleibt. War­te­schlei­fen dre­hend. Schon im alten Jahr die Neu­jahrs­vor­sät­ze umge­setzt. Spü­ren wie der Kör­per sich erin­nert. An Schritt­fol­gen, Mus­keln die es zu mobi­li­sie­ren gilt, Federn, was immer der Boden mir anbie­tet. Arme aus­brei­ten und tief ein­at­men. An Gren­zen kom­men…

Im Schat­ten des Kirch­turms

Ich sit­ze im Schat­ten des Kirch­turms. Noch ist der Schat­ten fern, noch küs­sen die spät­nach­mit­tag­li­chen Son­nen­strah­len mei­ne Wan­gen. Wir sit­zen in den nach­ge­bil­de­ten Grund­ris­sen des alten Kir­chen­ge­bäu­des, im Denk­mal, wäh­rend sich neben uns der Kirch­turm in den Him­mel reckt. Jeder von uns an einem ande­ren Ort, einer von euch unterm Baum, der ande­re balan­ciert über…

Ich habe kei­ne Wor­te dafür

Ich hat­te mir für den Feri­en­be­ginn vor­ge­nom­men, mal wie­der für Raum­rau­schen zu schrei­ben – doch alles, was ich in den letz­ten Wochen an Gedan­ken gesam­melt und an Tex­ten ange­fan­gen hat­te, schien mir plötz­lich zu banal zu sein. Nach­dem das Unwet­ter im Wes­ten Deutsch­lands gewü­tet, Ort­schaf­ten sowie Exis­ten­zen zer­stört und Men­schen­le­ben been­det hat­te, stand ich sprach­los…

Dra­chen und Ein­hör­ner

Eine Schnee­flo­cke lässt sich bis ins kleins­te Mole­kül ana­ly­sie­ren und auf­schlüs­seln. Unse­re Welt besteht aus For­meln. Aber wie fühlt es sich an, inmit­ten eines Schnee­f­lo­­cken-Getüm­­mels zu ste­hen und zu sehen, wie die Welt sich ver­zau­bert? Men­schen sind bere­chen­bar. Jedes Com­pu­ter­sys­tem kann mich ana­ly­sie­ren. Mög­li­cher­wei­se weiß es mehr über mich als enge Freun­de. Der Algo­rith­mus lügt…

Was bleibt

Was bleibt wenn wir gehen? Unse­re Face­book Posts über tol­le Urlau­be? Eine Kis­te vol­ler stau­bi­ger Erin­ne­run­gen? Was bleibt, wenn wir Men­schen ver­las­sen? Wut und Trau­er? Lie­ber hät­te ich es nicht erlebt? Was bleibt wenn jemand oder etwas stirbt? Ein Name gemei­ßelt in Stein? Ver­wit­ter­te Buch­sta­ben aus einer ande­ren Zeit? Was wäre, wenn du bleibst? Wenn…

Qua­ran­­tä­­ne-Wei­h­­nacht

Es war mein per­sön­li­cher Super-GAU: Am 14.12.2020 kam die Info, ein Kind aus der Kita wäre posi­tiv getes­tet. Der gan­ze Kin­der­gar­ten ging in Qua­ran­tä­ne, bis zum ein­schließ­lich 25.12., Weih­nach­ten war gestor­ben. Ich sel­ber hat­te hin­ge­ar­bei­tet auf die­se Weih­nachts­pau­se, steck­te noch mit­ten im Frie­dens­licht und dem Weih­nachts­pod­cast. Alles kam zum Erlie­gen. Wir waren auf uns gewor­fen…

Apo­ka­lyp­se – und dann?

Was für eine Nacht! Es sind kei­ne quä­len­den Alb­träu­me, die mich haben auf­schre­cken las­sen. Auch das zwar vol­le, aber mach­ba­re Pro­gramm des anste­hen­den Tages allein kann es nicht sein, das mich gegen mei­ne Gewohn­heit gleich mehr­mals letz­te Nacht wach wer­den lässt. Und auch der um die Dächer pfei­fen­de Spä­t­herbst-Stur­m­­wind ist zwar gut hör­bar, hat mich aber…

Der Name der Rose. (2. Teil)

Herbst 2021: Es hat begon­nen zu regen. Wir ste­hen in einem Halb­kreis im Kreuz­gang an der Apsis des Hil­des­hei­mer Doms. Vor uns steht Frau Q, unse­re Stadt­füh­re­rin. Mit ihren feu­er­ro­ten Haa­ren, kom­bi­niert mit bemer­kens­wert modi­scher Klei­dung, die einer aus­ge­bil­de­ten Tän­ze­rin wür­dig ist, hat sie uns mit einem strah­len­den Lächeln, direkt vor dem Dom­por­tal emp­fan­gen. „Las­sen…

Der Name der Rose (1. Teil)

Früh­jahr 2014 In einer Grup­pe ste­hen sie dicht gedrängt zusam­men, fei­xen und ste­cken ihre Köp­fe zusam­men – jun­gen Men­schen, in der Chor­hal­le des Aache­ner Doms. Vor ihnen steht Herr M, ein net­ter älte­rer Mann, der irgend­wo zwi­schen freund­li­chem Groß­va­ter und arri­vier­tem Hoch­schul­leh­rer chan­giert. Der gol­de­ne Kas­ten mit Glas­hül­le, um den sich die Grup­pe ver­sam­melt, wird von ihnen…

Am Ende eines Lebens

Don­ners­tag­abend, 21.00 Uhr. Mit Lap­top und Tee mache ich es mir auf der Couch gemüt­lich. Fünf Minu­ten spä­ter klin­gelt erwar­tungs­ge­mäß mein Han­dy. „Hey, guten Abend – alles gut bei Dir?“ – ein paar Sät­ze gehen hin und her, was gera­de so los ist bei uns, wir erzäh­len uns, wie fit oder müde wir gera­de sind.…

Per­fek­tes Fin­nisch

Anteek­si kuin­ka? Frei nach der Sen­dung mit der Maus: Das war Fin­nisch. „Wie bit­te?“, heißt das über­setzt. Berech­tig­te Fra­ge: War­um jetzt Fin­nisch? Um es gleich vor­weg­zu­sa­gen: Ich spre­che weder Fin­nisch noch ver­ste­he ich etwas in die­ser Spra­che. Schon von klein auf habe ich mich für Spra­chen inter­es­siert. Ich fand es fas­zi­nie­rend, Wor­te auf­zu­schnap­pen, wenn mei­ne…

War­me Wor­te

Jetzt, wo wir lang­sam aber sicher in die Kal­te Jah­res­zeit über­ge­hen, spü­ren wir die Käl­te immer mehr. An den Ohren oder an der Nase im Wind, an den Hän­den beim Fahr­rad fah­ren oder auch an den nicht bedeck­ten Knö­cheln beim Spa­zie­ren­ge­hen. Ich gebe zu, auch mich hat die­ser Trend mit den frei­en Knö­cheln nicht ver­schont,…

Schlaf

Du schläfst nicht. Wie­der mal. Manch­mal möch­te ich laut flu­chen über die­ses blö­de Schla­fen. Ich bin so müde. Immer. Ein­mal ein paar Stun­den ohne Unter­bre­chung. Nur eine Nacht ohne jeman­den, der etwas von mir will. Und je weni­ger Schlaf, des­to gereiz­ter sind wir alle am Tag, des­to unzu­frie­de­ner gehen wir am Abend ins Bett. Du…

Im Fluss blei­ben

Mor­gen­spa­zier­gang in einem Dorf an der Weser. Am Ufer­weg zwi­schen Gär­ten und Was­ser taucht nach Kohl­köp­fen, Kin­der­schau­keln und Blu­men­töp­fen ein hal­bes Dut­zend Fisch­ge­rip­pe auf. Sie ste­hen auf einer Gar­ten­mau­er Spa­lier und sind aus Eisen­schrott zusam­men­ge­setzt: die Grä­ten waren mal Spitz­ha­cken, die Schwän­ze Schau­feln. Auf Augen­hö­he schau­en sie alle, die vor­bei­kom­men, mit ihren lee­ren Augen an.…

Gut genug

Vor drei Wochen habe ich ein neu­es beruf­li­ches Auf­ga­ben­feld über­nom­men. Und ste­cke noch im völ­li­gen Wust von Infor­­ma­­ti­ons-Über­­­for­­de­rung. In der weni­gen Zeit zwi­schen Auf­sau­gen und erschöpft ins Bett fal­len, klopft dann manch­mal ein altes Gefühl an und sagt: „Da bin ich wie­der“. Es ist mir so ver­traut wie mein Vor­na­me und es heißt: Nicht gut…

Blü­hen­de Überlebenskünstler:innen

Die Woche in den Ber­gen hat mir gut getan. End­lich die ersehn­te Aus­zeit – ein­fach mal raus. Raus aus dem Stress, der Arbeits­be­las­tung, den unge­lös­ten Fra­gen, den All­tags­kon­flik­ten… Hin­ein in die Natur: Durch­at­men – Auf­at­men. Beim Wan­dern in den Ber­gen sehe ich lau­ter Überlebenskünstler:innen. Pflan­zen, die sich auf kar­gem Gestein behaup­ten. Sie blü­hen in Rit­zen,…

DINOSAURIER! „Kön­nen wir wirk­lich sicher sein?“

Bis ich 14 war habe ich Dinos gesam­melt. Dann kam „Juras­sic Park“ in die Kinos. Der Film hat auf gigan­ti­sche Wei­se das Bild von Dinos ver­än­dert. Sie ruckel­ten nicht mehr behä­big, son­dern hüpf­ten, rann­ten und spran­gen von der Lein­wand direkt in die Köp­fe der Men­schen. Jack Hor­ner, einer mei­ner Jugend­hel­den, hat­te als Bera­ter dar­auf geach­tet,…

Sie dreht sich nicht nur für dich

Als ich am 29.07.21 mit mei­nem Auto unter­wegs war, hör­te ich im Radio, dass wir (d.h. wir Erdenbewohner*innen) den Trend, über unse­re Ver­hält­nis­se zu leben, zuneh­mend fort­set­zen. Mit dem letz­ten Don­ners­tag im Juli haben wir in die­sem Jahr den soge­nann­ten Erd­über­las­tungs­tag erreicht. Obwohl uns noch fünf Mona­te bevor­ste­hen, haben wir bereits alle Res­sour­cen, die uns…

Mit allem rech­nen

Unge­dul­dig war ich, das gebe ich zu. Zu einer unge­lös­ten Fra­ge brauch­te ich sehr schnell eine Ent­schei­dung. Ohne sei­ne Zustim­mung kam ich nicht wei­ter bei dem, was ich da gera­de bear­bei­te­te. Tele­fo­nisch erreich­te ich ihn nicht und sprach ihm auf die Mail­box, zäh­ne­knir­schend, und ich mach­te es drin­gend und drück­te ein wenig auf die Trä­nen­drü­se.…

Das A und O

Ein­fahrt in den Köl­ner Haupt­bahn­hof. Das Nach­bar­gleis glei­tet immer lang­sa­mer an mei­nem Fens­ter vor­bei – die bekann­te Mischung aus Schil­dern, Fahr­plä­nen, Rekla­me­ta­feln und Men­schen. Aber halt, was war das: eine Gleis­ab­schnitts­an­zei­ge mit dem Buch­sta­ben O? Der Köl­ner Haupt­bahn­hof ist zwar groß, aber Abschnit­te von A bis O? Das wäre von der Län­ge ver­mut­lich über die Deut­zer…

Bil­der von mir

An man­chen Tagen fin­de ich mich in einem beson­de­ren Spie­gel­la­by­rinth wie­der – in einem Laby­rinth aus mensch­li­chen Spie­geln. Und wie es in einem sol­chen Jahr­markt­ge­schäft üblich ist, sehe ich vor allem mich selbst, reflek­tiert in vie­len ver­schie­de­nen Glas­flä­chen, durch die ich mei­nen Weg fin­den muss. Wäh­rend ich nun durch die­ses Laby­rinth irre, sehe ich mich…

Ich habe den Tod getrof­fen.

Trig­ger­war­nung: Der nach­fol­gen­de Text beinhal­tet Angaben/Schilderungen u.a. zum The­ma Tod und zu sui­zi­da­lem Han­deln. Soll­ten Sie selbst Rede­be­darf haben, fin­den Sie unter­halb des Tex­tes Num­mern und Kon­takt­da­ten, an die Sie sich ger­ne wen­den kön­nen. Ich habe den Tod getrof­fen. Spät­herbst 2006. In mei­ner Hei­mat­re­gi­on stand ein gro­ßes kirch­li­ches Fest an. Ein bekann­ter Sozi­al­pries­ter, der sich…

Som­­mer-Segen?

Über­all kommt mir Som­mer ent­ge­gen. Auf dem Feld und auf dem Bal­kon, in Abwe­sen­heits­no­ti­zen und im Ver­sen­den vom letz­ten News­let­ter „vor dem Som­mer“. Für den suche ich einen schö­nen Segen – einen leich­ten, Wor­te, die nach Erho­lung klin­gen sol­len und Durch­at­men. Wäh­rend ich mich durch Bücher und das Inter­net suche, weil mei­ne Krea­ti­vi­tät die Som­mer­pau­se…

Musik ist Erin­ne­rung.

Sobald ein Lied erklingt, das mit einer Erin­ne­rung ver­knüpft ist, sind wir wie­der im Moment, spü­ren ihm nach. Es kann das Lied sein, bei dem wir nicht anders han­deln kön­nen, als zu tan­zen. Es kann ein Lied sein dass wir laut­hals mitgröh­len, in dem wir Gemein­schaft erfah­ren. Es kann das Lied sein, das ein Ohr­wurm…

Som­mer­song

Jetzt ist Som­mer! Um das zu mer­ken, brau­che ich weder Kalen­der noch Ther­mo­me­ter. Ich kann es hören. Die aktu­el­len Locke­run­gen der Pan­de­mie­re­geln ver­stär­ken, was auch sonst gilt: Der Som­mer klingt – und zwar ziem­lich divers. Klei­nes Geräusch­pro­to­koll von einem Fuß­weg die­ser Tage am frü­hen Abend: Im Stra­ßen­ver­kehr zuneh­mend Motor­rad­ge­brumm und quiet­schen­de Rei­fen von Play­boy­starts. In…

Schmet­ter­ling

Ich gehe sel­ten zum Grab mei­nes Vaters. Das letz­te Mal ist sicher über zwei Jah­re her. Mein Vater ruht am Ende eines Weges in einem Urnen­grab. Direkt dane­ben eine Hecke, vor der auch eine Bank steht. Es war ein Som­mer­tag und ent­schloss mich zu einem spon­ta­nen Besuch. Schon von wei­tem hat­te ich den alten Mann…

Long Covid

Ich soll­te auf mei­nen Kör­per stolz sein. Ich bin es aber nicht. Ich bin ande­res von ihm gewohnt und es geht mir nicht schnell genug. Covid hat mei­nen Kör­per stark erwischt. Noto­ri­sche Kon­zen­tra­ti­ons­pro­ble­me und Erschöp­fung kann­te ich davor in die­sem Aus­maß nicht. Ich war sport­lich, habe Hockey gespielt, war ziel­stre­big und flei­ßig in der Schu­le. Ich hat­te…

Kron­kor­ken­flug

Das Öff­nen einer Fla­sche mit Kron­kor­ken ist zu hören, dann noch­mal und noch­mal. Es ist der Nach­rich­ten­ton mei­nes Han­dys. Ich schä­le die Kar­tof­feln zu Ende, set­ze den Topf auf den Herd und öff­ne die Nach­rich­ten. Was mir ins Auge fällt ist ein Pro­fil­bild einer ande­ren Per­son, nicht die fri­schen Nach­rich­ten. Das Bild zeigt die kolum­bia­ni­sche…

Es ist nicht egal.

Mein größ­tes Pro­blem ist immer der Schlaf­man­gel. Wenn ich weni­ger als sie­ben Stun­de bekom­me, funk­tio­nie­re ich am nächs­ten Tag nicht rich­tig. Das ist schon zu Hau­se schwer genug, aber wenn ich im Som­mer mit 60 Jugend­li­chen plus Lei­tungs­team zwei Wochen unter­wegs bin, habe ich kaum eine Chan­ce auf aus­rei­chend Schlaf. An die­sem Abend will ich…

Ster­ne, Stri­che, Men­schen­kin­der

Tief im Süd­wes­ten der Repu­blik, kurz vor dem ers­ten Lock­down: Als ich mit Frei­bur­ger Freun­den deren Ver­wand­te nahe der Schwei­zer Gren­ze besu­che, fällt unser Blick auf ein altes Buch, das als Deko in der Die­le liegt. Als wir es öff­nen, stau­nen wir nicht schlecht. In Schnör­kel­schrift und einem die­ser end­lo­sen baro­cken Titel ist da zu…

Wenn die Sinus­funk­ti­on zum Lebens­ge­fühl wird

Abi 2021: Viel geleis­tet und ver­zich­tet, Unsi­cher­heit und Unge­wiss­heit aus­ge­hal­ten – so wer­den eini­ge mei­ner Schüler*innen ihr letz­tes Schul­jahr wohl in Erin­ne­rung behal­ten. Für ihre Abi-Zei­­tung wur­de ich nach einem Foto aus mei­ner Schul­zeit gefragt. Als ich mei­ne Foto­al­ben danach durch­su­che und bei 2007 (dem Jahr mei­ner Abitur­prü­fun­gen) ankom­me, muss ich lachen: Ich – Fri­sur…

Weih­nach­ten anders­rum

Mit mei­ner dama­li­gen Part­ne­rin war ich mal auf einer expli­zit schwu­len pri­va­ten Weih­nachts­fei­er ein­ge­la­den — wir waren die Quo­ten­he­ten. Es war eine bun­te, lau­te, schril­le, lus­ti­ge, feucht­fröh­li­che Fei­er. Aber nicht nur der Kon­trast der aktu­el­len Rea­li­tät macht mir bei den Erin­ne­run­gen ein gewis­ses Gefühl der Fremd­heit, son­dern auch das Erle­ben der Fei­er an sich. Es war ein­fach…

Ich ken­ne dich

„Ich ken­ne dich.“ Nicht viel mehr Wor­te beinhal­tet dei­ne Nach­richt an mich. Und ich muss dar­an den­ken, wie oft Men­schen die­sen Satz wohl benut­zen. Oft­mals mit Häme im Sin­ne von „Ich ken­ne dich, Freund­chen“. Sel­ten beinhal­tet er Gutes. Dein Satz hin­ge­gen ist anders. Dein „Ich ken­ne dich“ sagt: Ich weiß um dich. Ich ken­ne dein…

Ich habe mich für die Lie­be ent­schie­den

Ich kann­te bren­nen­de Flag­gen bis­her nur aus den Nach­rich­ten, doch die­ses Mal liegt die Fah­ne mit den zwei Brand­lö­schern hin­ter der Tafel, in einem Klas­sen­raum. Sie wur­de von der Wand geris­sen, dem Anschein nach mit einem Feu­er­zeug bear­bei­tet. Es ist mei­ne Regen­bo­gen­fah­ne – ein Geschenk eines Freun­des. Doch die Per­son, die die­se Flag­ge atta­ckiert hat,…

Und es jährt sich wie­der

Und es jährt sich wie­der. Die Zeit, in der du dich bemerk­bar gemacht hast. Auf dem Ultra­schall­bild warst du sofort zu erken­nen und die Gynä­ko­lo­gin war erstaunt. So lan­ge hab ich dich unbe­merkt unter mei­nem Her­zen getra­gen und dann ging alles Schlag auf Schlag. Der Bauch wuchs und genau ein hal­bes Jahr spä­ter lagst du in…

Wei­ter­ge­ben

Sechs Jah­re nach sei­nem Ver­schwin­den hat­te ich mich mit dem Ver­lust abge­fun­den und nicht mehr mit sei­nem Auf­tau­chen gerech­net. Ich ken­ne es, solan­ge ich den­ken kann: das Küchen­mes­ser von Uroma Ger­trud – leicht geschwun­ge­ne Klin­ge von der Län­ge eines Brot­mes­sers mit star­kem Holz­griff, bei­des in Ehren ergraut. Zusam­men mit einer Bügel­de­cke (aus Zei­ten, als auf…

Vol­le Fahrt vor­aus!

Es gibt Din­ge, die hal­ten die meis­ten Men­schen für selbst­ver­ständ­lich. Sie wer­den uns nicht nur vom Gesetz so vor­ge­schrie­ben, son­dern schei­nen ein­fach wirk­lich sinn­voll zu sein und haben sich im All­tag bewährt. Kaum jemand käme auf die Idee, sie zu hin­ter­fra­gen. Oder haben Sie schon ein­mal an der Sinn­haf­tig­keit einer Ampel gezwei­felt? Damit mei­ne ich…

Ihr seid ein Segen für mich!

Ich den­ke an Dich, der Du als weib­lich gele­se­ne Per­son im Stu­di­um den Schritt gegan­gen bist, für alle sicht­bar Dein Mann-Sein zu zei­gen. Ich den­ke an Euch, die Ihr im Stu­di­um ein Paar wur­det und Euch aber nur unbe­ob­ach­tet in der Woh­nung Drit­ter tref­fen konn­tet. Ich den­ke an Dich, dem nicht hete­ro­se­xu­ell Mann, dem die…

Mat­thi­as

Ein Unfall, Auto kaputt, über­lebt. Mein Schock kommt erst danach. Als ich längst weiß, es geht dir gut, du lebst. Unver­sehrt durch ein Wun­der. Aber mein Herz bleibt ste­hen für einen Moment danach, als du fast nicht mehr da gewe­sen wärest. Denn dass du nicht mehr bist, das ist nicht vor­stell­bar. Du sollst doch eines Tages…

Die Welt da drau­ßen

„Die Welt unter Coro­na ist eine ande­re gewor­den.“ Das sagt sich so dahin, aber es füllt sich jeden Tag neu mit Erleb­nis­sen. Drei posi­tiv her­aus­fal­len­de gehen mir seit eini­ger Zeit nicht mehr aus dem Kopf: Ende letz­ten Jah­res hat­te ich das ers­te Mal seit Jah­ren wie­der ein regel­mä­ßi­ges Fern­seh­da­te: Jeden Frei­tag­abend saßen wir vor „Nin­ja…

Von Asche­bü­chern und Früh­ling­zwie­beln

Auf der Suche nach einer alten Hand­schrift sto­ße ich auf sie: die Wei­ma­rer Asche­bü­cher. So hei­ßen die ca. 25.000 Bücher­res­te, die den ver­hee­ren­den Brand der Her­­zo­­gin-Anna-Ama­­lia-Biblio­­thek im Jahr 2004 über­lebt haben – anders als die ca. 50.000 Doku­men­te, die kom­plett ver­brann­ten. Eine 2008 ein­ge­rich­te­te Werk­statt ver­sucht, die oft schwer beschä­dig­ten Asche­bü­cher in ihrem jet­zi­gen Zustand zu…

Ascher­mitt­woch – (das) Leben der (un-)begrenzten Mög­lich­kei­ten

„Beden­ke, Mensch, dass du Staub bist und wie­der zum Staub zurück­keh­ren wirst.“ Die­ser Satz, der beim Ver­tei­len des Asche­kreu­zes den Emp­fan­ge­nen zuge­spro­chen wird, erin­nert mich in die­sem Jahr an das Leben der (un-)begrenzten Mög­lich­kei­ten. Vie­le Jah­re leb­te ich in der Wahr­neh­mung schein­bar unbe­grenz­ter Mög­lich­kei­ten, aber in letz­ter Zeit häu­fen sich doch auch in mei­nem per­sön­li­chen…

Schmerz ist nor­mal

Mit­ten im Tele­fo­nat fragt mein guter Freund Udo mich: „Sag mal, glaubst du, dass wir wie­der zur Nor­ma­li­tät zurück­keh­ren, wenn Coro­na vor­bei ist?“ Ich über­le­ge kurz. „Ja“, sage ich, „wer­den wir. Bei eini­gen Din­gen wer­den wir den­ken, dass es die Nor­ma­li­tät ist, die wir schon vor­her hat­ten, und gar nicht mer­ken, dass es anders ist…

Abwar­ten – und Tee­kes­sel­chen lösen

Von mei­nem Schreib­tisch schaue ich auf die­ses Bild. Eigent­lich ist es nichts zum Auf­hän­gen son­dern zum Anzie­hen: ein Chi­ten­je, so hei­ßen bedruck­te Stof­fe in Mala­wi. Es erin­nert mich an mei­nen Besuch bei einem Stu­di­en­freund dort (zu Zei­ten der Rei­se­frei­heit), wo ich es auf dem Stoff­markt von Lilongwe gekauft habe. Es erin­nert mich auch an den…

Auch des­halb gibt es Raum­rau­schen.

Da steht er nun. Ein jun­ger Minis­trant hin­ter einer Säu­le des voll­be­setz­ten Spey­rer Domes. Da sollst du jetzt gleich durch­ge­hen und dei­nen Dienst tun. Uff. Nie­mals! Auf­re­gung, Über­for­de­rung, Blo­cka­de und buch­stäb­li­che Läh­mung. Und dann setzt sich der lit­ur­gi­sche Zug in Bewe­gung. Viel­leicht gibt es noch einen klei­nen Stups der erfah­re­nen Lei­te­rin – dann geht es los. Und…

Sys­tem­kri­se

In die­ser Woche war es ein Arti­kel über einen äußerst per­fi­den, gewalt­vol­len sexu­el­len Miss­brauch von Kin­dern in einem Speye­rer Klos­ter, der mich – am frü­hen Mor­gen gele­sen – völ­lig aus dem Kon­zept gebracht hat und mein inne­res Fass zum Über­lau­fen gebracht hat. Nur der erneu­te Gedan­ke dar­an zer­reißt mich, scho­ckiert mich, macht mich unfass­bar wütend…

Muss da nicht noch was hin?

Ich habe so auf euch gewar­tet, Stern­chen, Lieb­ling. Das Jahr ist doch fast rum, wo seid ihr abge­blie­ben? Vor über zehn Jah­ren hat eure Geschich­te begon­nen. Jedes Jahr seid ihr hier in die­ser Schutz­hüt­te gewe­sen, habt euch ver­ewigt, man­ches Jahr sogar zwei­mal. Sorg­sam, immer mit der glei­chen Far­be habt ihr die Jah­res­zahl eures Besu­ches auf­ge­malt,…

Lasst uns froh und mutig sein!

Und wie­der ist es soweit. Seit eini­gen Jah­ren pro­du­ziert eine gro­ße deut­sche Super­markt­ket­te kurz vor Weih­nach­ten ein emo­tio­nal anrüh­ren­des (Werbe-)Video, dass Wer­te wie Nächs­ten­lie­be und Soli­da­ri­tät krea­tiv und ver­ständ­lich ins Heu­te über­setzt. In kur­zen Sequen­zen skiz­ziert das dies­jäh­ri­ge Video das Auf­ein­an­der­tref­fen eines ver­bit­ter­ten alten Man­nes, Herrn Schmidt, mit einer ver­mut­lich aus dem nahen Osten stam­men­den Fami­lie…

Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten

Ich bin groß gewor­den in einer Welt vol­ler Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten. Es gab kla­re Rol­len­bil­der in mei­ner Fami­lie. Es gab so etwas wie Jah­res­zei­ten jen­seits von ganz­jäh­rig 15 Grad. Als die Mau­er fiel war ich fünf Jah­re, ich erin­ne­re mich noch. Seit­dem sind die Gren­zen offen, letzt­lich euro­pa­weit. Oder waren es zumin­dest bis zum Früh­jahr die­ses Jah­res.…

Dafür ste­hen wir eigent­lich!

Ach­tung! Die­ser Bei­trag möch­te poli­tisch sein – eine per­sön­li­che poli­ti­sche Mei­nung, weil mein Glau­be per­sön­lich ist, aber nicht ein­fach Pri­vat­sa­che. Von der durch Jonas auf­ge­wor­fe­nen Fra­ge: „Wofür ste­hen wir eigent­lich?“ (in dem Bei­trag vom 17.09.), habe ich mich ange­spro­chen gefühlt, aber auch her­aus­ge­for­dert. Häu­fi­ger erle­be ich, dass Men­schen – ich möch­te mich nicht aus­neh­men –…

Jah­res­zei­ten

In den letz­ten Tagen habe ich von vie­len Freun­den wun­der­ba­re Herbst­bil­der erhal­ten und aus den Ber­gen sogar schon Fotos vom ers­ten Schnee. Das löst Hei­mat­ge­füh­le aus, ich erin­ne­re mich an den Raschel­wald mei­ner Kind­heit, wenn das Laub gefal­len war, und stel­le mir vor, wie es jetzt wie­der frü­her dun­kel und abends gemüt­lich in den Stu­ben…

Über­rasch mich

Drei Geschich­ten, alle aus Müns­ter, alle irgend­wann Anfang des Jahr­tau­sends: Ich sit­ze am Kla­vier im Café Mila­gro und jam­me mit einem Gitar­ris­ten und einem Schlag­zeu­ger plan­los durch die Har­mo­nien. Ich bemer­ke von links eine Bewe­gung und sehe einen her­un­ter­ge­kom­me­nen Typen im Parka mit Fus­sel­bart. Er kniet sich rela­tiv nah neben mir hin und wursch­telt in…

Mar­tins­zug und ech­te Mar­tins­bir­nen

Wie vie­le Men­schen braucht es für einen Mar­tins­zug? Seit ges­tern lau­tet mei­ne per­sön­li­che Ant­wort: Zwei! Er kommt mir ent­ge­gen, die­ser Mar­tins­zug. Ohne Mar­tins­mann, ohne Pferd, ohne Bett­ler, ohne Blas­ka­pel­le, ohne leuch­ten­de Later­nen, ohne Men­schen­mas­sen. Mit­ten am Tag, nach einem lan­gen Spa­zier­gang in der Natur, zwi­schen Obst­wie­sen und Acker­flä­chen, bei strah­len­dem Son­nen­schein und 15°Grad – eine…

Klei­ne Schrit­te

Ich mag es, Din­ge zu pla­nen. Mei­ne Freun­de wis­sen es zu schät­zen oder auch zu ertra­gen, dass ich es als total befrie­di­gend erfah­re, zu wis­sen, wann die nächs­ten Tref­fen anste­hen, was in den nächs­ten oder über­nächs­ten Feri­en ansteht, wo es im Klei­nen und Gro­ßen hin­ge­hen soll. Am liebs­ten gedank­lich immer einen Schritt vor­aus. Da kommt…

Erden, erden, erden

Vor ein paar Tagen war die Beer­di­gung. Groß war sie, trotz Coro­na. Fast alles ist so abge­lau­fen, wie die, denen es wich­tig war, es sich gewünscht haben. Das zählt. Jetzt bin ich wie­der zu Hau­se, im Früh­herbst, und habe das drin­gen­de Bedürf­nis, etwas zu pflan­zen. Nicht auf mei­nem heiß­ge­lieb­ten Acker­stück, son­dern auf dem Bal­kon, wo…

Was zum Leben dazu gehört

Es ist soweit. Seit zwei Tagen isst und trinkt er nicht mehr, schläft nur noch. Schnell wird klar, es geht zu Ende. Viel­leicht noch ein paar Stun­den, Tage, viel­leicht eine Woche. Ver­wand­te, Freun­de, Nach­barn kom­men an sein Bett. Die Frau­en ste­hen da und spre­chen mit ihm. Die Män­ner ver­stum­men. Es haut sie aus der Bahn.…

Ver­geb­lich­keit

Wenn der Herbst kommt, hebt sich mei­ne Lau­ne. Das pas­siert von allein, egal ob sie sowie­so schon gut oder total im Kel­ler ist. Denn im Herbst beginnt in den USA die Foo­t­­ball-Sai­­son. Ich ver­fol­ge den Sport schon sehr lan­ge, aber jedes Jahr freue ich mich, wenn es wie­der los­geht. Wie in allen Sport­ar­ten sind die…

Evi

Ich ver­su­che es abzu­schät­zen, als er aus dem Auto steigt. Nicht so schlecht, den­ke ich, viel­leicht ist dei­ne Vor­ah­nung doch falsch. „Und?“ fra­ge ich. „Sie stirbt“, sagt er. Sechs Jah­re leben wir hier. Eine klei­ne, ruhi­ge Stra­ße gesäumt von Bäu­men. Zu die­ser Jah­res­zeit knirscht es, weil sie voll ist mit her­un­ter­ge­fal­le­nen Nüs­sen. Die Woh­nung war…

Zeit­los

Weg­berg im Som­mer 2018 Da ste­he ich. Auf der Büh­ne. Vor mir hun­der­te jun­ge Men­schen. Der Count­down läuft. 10, 9, 8,… Pure Anspan­nung – und dann ist der Moment da. Der Moment, auf den unser Team mehr als ein Jahr hin­ge­ar­bei­tet hat. Pla­nun­gen, hit­zi­ge Debat­ten, Ideen die vor­ge­tra­gen, ver­tei­digt und ver­wor­fen wer­den… 7,6,5… Der DJ gibt…

Schutz­en­gel

Als die ers­ten Bil­der der Rie­sen­de­to­na­ti­ons­wel­le aus Bei­rut in mei­ner Twi­t­­ter-Time­­li­ne auf­tau­chen, wird mir spei­übel. Sofort habe ich sie vor Augen: Mei­ne groß­ar­ti­gen, lebens­lus­ti­gen Freun­din­nen und Freun­de aus Bei­rut. Ich den­ke zum Bei­spiel an Dounia Mes­sihi, das Ener­gie­bün­del, die ich vor Jah­ren in Tai­ze auf der Scout Week ken­nen ler­nen durf­te. Eine jun­ge Frau, her­zens­gut,…

Wofür ste­hen wir eigent­lich?

Mei­nungs­bei­trag Ach­tung! Die­ser Bei­trag könn­te poli­tisch sein. Christ*insein in die­sen Tagen ist echt schwie­rig gewor­den. Nicht, weil wegen Coro­na es mit den Got­tes­diens­ten irgend­wie kom­pli­zier­ter gewor­den ist. Es geht um viel mehr. Ich habe schon lan­ge damit auf­ge­hört, mein „Christ-sein“ nur an Got­tes­diens­ten fest zu machen. Viel mehr sind es für mich die Wer­te und…

Vier­sein

Ich habe sehr unter­schied­li­che Freun­de und damit auch Freund­schaf­ten. Ich mag die­se Viel­falt. Ich mag die unter­schied­li­chen The­men, Gesprä­che, Anre­gun­gen, die von die­sen mir lieb gewor­de­nen Men­schen aus­ge­hen, die ver­schie­de­nen Situa­tio­nen, in denen wir jeweils zusam­men­kom­men und sich unter­schei­den­den Her­aus­for­de­run­gen, die sich in den Begeg­nun­gen erge­ben. In den letz­ten Tagen hat­te ich eine beson­de­re Zeit…

Sen­de­Fre­quenz

Ich habe da so eine Whats­App-Grup­­pe – wie die meis­ten jun­gen Erwach­se­nen heut­zu­ta­ge – genau­ge­nom­men habe ich 53 (mehr oder weni­ger akti­ve), wobei ich mir die­ser gewal­ti­gen Sum­me bis­her gar nicht bewusst war. Erst für die­sen Text habe ich mir die Mühe gemacht, sie ein­mal zu zäh­len. Nun stel­le ich aber die Behaup­tung in den…

Unan­tast­bar

Licht – Licht, das den gan­zen Raum durch­flu­tet, bis in die hin­ters­ten Ecken vor­dringt, sanf­te Schat­ten wirft… Ich bin klar. Far­ben – Far­ben, die den Raum bele­ben, ein­neh­men, fast spür­bar wer­den… Ich tau­che ein. Natur – Säu­len, die wie Baum­stäm­me in den Him­mel ragen und sich dort ver­äs­teln, Schild­krö­ten, die den Ein­gangs­be­reich säu­men, … Ich…

Bebrü­ten

End­lich wie­der ans Meer! Gera­de in die­sen Wochen, in denen es so aus­sah, als käme ich lan­ge Zeit an kei­nen Sehn­suchts­ort. Also ins Auto gesetzt und zu zweit an die Küs­te gebraust. Gemäch­lich über die nie­der­län­di­sche Auto­bahn, schließ­lich gilt hier jetzt über­all Tem­po 100. Das letz­te ver­trau­te Stück über die Land­stra­ße: Hier kom­men, wie immer,…

Mit­ten im Sturm

Es gibt Momen­te, in denen alles in Bewe­gung gerät, wie in einem Sturm. Die­se Bewe­gung ist meist unsicht­bar, hat für Kenner*innen Vor­zei­chen und braucht eine gewis­se Aus­gangs­la­ge, die aus die­sen Fak­to­ren einen Sturm macht. Die­ser schein­bar nicht enden wol­len­der Kraft­akt der Natur, bringt unsicht­bar alles in unmit­tel­ba­rer Umge­bung in Bewe­gung. Alles, was kei­nen Halt hat und…

Auf­schnitt mit Gesicht

Es war der 3. Juli 1989. Weni­ge Wochen spä­ter soll­te die Ber­li­ner Mau­er fal­len, doch zu jenem Zeit­punkt war die­ses his­to­ri­sche Ereig­nis über­haupt noch nicht abzu­se­hen. So ver­lie­ßen wir die DDR unter dem Para­gra­phen der Fami­li­en­zu­sam­men­füh­rung, mit allen Aus­rei­se­schi­ka­nen und einer letz­ten ver­un­si­chern­den Durch­su­chung unse­rer Hab­se­lig­kei­ten am Grenz­über­gang Lübeck. Ich war damals 12 Jah­re alt…

Erlö­sung

Es war der Ers­te Hil­fe Kas­ten, von dem ich nicht wuss­te, dass er in mei­nem Schrank ver­steckt ist. Drei Tage Meer. Nur für mich. Coro­na brach­te die Sache ins Rol­len. Alles ist gut, sag­te ich mir immer wie­der. Die Kin­der brau­chen jetzt Sicher­heit und Struk­tur und sie brau­chen dich. Also schuf ich Struk­tur und Sicher­heit.…

Was hab ich eigent­lich gemacht

Einer die­ser halb­war­men Juni-Aben­­de. Wir sit­zen auf Abstand mal wie­der zu dritt zusam­men, vor­sich­tig dar­auf bedacht, beim Spre­chen nicht zu doll aus­zu­at­men. Die Fle­der­mäu­se zie­hen Krei­se, es wird dun­kel. The­ma des Abends: Coro­na. Was man so gemacht hat, wäh­rend die­ser Zeit. Wie man so gear­bei­tet hat, wäh­rend­des­sen. Wel­che Ticks man dazu gewon­nen hat, wäh­rend es…

Hin­hö­ren

„Don’t let the noi­se of others‘ opi­ni­ons drown out your own inner voice.“ – Ste­ve Jobs Die­ses Zitat von Ste­ve Jobs aus dem Jahr 2005 fiel mir vor kur­zem – viel­leicht auch durch mei­ne neue Ver­bin­dung zum Begriff des Rau­schens – direkt ins Auge und ließ mich dann irgend­wie nicht mehr los. Jobs spricht hier…

Back­stu­ben­kind

Das auf dem Foto ist mein klei­nes rotes Räd­chen und auf dem Räd­chen hin­ten dar­auf, das bin ich. Das ande­re ist mein Opa. Wir bei­de haben Spaß und wir bei­de mögen uns sehr. Bäcker und Kon­di­tor­meis­ter war mein Opa. Man kann es sehen, an sei­ner Klei­dung. Viel habe ich bei mei­nem Opa in der Back­stu­be geses­sen und…

Mit aller Wucht

Für die­je­ni­gen, die das Buch „Hil­fe, die Herd­manns kom­men“ ken­nen: Bri­git­te O. wäre die Ide­al­be­set­zung für die Her­mi­ne gewe­sen. Für alle ande­ren: Auf Bri­git­te O. mit ihrem Pott­schnitt und ihrer Art, die genau­so rau­bei­nig war wie ihre Stim­me, hät­te ich mich jeder­zeit blind ver­las­sen kön­nen, das weiß ich. Gleich­zei­tig muss­te man manch­mal schau­en, dass man…

Auf Knopf­druck noch mal Ober­stu­fen­schü­le­rin sein

In mei­nem Büro, da steht ein Grun­dig Radio­re­cor­der, 455 ste­reo. Die­ses Gerät hat vor Jah­ren mein Büro­vor­gän­ger hin­ter­las­sen. Als ich das Büro damals über­nahm, war ich glück­lich, denn ich konn­te mei­ne alten Musik­kas­set­ten hören. Das tue ich bis heu­te. Immer mal wie­der. Heu­te ist es der Moment, an dem ich mich zu wie­der­hol­ten mal über Ver­wal­tungs­struk­tu­ren, Geld…

Sturm auf dem See

Manch­mal hilft nur atmen. Wenn die Enge dich erdrückt. Wenn die Per­spek­ti­ve fehlt. Wenn der Sturm in dir tobt und die See hohe Wel­len schlägt. Wenn dein Herz bis zum Hals schlägt. Wenn die Luft dünn wird. Dann hilft manch­mal atmen. Manch­mal reden. Manch­mal wei­nen. Manch­mal hilft auch zulas­sen. Bewusst die Wel­le durch mich hin­durch…

Wohl­fühl­mo­men­te

Zu den abso­lu­ten Wohl­fühl­mo­men­ten gehö­ren für mich die­se trü­ben Tage der Regen­zeit, in denen die Welt ein biss­chen den Atem anhält, weil alle beson­ders lan­ge im Bett blei­ben und das Trop­fen auf dem Dach lau­ter zu hören ist als die Musik der Nach­bar­schaft. Herr­lich fühlt sich das an, wenn auch ich mich dann ein wenig…

Ackern

„Wir haben jetzt einen Acker!“ — das ist einer mei­ner liebs­ten Sät­ze gewor­den in der letz­ten Zeit. Stolz, mit vor­ge­reck­ter Brust und einem grenz-debi­­lem Grin­sen im Gesicht sag ich das immer wie­der. Die Wahr­heit: Wir woh­nen mit­ten in der Stadt und dür­fen bei einer Gemü­se­gärt­ne­rei auf ca. 30 Qua­drat­me­tern unse­re Landsehn­sucht aus­le­ben. Das Kon­zept ist (für die…

Beru­fen? Ja klar. Ich bin Papa!

Es ist schon wie­der pas­siert. Ges­tern Abend brach­te ich unse­re fünf­te und jüngs­te Toch­ter ins Bett. Sie ist ein­ein­halb Jah­re jung und sie nimmt jetzt die Fla­sche, daher kann ich sie inzwi­schen auch ins Bett brin­gen. Wie sie da so in mei­nen Armen liegt, ihre Fla­sche nuckelt und ich ihr zuerst zwei Lie­der vor­sin­ge und ‑sum­me…

Zwangs­pau­sen

Nach­dem mein Schul­jahr schon äußerst holp­rig und eini­ge Wochen ver­spä­tet durch einen Arm­bruch am letz­ten Som­mer­fe­ri­en­wo­chen­en­de begann, steht gera­de durch die coro­nabe­ding­ten Schul­schlie­ßun­gen die nächs­te Zwangs­pau­se – zumin­dest in der regu­lä­ren prak­ti­schen Arbeit in der Schu­le – an, was sich so schnell wohl auch nicht wie­der völ­lig regu­lie­ren wird. Zuge­ge­ben: Ein paar posi­ti­ve Sei­ten kann…

Alte Spei­cher­stän­de

In der der­zei­ti­gen Kri­se pro­fi­tie­ren ins­be­son­de­re Video­spie­ler von einem reich­hal­ti­gen Ange­bot an Abwechs­lungs­an­ge­bo­ten zuhau­se. Und ich bin lei­den­schaft­li­cher Video­spie­ler. Da ich mir nicht sicher bin, ob jeder etwas mit dem The­ma anfan­gen kann, zunächst eine klei­ne Erklä­rung über das Fest­hal­ten von Fort­schrit­ten: Als ich mit den Video­spie­len anfing, wur­de auf extra zu kau­fen­den Memo­ryCards gespei­chert…

Ein Leben in zwei Wel­ten

Heu­te ging es nach vier Wochen Home Office für mich das ers­te Mal wie­der nach Ber­lin. Wir sind vor guten ein­ein­halb Jah­ren aus NRW ins schö­ne Bran­den­burg gezo­gen. Man­che nen­nen es den „Ber­li­ner Speck­gür­tel“. Wir nen­nen es „Leben, wo ande­re Urlaub machen!“ inmit­ten der schö­nen Havel­län­der Seen­land­schaft. Ich habe die letz­ten Wochen in Bran­den­burg sehr…

Was fehlt

Mir geht das Schrei­ben ver­lo­ren. Immer wie­der wenn es schwie­rig wird, ver­lie­re ich die Spra­che. Füh­le mich hilf­los, ohn­mäch­tig, per­spek­tiv­los. Bin voll von Wor­ten und doch: Kei­ne Bün­de­lung. Als wären alle Wor­te ver­braucht. Jeder Tag ist gleich. Es gibt eine Struk­tur, die hält und trägt. Es gibt schö­ne Momen­te. Aber es gibt kein Leben. Ohne Men­schen…

Kopf­hö­­rer-Moment

Seit Wochen habe ich einen Ohr­wurm: Rise up von Andra Day. Auf You­tube könnt Ihr es in einer tol­len Akus­­­tik-Ver­­­si­on fin­den. Ich konn­te den Text schon lan­ge mit­sin­gen, mag die Stim­me von Andra Day und mag die Leich­tig­keit der Melo­die. Aber erst in den Tagen vor Ostern hat es „klick“ gemacht. Das ist mein Oster­song…

Von Ele­fan­ten

Seit ich mich vor fast zwei Jah­ren bei einer Safa­ri in Nami­bia in einem offe­nen Jeep auf ein­mal umringt von einer gan­zen Ele­fan­ten­fa­mi­lie wie­der­ge­fun­den habe, die – uns kaum beach­tend – rechts und links an uns vor­bei­zog, habe ich ein Lieb­lings­tier. Natür­lich hat­te ich vor­her schon Ele­fan­ten im Zoo gese­hen, aber die­se Tie­re in frei­er…

Kein Virus

Zufäl­lig fin­de ich einen Tweet, der sich über die letz­te Fol­ge des „festundflauschig“-Podcast beschwert. Weil Jan Böh­mer­mann vom Kochen erzählt und hofft, dass er Fleisch genau so hin­be­kommt: “… durch­ge­sup­pt wie beim ech­ten Chi­ne­sen, wo man nicht weiß: ist das jetzt ein gebra­te­ner Mensch, Hund, Kat­ze, Fle­der­maus — es kann eigent­lich alles sein.” Und in mir zieht…

Dan­ke

In die­sen Tagen, die für vie­le eine ver-rück­­te Zeit sind, fällt mir das Auf­ste­hen sehr leicht. Ers­tens, weil der Wecker seit Tagen nicht mehr klin­gelt und ich nach mei­nem Rhyth­mus auf­ste­hen kann. Zwei­tens, weil in mei­ner gro­ßen Küche ein Ruder­ergo­me­ter steht, den ich jetzt jeden mor­gen vor dem Früh­stück nut­ze. Aller Anfang ist schwer und so…

Ich erhe­be …

Ich ste­he in der Küche und spü­le. Das Radio läuft. Sie berich­ten dass Wolf­gang Nied­eg­gen heu­te Geburts­tag hat und dass BAP ein neu­es Lied ver­öf­fent­licht hat. Der Song «Huh die Jlä­ser, huh die Tas­se» (Hoch die Glä­ser, hoch die Tas­sen) ist für all die All­tags­hel­den, die ihre Beru­fung gefun­den haben, zum Woh­le ande­rer. Ich lege den…

Gesund blei­ben und wer­den

Vie­les geht grad gar nicht oder kaum wegen Coro­na. Man­ches geht dafür umso mehr. Bei mir zum Bei­spiel Radio hören. Einen kur­zen Satz bekom­me ich jetzt (nicht nur) dort oft gesagt: “Blei­ben Sie gesund!” Ein schö­nes Zei­chen der Anteil­nah­me — so ist es sicher gemeint. Aber bei mir löst der Wunsch auch Fra­gen aus: Und was ist…

Tod und Leben

Vier­zehn Jah­re ist es inzwi­schen her, dass mei­ne bes­te Freun­din Bir­git in der Nacht von Grün­don­ners­tag auf Kar­frei­tag an die­sem fie­sen Brust­krebs starb. Sie war erst 27 Jah­re alt und woll­te weni­ge Wochen spä­ter hei­ra­ten. Statt­des­sen beer­dig­ten wir sie in ihrem Braut­kleid. Es war furcht­bar. Seit­dem ver­geht für mich kei­ne Kar­wo­che ohne die unglaub­lich inten­si­ven…

Home-Office

Sein Home-Office ist oben und eine Tele­fon­kon­fe­renz jagt die nächs­te. Im Grun­de genom­men Pro­gramm von 08 – 17:00, auch wenn es Unter­bre­chun­gen gibt. Manch­mal benei­de ich ihn dar­um. Mein Home-Office ist am Ess­tisch, mit­ten im Leben. Zwi­schen Res­ten vom Früh­stück, Mal-Bas­­tel-Knet-Play­­mo­­bil-Gesel­l­­schafts­­­spie­­len. Hin­ter Blu­men­va­se und Ker­zen­hal­ter. Mein Home-Office ist drau­ßen in der Hän­ge­mat­te zwi­schen Geschwis­ter­streits, „Mama kannst du…

Eine von ihnen?

Bin ich eine von ihnen? Gute Fra­ge. Seit acht Jah­ren lebe ich im kolum­bia­ni­schen Tuma­co, ganz nah bei den Men­schen, in einer ein­fa­chen Holz­hüt­te. Wand an Wand höre ich jedes Gespräch, jedes Knar­zen oder Unwohl­sein von neben­an. Bei star­kem Regen leckt das Dach, und ich muss Schüs­seln und Eimer auf­stel­len, so wie sie. Und wenn…

Traum­rei­se in den Urlaub

Heu­te ist es end­lich so weit. Die Feri­en begin­nen. So lan­ge freue ich mich schon auf die­sen Urlaub. Eine Woche raus, in die Alpen. Wan­dern, Ski­fah­ren, Schnee und die ers­ten Son­nen­strah­len genie­ßen. Jetzt geht es los. – Ach ne, lei­der doch nicht! Wenn ich ehr­lich bin, konn­te ich mich ja inzwi­schen ganz gut damit abfin­den,…

Schrö­din­gers Sehn­sucht

Ich möch­te hier mög­lichst nicht von Coro­na schrei­ben. Es ist sowie­so unge­heu­er schwer, noch ande­re Gesprächs­the­men zu fin­den – weil man ja fast nichts mehr erle­ben kann. Und so dank­bar ich Viro­lo­gen für ihre Ein­ord­nung bin, lan­de ich doch immer wie­der bei dem Satz, den der wun­der­ba­re Curt Goetz mal sei­nem „Dr. Prä­to­ri­us“ geschrie­ben hat:…

Welt­rei­se

Ich habe da so einen Spleen: Mei­ne Lam­pen­samm­lung. Genau­er gesagt mei­ne Glo­­bus­lam­­pen-Sam­m­­lung. Aber der Rei­he nach. Begon­nen hat alles vor ein paar Jah­ren. In mei­nem Lieb­lings­läd­chen im Vier­tel habe ich ihn ent­deckt – es war Lie­be auf den ers­ten Blick: einen tief­blau­en „Das Bes­te Leucht­glo­bus Orbit Roy­al“ aus den sieb­zi­ger Jah­ren. Auf der Unter­sei­te war er…

Mama Mia

Ich bin dran. Den Helm auf dem Kopf, den Schlä­ger in der Hand gehe ich zum Home­ba­se. Alle Bases sind besetzt. Mein Lied läuft: Mama Mia, here we go again … Abba. Ich ste­he an der Plat­te, neh­me das Zei­chen mei­nes Trai­ners. Ok, alles klar, Auf­trag ver­stan­den. Ball ins Spiel brin­gen und damit die Läu­fe­rin…

Atmen. Und Bewe­gen.

Heu­te ras­selt es. „Es“ ist in die­sem Fal­le die Decke, die gera­de mit ordent­lich Schma­ckes auf mei­nem Kopf gelan­det ist. Völ­lig uner­war­tet. Aber dafür gewal­tig. Dabei war ich mit dem Hund drau­ßen, habe pro­duk­tiv im Home­of­fice gear­bei­tet, mei­nen Tag ordent­lichst mit einer klei­nen Medi­ta­ti­on begon­nen, mit mei­nen Eltern tele­fo­niert, lecke­res Brot gefrüh­stückt — kurz all das gemacht, was…

Alles steht Kopf

Von Ker­n­er­in­ne­run­gen und Per­sön­lich­keits­in­seln „Alles steht Kopf“ – wie pas­send, dach­te ich und schau­te mir die­ser Tage noch mal den gleich­na­mi­gen Film von 2015 an. Er han­delt vom Gefühls­le­ben der elf­jäh­ri­gen Riley. Riley muss mit ihren Eltern von Min­ne­so­ta nach San Fran­cis­co umzie­hen. Ihre Emo­tio­nen – Freu­de, Kum­mer, Wut, Angst und Ekel – dis­ku­tie­ren inner­halb…

Bes­ser als zau­bern

Es rauscht gera­de… lei­der klingt es nicht nach sanf­tem Mee­res­rau­schen, das man mit war­mem Sand zwi­schen den Zehen und Son­ne auf der Haut an einem wei­ßen Strand hört… nein, irgend­wie hat sich mein Kopf in der letz­ten Woche eher wie von einem dau­ern­den Stör­rau­schen berie­selt ange­fühlt… Viel Arbeit, Unsi­cher­heit, was da noch so auf uns…

Just in time

Was ich in die­sen Tagen ver­mis­se, sind gemein­sa­me Mahl­zei­ten mit Freun­den und Kaf­fee­pau­sen mit Kol­le­gin­nen. Was fehlt mir, wenn das fehlt? Essen und reden (zumin­dest in der Haus­ge­mein­schaft, und mit ande­ren fern­münd­lich oder digi­tal) kann ich doch auch zu Coro­na­zei­ten. Es muss die Mischung aus bei­dem sein: Essen beim Aus­tausch und auch Aus­tausch beim Essen — und dar­über…

Lass uns immer neu begeg­nen … lass es immer nur so sein!

Kannst du dich noch an die ers­te Begeg­nung erin­nern? Die ers­te Begeg­nung mit mir? Die ers­te Begeg­nung mit dei­ner gro­ßen Lie­be? Oder viel­leicht an die ers­te Begeg­nung mit Gott? Als ich heu­te Abend so dasaß, mal wie­der nicht so recht wuss­te was ich tun soll­te, weil das Leben die­ser Welt schon seit eini­gen Tagen zum…

Gemü­se­brü­he ist alle

Men­schen haben ein unter­schied­lich aus­ge­präg­tes Sicher­heits­be­dürf­nis. Eini­ge pla­nen ihr gan­zes Leben so, dass Job, Haus und Ren­te mög­lichst früh mög­lichst klar gere­gelt sind. Wenig Risi­ko, vie­le Ver­si­che­run­gen, mög­lichst viel Sicher­heit. Ande­re wol­len sich nicht fest­le­gen, schät­zen Frei­heit und Selb­stän­dig­keit höher ein, arbei­ten eher in Jobs, in denen das Ein­kom­men nicht jeden Monat ver­läss­lich aus der…

Die Geschich­te von N.

“Ich bin schwan­ger”, sagt sie und ich ver­schlu­cke mich fast an mei­nem Essen. “Ich schaff das nicht noch­mal”, den­ke ich sofort. Aber ich muss. Wenn sie es schafft, dann schaf­fe ich das auch. Ich muss. Eine ande­re Opti­on gibt es nicht. Fast zwei Jah­re ist es her, da stand ich auf dem Fried­hof und habe…

Wie man in den Wald hin­ein­rauscht, rauscht es auch zurück

Ich war erst vor kur­zem krank­ge­schrie­ben und dar­um län­ge­re Zeit durch­ge­hend zu Hau­se. Die Rück­kehr in die­sen Zustand nach nur zwei Wochen „Frei­heit“ war nicht geplant. Es stört mich, schließt mich ein. Ich reagie­re eher mit dicker Haut — aus Iro­nie, Fak­ten­sam­meln und Abar­bei­ten von Auf­ge­lau­fe­nem. Aber es sind eher Refle­xe. Und wenn ich mich zu lan­ge…

Ver­bun­den blei­ben.

Die Situa­ti­on ist ernst.Und vie­le gehen damit sehr gut um.Soli­da­ri­tät zeigt sich jetzt, indem man räum­lich Abstand hält. #sta­ya­thome ist das Gebot der Stun­de!Das ist abso­lut rich­tig, aber für vie­le bereits jetzt eine gro­ße Her­aus­for­de­rung.Und es wird in der nächs­ten Zeit nicht leich­ter wer­den. Wir wer­den tek­to­ni­sche Plat­ten­ver­schie­bun­gen erle­ben und noch kei­ne Patent­lö­sung dafür ken­nen.…

Bar­fuß

Vor andert­halb Jah­ren habe ich das ers­te Mal Bar­fuß­schu­he ange­habt. Gekauft hat­te ich sie blind. Ich hat­te mich lan­ge mit dem The­ma aus­ein­an­der­ge­setzt und mich dann schließ­lich für ein aus­ge­spro­chen hüb­sches Modell ent­schie­den. Das Pro­blem an der Sache: Jetzt ist der Zeit­punkt, an dem ich eigent­lich alle ande­ren Schu­he abge­ben kann, denn tra­gen wer­de ich…

Kraft­ort

Die­ses 2020 ist ganz schön ver­rückt. Aber wem sag ich das. Drei Mona­te schein­bar schie­rer Wahn­sinn — im pri­va­ten wie im gesell­schaft­li­chen Bereich. Schre­ckens­nach­rich­ten, nie zuvor gekann­te Situa­tio­nen, sich über­schla­gen­de Ereig­nis­se, Hor­ror­sze­nen an den euro­päi­schen Außen­gren­zen. Und in all dem geht irgend­wie das Leben wei­ter. Das fühlt sich reich­lich komisch an und ich mer­ke, wie ich immer…

Fearless Girl

Jeden Mor­gen kom­me ich auf mei­nem Weg ins Büro an einem Brun­nen vor­bei. Und jedes Mal habe ich ein rich­tig ungu­tes Gefühl im Bauch. Der Brun­nen steht direkt neben der Bis­tums­ver­wal­tung und heißt Tür­e­lü­­re-Lies­chen-Brun­­nen. Der Brun­nen zeigt eine Sze­ne eines gleich­na­mi­gen alten Aache­ner Kin­der­lie­des in der ein Mäd­chen, das Tür­e­lü­­re-Liß­­je, von Jun­gen auf­ge­hal­ten und so…

Mons­ter des All­tags

Unter­richt in mei­ner 12. Klas­se. Tat­säch­lich gar nicht mal so sel­ten ein Ort, der mich her­aus­for­dert wie berei­chert und voll von über­ra­schen­den und nach­denk­lich machen­den Momen­ten ist. Doch an die­sem Tag ganz beson­ders. The­ma der letz­ten Wochen war die christ­li­che Escha­to­lo­gie: Befremd­lich wir­ken­de mit­tel­al­ter­li­che Bil­der wichen schnell per­so­na­len Vor­stel­lun­gen von einem Fege­feu­er als Moment der…

Sie hat­te mich beim ers­ten Miau…

Alles begann vor ziem­lich genau neun Jah­ren mit den drei magi­schen und gefähr­li­chen Wor­ten der Frau an mei­ner Sei­te: „Nur mal gucken…“ Kurz dar­auf stan­den wir im Zim­mer eines Köl­ner Tier­heims. Kratz­baum, Kat­zen­klo, Fress­näp­fe und ein gro­ßes Sofa. Die Mit­ar­bei­te­rin sag­te: „Hier sind zwei, die wur­den von der Feu­er­wehr gebracht. Der Vor­be­sit­zer hat sich umge­bracht…

Mein Gott, mein Gott

Jeden Mon­tag trifft sich eine Grup­pe von Frau­en unter­schied­li­chen Alters in unse­rem Jugend­zen­trum zum Häkeln. Die Hand­ar­beit ist für sie Krea­ti­vi­tät, Kul­tur, beschei­de­ne Ein­kom­mens­quel­le und Gemein­schaft. Beim Häkeln erho­len sie sich und spin­nen mit­ein­an­der Fäden der Soli­da­ri­tät und des Ver­trau­ens. Manch­mal sit­zen sie schweig­sam im Kreis und tei­len doch unaus­ge­spro­chen so vie­le Sor­gen, Ver­let­zun­gen und…

Nie wie­der! Nie­mals wie­der!

Som­mer 2015. Zusam­men mit eini­gen jugend­pas­to­ra­len Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen waren wir auf Vor­tour für den Welt­ju­gend­tag in Kra­kau. Wir wur­den über­all herz­lich will­kom­men gehei­ßen und mit offe­nen Armen emp­fan­gen. Es war uns damals ein wich­ti­ges Anlie­gen, neben den zen­tra­len Orten des Welt­ju­gend­ta­ges auch Oświęcim/Auschwitz auf­zu­su­chen. Nahe bei den Lagern ist ein Klos­ter der Fran­­zis­­ka­­ner-Mino­ri­­ten. Dort befin­det sich…

Es glit­zert

Es war ein har­tes Jahr für uns alle. Am Ende steht eine Rei­se ins Unge­wis­se. Eine Rei­se gegen Kon­ven­tio­nen auf neu­en Pfa­den. Eine Rei­se deren Ende ich nicht ken­ne. Im Gepäck nichts als Mut. Kein Blick zurück. Der Blick nach vorn fällt schwer. Der ers­te Schritt ist zag­haft. Nur einen Schritt kann ich den­ken, nicht…

Es rauscht wie­der!

Wir kom­men zurück! Nach einem Jahr der Umstruk­tu­rie­rung, des Über­le­gens, Pla­nens und Vor­be­rei­tens gibt es ab nun neue Bei­trä­ge aus dem Leben ver­schie­de­ner Men­schen hier zu ent­de­cken — zunächst nur zu lesen, aber auch da haben wir mehr vor. Orga­ni­sa­to­risch hat raum­rau­schen als Pro­jekt der Beru­fungs­pas­to­ral begon­nen, ist aber nun in die Obhut des Bereichs Glau­bens­kom­mu­ni­ka­ti­on gekom­men — und…

Auf­ge­scho­ben, auf­ge­ho­ben?

„Lass uns das auf’s nächs­te Jahr ver­schie­ben“, bekam ich teil­wei­se schon Mit­te Novem­ber von Kolleg*innen an den ver­schie­dens­ten Stel­len zu hören, „es ist ja schon bald Advent und auch schon fast Neu­jahr, da macht es ein­fach kei­nen Sinn mehr, was Neu­es anzu­fan­gen“. Auch ich selbst erwi­sche mich dabei, wie ich bei­spiels­wei­se in einer E‑Mail an einen…

Es weih­nach­tet

Es gibt die­sen Moment am Vor­mit­tag. da wirft mei­ne Kol­le­gin mir einen Blick rüber, der ent­we­der “Kaf­fee” oder “Bröt­chen”, oft auch bei­des sagt. Dann dre­he ich den Chris­t­­mas-Sen­­der auf und wir zün­den die Ker­zen an. Es war der Niko­laus­vor­abend, du hast schon fast geschla­fen und bist dann hoch geschreckt: “Mama, ob der Niko­laus die Stie­fel…

In allem gleich, außer…

Da war es wie­der: In allem uns gleich, außer der Sün­de! Die Lesung am Sonn­tag sag­te es noch kom­pli­zier­ter: Wir haben ja nicht einen Hohen­pries­ter, der nicht mit­füh­len könn­te mit unse­rer Schwä­che, son­dern einen, der in allem wie wir in Ver­su­chung geführt wor­den ist, aber nicht gesün­digt hat (Hebrä­er­brief Kapi­tel 4, Vers 15). Da sträubt…

Hän­­ge­­ma­t­­ten-Som­­mer

Eigent­lich ist er ja noch gar nicht zu Ende die­ser Som­mer, der gefühlt seit April andau­ert. Die Son­ne ist noch immer warm. Aber der Kalen­der sagt Sep­tem­ber, die Tage wer­den kür­zer, die Näch­te küh­ler und das Laub fällt schon längst wegen der Tro­cken­heit. Ich lie­be den Herbst und bin vol­ler Vor­freu­de dar­auf, aber wie üblich…

Anlei­tung zum Glück­lich­sein

Hast Du für Dein Leben schon eine Anlei­tung zum „Glück­lich­sein“ gefun­den? Es gibt inner­halb unse­rer Gesell­schaft aktu­ell eine rie­si­ge Wel­le, die sich mit die­sem The­ma beschäf­tigt. In vie­len Büchern, Semi­na­ren und Arti­keln geht es um den „Weg zum acht­sa­men Leben“, um den „inne­ren Weg zum Glück“, um Hil­fen, wie man sei­nen All­tag und sein Leben…

Von der Angst sich zu ent­schei­den

Ori­en­tie­rungs­ta­ge, The­ma Zukunft. Wir sind eigent­lich durch mit dem The­ma, da stellt eine Schü­le­rin eine Fra­ge an mei­nen Mit­re­fe­ren­ten und mich: “Ich wüss­te ger­ne, ob ihr zufrie­den seid mit dem Beruf, für den ihr euch ent­schie­den habt. Denn wir alle hier haben Angst vor die­ser Ent­schei­dung, vor allem davor, dass wir uns falsch ent­schei­den… ”…

Will­kom­men zurück

Da ist er also. Aus­ge­rech­net heu­te, mei­ne Nacht war kurz und ich bin gedank­lich noch mit­ten in den Erleb­nis­sen des Wochen­en­des. “Schön dich ken­nen­zu­ler­nen” sage ich. Hell­blaue Augen tref­fen mei­ne. Das ist also mein Paten­on­kel. Heu­te sehe ich ihn zum ers­ten Mal. Ich ver­ste­he schnell, was mei­ne Eltern in ihm gese­hen haben müs­sen. Ich ken­ne…

Him­mel­wärts – Erd­ver­bun­den

Und schon ist sie wie­der vor­bei — die Oster­zeit. Spä­tes­tens mit Chris­ti Him­mel­fahrt und der gan­zen Rei­he an frei­en Don­ners­tag und Mon­ta­gen in Mai und Juni wech­selt die Stim­mung wie­der in den Got­tes­diens­ten. Weni­ger Hal­le­lu­ja, so wie weni­ger Lamet­ta und weni­ger Fei­er­lich­keit. All­tag zieht ein und damit der nor­ma­le Lauf durch die Bibel­stel­len, die von den Wun­dern…

Blo­cka­de, die Zwei­te

Ich wer­de ner­vös wenn mir die Inspi­ra­ti­on fehlt. Jetzt zum Bei­spiel. Ich kann nicht schrei­ben. Ich brin­ge kei­ne drei anstän­di­gen Sät­ze aufs Papier. Okay, das waren vier, aber ziem­lich inhalts­los. Ich kann schrei­ben, wenn ich sehr glück­lich bin oder sehr trau­rig oder sehr wütend. Über Men­schen und Glau­ben und Gott. Mit Fra­ge­zei­chen und Aus­ru­fe­zei­chen und…

Oster­pre­digt

Mei­ne Oster­pre­digt habe ich in die­sem Jahr nicht gehört – die habe ich gele­sen. Nadia Bolz-Weber, evan­­ge­­lisch-luthe­ri­­sche Pas­to­rin in Den­ver (USA), hat ein beein­dru­cken­des Buch über ihre Arbeit geschrie­ben: „Ich fin­de Gott in den Din­gen, die mich wütend machen.“ Und dort erzählt sie von ihrer Oster­pre­digt unter „Aus­ge­sto­ße­nen“, für die sie eine Kir­che gegrün­det hat:…

Cool!?

„Da wer­den Kind­heits­träu­me wahr“, sagt mei­ne Schwes­ter lachend zu mir, als ich ihr Geschenk aus­pa­cke und eine Ein­tritts­kar­te für die Kel­ly Fami­ly „We got love“-Comeback-Tour in den Hän­den hal­te. Ich muss eben­falls lachen und bin etwas unsi­cher, da sich mein Musik­ge­schmack seit 1994 ein wenig ver­än­dert hat. Damals hät­te ich mich tat­säch­lich rie­sig dar­über gefreut,…

Am Ende der Wor­te

Fast drei Jah­re ist es her, dass mei­ne Freun­din N. ihren Sohn tot zur Welt gebracht hat (Blog­ein­trag Ster­nen­kind). Und das, von dem wir dach­ten, es wür­de sich nie­mals wie­der­ho­len, wirft düs­te­re Schat­ten über die ers­ten Früh­lings­ta­ge. Wir ban­gen um zwei Her­zen, von denen wir nicht wis­sen, ob sie leben dür­fen. Mir feh­len die Wor­te…

EINS

Manch­mal habe ich das Gefühl, dass ich nur für mich allein pre­di­ge. Nein, ich mei­ne nicht die Situa­tio­nen, in denen vor mir eine Gemein­de sitzt und kei­ner hört zu oder ver­steht nichts davon was ich da sage. Es gibt die­se Momen­te, da pre­di­ge ich mich in einen Rausch, in ein Trei­ben – ja fast in…

Neu gelernt (zu beten)

Ich weiß nicht, wie oft ich es schon gebe­tet habe. Aber ich ver­mu­te, dass mir das Vater­un­ser wohl in einer Zahl im fünf­stel­li­gen Bereich durch die Gedan­ken und über die Lip­pen gegan­gen ist. Vor einer Woche in Isra­el durf­te ich es aller­dings noch ein­mal neu ver­ste­hen ler­nen. Denn eine ara­bi­sche Chris­tin erklär­te mir, wie es…

Bor­der ahead

Die­se Gren­ze düm­pelt nur so vor sich hin. Es ist der bra­cki­ge Rest des Flus­ses, der für leben­di­ges Was­ser steht. Die­se brau­ne Brü­he ist kei­nes­falls der Ort, an dem Johan­nes Jesus getauft haben kann. Da sträubt sich ein­fach alles in mir. Das soll der Jor­dan sein? Aber den­noch ist die Tra­di­ti­on alt. Sehr alt sogar.…

Wer bist Du, Jesus?

Sie haben es immer noch nicht kapiert. Jesus fragt sei­ne Freun­de, für wen sie ihn hal­ten und sie haben nichts bes­se­res zu sagen, als das was die „Leu­te“ den­ken. Der eine sagt das, der ande­re jenes. Er bleibt hart­nä­ckig: “IHR! Für wen hal­tet IHR mich?” Nur einer traut sich — Petrus! Er sagt es so frei, wie…

Angriff mit F‑16

Es muss­te ja pas­sie­ren! 7 Tage Isra­el mit 26 jun­gen Leu­ten — der Grup­pe pre­di­ge ich beim Vor­tref­fen, dass es fried­lich sein wird — direkt am ers­ten Tag kom­men die Mel­dun­gen rein: Kampf­flie­ger am Golan abge­schos­sen. Unse­re ers­te Sta­ti­on ist vis-a-vis vom Golan. Jack­pot, den­ke ich! Bin­go! 100% geschafft! Die Grup­pe hat die Mel­dun­gen noch nicht erhal­ten, aber ich…

Elf Minu­ten

Elf Minu­ten Stil­le. Einer ist gera­de ein­ge­schla­fen, einen muss ich gleich wecken. Elf Minu­ten in zwölf Stun­den Lärm. Elf Minu­ten, die nur mir gehö­ren. Zu wenig, um los­zu­las­sen all das Unru­hi­ge, Bewe­gen­de, die Lebens­wo­gen. Zu wenig, um etwas anzu­fan­gen oder zu Ende zu brin­gen, nicht mal die­sen Text. Du fehlst mir, Gott. Mich umge­ben Men­schen…

Kommt alle mit

08:20 Uhr. Nie­sel­re­gen, wir lau­fen zum Kin­der­gar­ten. Das gro­ße Kind gröhlt laut­hals und mit Inbrunst “Kommt alle mit, kommt alle mit, weil uns Gott gebo­ren ist”, mit Cho­reo ver­steht sich. Fol­gen des Krip­pen­spiels in die­ser Woche. Auch wenn er kei­ne Ahnung hat, was dann wirk­lich pas­siert und wie sich für ihn der Begriff Weih­nach­ten fül­len…

Nove­m­­ber-Tage

Nove­m­­ber-Tage sind Toten-Tage. Gedenk­ta­ge fol­gen ein­an­der, die Bäu­me sind kahl, die Tage kurz. Manch­mal wird’s gar nicht rich­tig hell. Nove­m­­ber-Tage sind reg­ne­risch, voll mit Grab­ker­zen und geschmack­lo­sen Geste­cken, zumin­dest gedank­lich. Ich kann sie sehen, die Toten. Manch­mal, wenn ich im Ort unter­wegs bin, dann begeg­nen sie mir. Dann erin­nern mich Sil­hou­et­ten von rea­len Men­schen an…

Herz-Blo­ck­a­­de

Neu­lich beim Chi­ro­prak­ti­ker: Ich wer­de Zeu­ge eines Gesprächs, das Sel­bi­ger mit dem Pati­en­ten mir gegen­über führt. „Wir haben eine wich­ti­ge Auf­ga­be im Leben: Egal wie sehr uns etwas nie­der­drückt, wir sehr wir unter einer Last lei­den, unse­re Auf­ga­be ist es, uns immer und immer wie­der auf­zu­rich­ten und letzt­lich wei­ter­zu­ma­chen. Nicht mit Gewalt und Druck und…

Was Gott ver­bun­den hat

Am Sams­tag pas­sier­te etwas, mit dem ich nicht gerech­net habe: Einer mei­ner Cou­sins hat gehei­ra­tet, eine ziem­lich tol­le Frau sogar. Es war weder die ers­te, noch die letz­te Hoch­zeit, bei der ich war. Sie war weder bom­bas­tisch, noch war sonst irgend­et­was anders als bei ande­ren Hoch­zei­ten. Und doch war sie beson­ders: Sie war echt. Sel­ten…

Nel­ly

Wenn ich heu­te Gott begeg­net bin, dann war es bei Nel­ly. Nein, es war Nel­ly! Und Nel­ly steht auf einer Azo­ren­in­sel mit­ten im Atlan­tik an einer mobi­len Bur­ger­bu­de am Strand und macht die welt­bes­ten Chi­cken­bur­ger. Ges­tern war ich schon ein­mal da. „Ein Chi­cken­bur­ger mit Frit­ten.“ Da war es der Stand an dem das Leben brumm­te.…

Für Toni

Alles soll­te anders wer­den beim zwei­ten Kind. Frü­her, schnel­ler, ein­fa­cher. Aber all mei­ne aus­ge­fuchs­ten Plä­ne schei­ter­ten. Und als die­ses Kind end­lich auf der Welt war, da hät­te alles gut sein sol­len. Aber das war es nicht. Baby Num­mer Zwei schrie sobald es auf der Welt war. Nach den ers­ten zwölf Stun­den war ich inner­lich bereits…

Schleu­sen­blick und Wel­ten­wech­sel

Seit ein paar Jah­ren beglei­te ich einen jun­gen Mann in der Aache­ner Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt. Hier sit­zen die beson­ders har­ten Jungs: Mör­der, Ver­ge­wal­ti­ger,… Aber hin­ter die­ser „har­ten“ Tat, steckt auch immer ein wei­cher Mensch. Das habe ich schnell gelernt. Den­noch ist der Ablauf in der JVA ein beson­de­rer. Die­ses Sys­tem hat sei­ne eige­nen Rhyth­men und Sicht­wei­sen auf…

25 Jah­re

Nach dem Schluss­se­gen am Diens­tag Mit­tag fin­gen sie mich ab. Ich war gera­de auf dem Weg in die Sakris­tei, da tra­ten sie hin­ter der Säu­le des Aache­ner Doms her­vor und stell­ten sich mir in den Weg. „Dür­fen wir Sie kurz spre­chen?“ Ich blieb ste­hen und hör­te zu. „Sie sind genau der Rich­ti­ge. Ich wuss­te es…

Wenn die Stim­me bricht

Als sie auf­steht und nach vor­ne geht, droht der Kloß in mei­nem Hals bereits zu explo­die­ren. Mei­ne Freun­din C. ist knapp 1,80 Meter. Auf ein­mal wirkt sie win­zig da oben auf den Kir­chen­stu­fen vor der Men­ge. “Mein Vater hat Men­schen immer ger­ne unter­hal­ten, ich kann das eigent­lich auch. Aber seit er tot ist, fällt mir…

Die­ser Augen­Blick

Es war atem­be­rau­bend! Artis­ten dreh­ten sich in schwin­del­erre­gen­der Höhe, Clowns nah­men das hal­be Zelt aus­ein­an­der, Sei­fen­bla­sen­ar­tis­ten taten das Unmög­li­che, ein Beat­bo­xer zeig­te eine Kör­­per- und Stimm­be­herr­schung vom Aller­feins­ten, Sal­to­künst­ler flo­gen durch die Luft und Jon­gleu­re war­fen Bäl­le kreuz und quer und fin­gen alle wie­der auf. Cir­cus Ron­cal­li fei­ert der­zeit sein 40-jäh­ri­­ges Jubi­lä­um und ich war…

Was-wäre-wenns

Ich sehe sein Strah­len von Wei­tem. Und dann lie­gen wir uns in den Armen. Sie­ben Jah­re, ver­gan­gen in einem Wim­pern­schlag. Ich lern­te S. ken­nen, als ich mei­nen ers­ten Aus­bil­dungs­kurs für Pfad­fin­der team­te. Er war Teil­neh­mer von außer­halb und reis­te zu früh an. Ich dem­entspre­chend noch im wenig anspre­chen­den Jog­­ging-Gam­­mel-Out­­fit. Ein ein­zi­ges Mal in mei­nem Leben…

Gemein­sam­kei­ten

Ken­nen­lern­spie­le kön­nen so grau­sam sein. Ent­we­der sie sind insze­niert und künst­lich. Sie sind ver­kampft. Oder alle haben schlicht und ein­fach kei­nen Bock dar­auf. Mir bleibt es eine Fra­ge, war­um wir trotz­dem dar­an fest­hal­ten… Sind es Erin­ne­run­gen an die Kind­heit oder viel­leicht die Sehn­sucht einer ach so erwach­se­nen Ver­an­stal­tung doch noch etwas an Spiel ein­zu­brin­gen? Ich…

Ja, ich for­der das Glück

Eigent­lich mag ich kei­nen Schla­ger. Zumin­dest bis jetzt. Aber da gibt es die­sen einen Song, der mir seit Wochen nicht aus den Ohren und dem Sinn geht, ein Song der mich trifft und berührt. Mai­te Kel­ly singt in ihrem neu­en Song: „Und wenn ich fall, egal, so ist das Leben Ich versuch´s noch­mal und geht…

Money, Money, Money

Seit eini­gen Mona­ten dreht sich mein Kopf um die Koh­le. Geld regiert die Welt und manch­mal, so scheint es, regiert es auch die hei­li­ge katho­li­sche Kir­che. Das zumin­dest ist das Bild, das oft ver­mit­telt wird und das glau­ben vie­le Men­schen. Auch ich glau­be das manch­mal und in mei­nem Umfeld wer­de ich immer wie­der von Freun­den…

Beicht­zim­mer: Fri­seur­sa­lon

Wenn ande­re es has­sen zum Zahn­arzt zu gehen – ich gehe total ungern zum Fri­seur. Viel­leicht steckt es in mei­ner Kind­heit, dass ich immer nur Fri­seu­re erlebt haben, die mich zwang­haft aus­quet­schen woll­ten über Gott und die Welt. Who knows. Ich mag es ein­fach nicht. Eben saß ich noch da. Es war wie­der Zeit. Die…

Vira­ler Tra­di­ti­ons­bruch: Lebens­kraft oder Plötz­lich­keit?

Es gibt Tage, da sit­ze ich am Abend da und irgend­wie scheint alles gefügt. Die­ser Sonn­tag war auch so. Naja, nicht gefügt, aber als hät­te jemand einen Faden durch den Tag gespon­nen. Mor­gens übt Jesus im Evan­ge­li­um (Mt 5,17 – 37) noch den Auf­stand. „Ihr habt gehört…“ – „Euch ist gesagt wor­den…“ – „Ich aber sage Euch…“…

Ver­füg­bar­keit

Heu­te wür­de ich ger­ne das Han­dy abschal­ten. Es gibt immer Tage, da wünscht man sich, dass es eine Nach­richt anzeigt. Aber aktu­ell meh­ren sich die Tage, da steht es nicht still, dabei bin ich nicht mal in Whats­app-Grup­­pen. Ich bin social-media-müde, ich wür­de gern mal off­line gehen. Prak­tisch unmög­lich. Ver­füg­bar sein ist das neue “sich-rar-machen”.…

Freun­des­lis­te

Seit Mona­ten linkt mich mein Face­­book-Account. Es fing letz­tes Jahr im Som­mer an. Plötz­lich ver­schwan­den Men­schen von mei­ner Freun­des­lis­te. Seit­dem ände­re ich in Inter­val­len mei­ne Pass­wör­ter und hof­fe, dass es nach der nächs­ten Ände­rung gut geht. Und dann plötz­lich: Pus­te­ku­chen. Schon wie­der ist wer weg! Macht sich die Tech­nik selbst­stän­dig? Gibt es doch so etwas…

Das Tier in mir

„Men­schen, die kei­ne Tie­re mögen, sind auch kei­ne Men­schen­freun­de“, sag­te mein Vater frü­her häu­fig. Heu­te weiß ich, dass das nicht auf jeden zutrifft, dem Tie­re nicht so lie­gen, aber so ein wenig ist die­ser Satz in mei­nem Kopf hän­gen geblie­ben. Tier­schutz stand bei uns daheim immer hoch im Kurs. Im Win­ter, wenn es schon gefro­ren…

Spon­ta­ne Geburts­tags­fei­er­be­geg­nung

Ges­tern auf der Geburts­tags­fei­er: Er hat­te noch mit einem Freund gespro­chen. Er ist klei­ner als ich, gut 50 Jah­re älter und enga­gier­ter Dis­ku­tant. Er dreht sich um: “Sind Sie auch Theo­lo­ge?” “Ja”, ant­wor­te ich. Er wech­selt mal eben so den Gesprächs­part­ner. Mein Freund steht nur noch an der Sei­te, ist unin­ter­es­sant. Denn er ist dar­an inter­es­siert,…

Der ver­korks­te Hei­lig­abend

Es gab schon eine Men­ge Weih­nach­ten in mei­nem Leben. Es gab bes­se­re Jah­re und schlech­te­re. Es gab Jah­re, die nicht unglaub­lich berau­schend waren und doch, herz­li­chen Glück­wunsch, ich erklä­re die­ses Jahr zu mei­nem mise­ra­bels­ten Weih­nach­ten aller Zei­ten. Ich weiß nicht, wann die ers­te Vor­ah­nung kam. Nicht die Pro­ble­ma­tik, was zum Anzie­hen zu fin­den, weder die häus­li­chen…

Fürch­tet euch nicht!

„Fürch­tet euch nicht!“ – so schreit es mich an. Von zwei Sei­ten eines Kirch­turms in der Aache­ner Innen­stadt springt mir die­ser Satz aus der Bibel ins Auge. Klar, direkt fällt mir die Weih­nachts­ge­schich­te ein. Der Engel muss es auch vor der Geburts­sze­ne von Beth­le­hem den Men­schen sagen. Beim ers­ten Sehen habe ich den Satz abge­hakt.…

Man in the mir­ror

Es war ein abso­lut genia­les Wochen­en­de! Mit den Visi­onau­ten und drei wei­te­ren jun­gen Erwach­se­nen ging es das gan­ze letz­te Wochen­en­de dar­um, wie wir in die­ser Welt etwas ver­än­dern kön­nen. Einen social impact set­zen! Sozia­le Inno­va­ti­on war gefragt. Was sind dabei mei­ne Talen­te, wo wer­de ich unru­hig, wenn ich auf mein Leben, mei­ne Welt, mei­ne Arbeit,…

Gol­de­ne Schuh­spit­ze

Kon­fe­renz­ta­ge sind nicht unbe­dingt mei­ne Lieb­lings­be­schäf­ti­gung, aber ges­tern star­te­ten wir mit einem Impuls in einer Kapel­le in Aachen. Wir beka­men den Auf­trag uns den Raum dort genau­er anzu­schau­en. Mein Blick blieb beim Altar hän­gen: Außen kom­plett schwarz lackiert, ein Qua­drat, vier Sei­ten aus Holz, die Vor­­­der- und Rück­sei­te offen und die Innen­sei­ten sind mit Blatt­gold…

Glau­be, Lie­be, Hoff­nung, Mut

Ich gehe aus. Zumin­dest fühlt es sich so an — aus dem Fami­li­en­mo­dus her­aus. Sab­ber­frei­es Out­fit, gutes Make-up, Rouge zur Fei­er des Tages. “Schön dass du mal raus kommst” sagt der Mann. Und ich muss schmun­zeln. Sonn­tag­abend ist Jugend­­kir­chen-Zeit. Ich fah­re nach Kre­feld, um mit den Kol­le­gen das fünf­jäh­ri­ge Jubi­lä­um der Jugend­kir­che Kre­feld zu fei­ern. Bevor es…

Let’s talk about…

Manch­mal wün­sche ich mir wir wür­den mehr über Gott reden. Ich mei­ne: Alle Welt redet über Sex. Unse­re Welt, unse­re Gesell­schaft unse­re Wer­bung ist voll davon. Aber von Gott zu reden fühlt sich heut­zu­ta­ge ja fast schlim­mer an, es ist pein­lich und irgend­wie auch so ein biss­chen eso­te­risch. Oder es hat die­sen Bei­geschmack von reli­giö­sem Fana­tis­mus.…

Bal­sam in einem hek­ti­schen Moment

Wer pen­delt, der ist oft im Stress. Das spü­re ich in die­sen Tagen am eige­nen Lei­be, denn für mein Stu­di­um an der Uni Köln fah­re ich vier­mal wöchent­lich von Aachen in die Rhein­stadt. Um von Tür zu Tür zu kom­men, muss ich einen Zug, eine U‑Bahn und zwei Bus­li­ni­en neh­men. Fällt ein Bus aus oder…

Schie­nen­ge­dan­ken

Ich rei­se im Jahr schon ein paar Kilo­me­ter mit dem Zug run­ter. Zur Uni nach Frank­furt, zu Kon­fe­ren­zen nach Frei­burg oder Müns­ter, zum WDR nach Köln und pri­vat zu vie­len Leu­ten in ganz Deutsch­land. Da kommt schon eini­ges zusam­men. Manch einer hat mich schon den Rei­se­pfar­rer genannt und ich habe auch dar­an gedacht ein­mal ICE-Seel­­sor­­ge…

Strand­post: Lebens­fei­er

Viel­leicht ist dies mei­ne kür­zes­te Geschich­te auf Raum­rau­schen. Ges­tern am Strand hielt ich Aus­schau nach Muscheln und fand etwas ganz ande­res. Einen Blu­men­strauß. Die Blü­ten waren weg, nur das Grün war noch dran. Mit Draht gebun­den. Recht frisch sogar. Erst wun­der­te ich mich. Hat­te den jemand acht­los weg­ge­wor­fen? Hat­te jemand sei­nen Müll im Was­ser ent­sorgt?…

Herbst­zeit­lo­se

Die Herbst­zeit­lo­sen in den Wie­sen, das ist das Ende des Som­mers. Ein Satz den ich im Jugend­al­ter in einem Buch las und der mich immer irgend­wie berührt hat. Er klang nach den letz­ten Son­nen­strah­len, nach Schön­heit, nach Schwer­mut. In die­sem Jahr lässt der Som­mer sich noch­mal Zeit zu gehen, trotz­dem liegt ein Hauch von Herbst…

Es ist alles anders geblie­ben

Wie fühlt es sich an, ein Jahr weg von zu Hau­se zu sein? Kaum eine Fra­ge hat mich in jün­ge­rer Ver­gan­gen­heit so beschäf­tigt wie die­se. Ein Jahr lang – von Sep­tem­ber 2014 bis August 2015 – leb­te ich als „Mis­sio­nar auf Zeit“ in Sim­bab­we. Nie zuvor hat­te ich mei­ne Hei­mat Aachen für eine der­art lan­ge Zeit…

Stau­nen

Es krib­belt. Über­all. Irgend­wie kommt ein Gefühl von Sehn­sucht auf. Vielleicht,weil ich vie­le Jah­re im Som­mer am Meer war. Der Bus rollt auf den Hafen zu und ich sehe: das Meer. Mit den ers­ten Schrit­ten Rich­tung Anle­ger kom­men die Erin­ne­run­gen wie­der. Wir sind Meer­ur­lau­ber, Muschel­samm­ler, Strand­spa­zie­rer, In-die-Wel­­len-Gucker in unse­rer Fami­lie. Stun­den­lang kann ich am Meer…

Fehl am Platz

Es ist mein drit­ter Welt­ju­gend­tag. Nach Köln und Madrid, bin ich in Kra­kau wie­der dabei. Dies­mal weil ich für unser Bis­tum hier unter­wegs bin und weil mich die­ser Papst fas­zi­niert. Ich war nie der Mensch für Mas­sen­ver­an­stal­tun­gen, aber Welt­ju­gend­ta­ge haben mich immer beein­druckt. Wenn da jun­ge Men­schen aus so vie­len Natio­nen zusam­men­kom­men, die fried­lich ihren…

Ich kam mit dem Wüs­ten­wind

Was könn­te man nicht alles tun, wenn man sei­nen Urlaub auf Bal­ko­ni­en ver­bringt? Neben Eis­die­len­treffs mit Freun­den, Tele­fon­flat­rate voll aus­nut­zen, mal wie­der in den Him­mel gucken, gutes Essen und guten Wein mit beson­de­ren Men­schen genie­ßen, habe ich mir einen gro­ßen Sta­pel Urlaubs­lek­tü­re zuge­legt. Zwi­schen Kri­mis, Come­dy, Psy­cho­lo­gie und Klas­si­kern stieß ich auf eine Bio­gra­phie die…

Scou­te dich

Der Höhe­punkt des Band-Auf­­­tritts ist “Afri­ca” von Toto. Die Men­ge ras­tet aus. Sams­tag­abend, Pfad­fin­der­zelt­platz, Jubi­lä­um. Mein Stamm wird 85 Jah­re. Die Par­ty ist der Ham­mer. Pfad­fin­der bin ich eigent­lich damals nur gewor­den, weil mei­ne Schwes­ter dabei war und mei­ne ers­te Grup­pen­lei­te­rin wur­de. Als Tee­nie hab ich dann auf­ge­hört, ande­res wur­de span­nen­der. Mit 18 haben sie…

Begeg­nun­gen der drit­ten Art

Grie­chen­land 2016, es sind unse­re Flit­ter­wo­chen auf Rho­dos. Die Son­ne knallt erbar­mungs­los und wir düsen in einem gemie­te­ten Cabrio um die Insel. Eigent­lich woll­ten wir nur die gut aus­ge­bau­te Stra­ße, wel­che um die Insel fährt neh­men, aber das Klos­ter Tha­ri mit sei­nen byzan­ti­ni­schen Wand­ma­le­rei­en und kunst­vol­len Fres­ken aus dem 15 Jh. in den Ber­gen inter­es­siert…

Die­ser Weg…

Neu­lich hat­te ich ihn wie­der. Einen von die­sen Momen­ten, die einen frü­her oder spä­ter immer ein­ho­len. Einen von die­sen Momen­ten, in denen man merkt, dass gewis­se Sachen nicht zu hun­dert Pro­zent beherrsch­bar sind. Es geht mal wie­der ums The­ma Abschied. Seit Sep­tem­ber 2015 heißt mei­ne Hei­mat auf Zeit Sim­bab­we. In den ver­gan­ge­nen neun Mona­ten hat…

Fins­ter­nis

„Tisch 102?“ Sind das wir? Ach ja, sie hat es uns eben an der Kas­se gesagt. Wir sind Tisch 102. Wir gehen los… „Hey! Ich bin Mah­mut!“ Wir stel­len uns vor. Mah­mut sieht uns an. Oder auch nicht? Mah­mut ist blind. Wir gehen heu­te „fins­ter essen“! Den gan­zen Tag ist mir schon flau im Magen.…

Müßig­gang

Ich kann nicht schrei­ben. Wie­der mal. Schot­t­­land- Urlaub, Fül­le von Ein­drü­cken, vol­ler Kopf, vol­les Herz. Aber nichts gut genug, um drü­ber zu schrei­ben. Es ist leich­ter zu schrei­ben, wenn die See­le Luft braucht, wenn etwas auf­wühlt, ärgert, berührt. Und eigent­lich will ich die­se Zei­len jetzt schon wie­der löschen. Nicht gut genug. Spricht doch kei­nen an.…

„Ich wäre fast gestor­ben …“

Ich weiß nicht, wie oft ich in die­sem, mei­nem Leben schon gestor­ben bin. Jeden­falls ist die Zahl mei­ner Aus­sa­ge „Ich wäre fast gestor­ben“ in leb­haf­ten Unter­hal­tun­gen mit mei­ner Freun­din Annet­te nicht mehr nach­zähl­bar — und trotz­dem lebe ich noch. Es sind ganz ver­schie­de­ne Momen­te in mei­nem Leben, die ich mei­ner Freun­din dann berich­te und die dann mit…

Herr, gib mir Geduld – aber flott!

Der letz­te vol­le Tag mei­ner Exer­zi­ti­en. Ich bin voll drin im Rhyth­mus. Schwei­gen, medi­tie­ren, spa­zie­ren, beten, sin­gen, Stil­le hal­ten. In die­sem Schwung woll­te ich heu­te zur Ves­per gehen und dann das! Eine gan­ze Rei­se­grup­pe war mit dabei. Erst stau­te es sich vor der Kir­che und dann auch noch im Schne­cken­tem­po. Die Rei­se­grup­pe war im Durch­schnitts­al­ter…

Von Zuver­sicht, Mut und Ver­trau­en

Wir nei­gen oft dazu, nur das Schlech­te zu sehen. So gesche­hen auch an jenem Sonn­tag. Die Leu­te in der Kir­che sind beun­ru­higt und haben Angst. „Ist das ein Zei­chen, womög­lich eine Stra­fe Got­tes?“, fragt einer. „Müs­sen uns fürch­ten?“ wirft ein zwei­ter ein. Ein drit­ter zählt Par­al­le­len zu einem ähn­li­chen Vor­fall auf, bei dem sogar Men­schen…

Film­reif

Ich rede nicht gern über uns. Na klar, über ihn, über mich. Aber über das zwi­schen uns? Ungern. Viel­leicht weil ich erfah­ren muss­te, dass Lie­be, so groß sie auch sein mag, manch­mal zer­bricht. Dass sie Exis­tenz in Fra­ge stel­len kann. Dass sie so weh­tun kann, dass der Schmerz ein Beglei­ter dei­nes Lebens wird, über Jah­re…

Spie­ßer­tum adé

Letz­te Woche Mitt­woch, spä­te­rer Nach­mit­tag. Ich tip­pe die Tele­fon­num­mer ein, die ich mir auf einem klei­nen Blatt Papier notiert habe. War­ten. Es wählt, die Lei­tung ist frei. War­ten. Dann ein Knack­sen. Auf der ande­ren Sei­te des Appa­ra­tes mel­det sich jemand, der heu­te offen­bar mit dem fal­schen Fuß auf­ge­stan­den ist. Ich grü­ße herz­lich zurück und stel­le…

Eine Oster­nacht

Die­ses Jahr ist alles anders. Kei­ne öster­li­che Lit­ur­gie. Das schei­tert am ver­schnupf­ten Kind und am feh­len­den Baby­sit­ter. Am Grün­don­ners­tag gehen wir essen. Mit mei­ner ältes­ten Freun­din. Danach sit­zen wir bei uns bei Whis­ky und Rot­wein. Und wäh­rend die Her­ren bald fach­sim­peln über die­ses und jenes, schwel­gen wir in Erin­ne­run­gen. 30 Jah­re Freund­schaft. Wir schau­en alte…

Kino im Kopf

Paris // Musee d’Orsay Ich ste­he in der Gale­rie des Muse­ums in Paris und schaue auf die Men­schen unten in der Hal­le her­un­ter. Schü­ler, die lust­los zwi­schen den Sta­tu­en und Bil­dern her­ge­hen. Die übli­chen Asia­ten, die die gro­ßen Meis­ter­wer­ke sam­meln, indem sie sie auf den Chip und in die Face­­book-Time­­li­ne ihres Han­dy laden. Älte­re Men­schen, mit…

Wert­schät­zung

Eben hat’s mir den Tag ver­ha­gelt. Nichts ahnend brem­se ich vor der Bank, stei­ge aus, da brüllt es aus einem vor­bei kom­men­den Auto: “Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?”. Schwups und weg und ich ste­he völ­lig ent­geis­tert vor der Fra­ge, was in aller Welt jetzt nicht mein Ernst gewe­sen sein soll. Gut, ich ste­he dort,…

Hasen­tal. Ich?

Schon bald wer­de ich an einer neu­en Schu­le anfan­gen. Kaum aus­ge­hal­ten habe ich das War­ten auf die Nach­richt, wo es mich nun hin ver­schla­gen soll. Dann kam sie, die E‑Mail, in der von einer Schu­le in – nen­nen wir den Ort an die­ser Stel­le – Hasen­tal, die Rede war. Unge­fähr drei Tage lang konn­te ich…

Hei­mat ist (m)eine Mut­ter­spra­che

Als Pries­ter sind wir stän­dig am Reden. Ver­kün­di­gung soll es dann sein. Mir kommt es oft wie Logor­rhoe vor: Wort­durch­fall! Reden, reden, reden — ohne Ende. Und alles kann doch nicht nur Ver­kün­di­gung sein… Oft fra­ge ich mich dabei was die Men­schen wohl von mir den­ken, wenn ich immer reden muss bzw. sie mich immer hören müs­sen.…

Feder­leicht und scho­ko­la­den­schwer

Der Sound­track mei­nes Lebens ist wohl im Jahr 1994 gebo­ren wor­den. Da war ich gera­de ein­mal 11 Jah­re alt und er ging in mei­ne Gene und mein spi­ri­tu­el­les Erb­gut über. Nur eine klei­ne Fol­ge von Sequen­zen, von Bil­dern mit Musik unter­legt soll­te mich ver­fol­gen, prä­gen, näher zum Leben füh­ren: feder­leicht und scho­ko­la­den­schwer. Da fliegt eine…

Auto­­bahn-Vol­l­­rausch

Und wie­der so ein Voll­rausch auf der Auto­bahn. Die Stre­cke zwi­schen Mön­chen­glad­bach und Aachen scheint es in sich zu haben – zumin­dest für mich. Dies­mal bin ich aber nicht allein unter­wegs, son­dern mit einer Bekann­ten. Sie berich­tet von vie­len Um- und Abbrü­chen in ihrem Leben und ich, ich sehe mich gera­de sel­ber auf der Über­hol­spur.…

Geburts­tags­ge­dan­ken

Ich hat­te Geburts­tag vor ein paar Tagen. Am Abend lag ich völ­lig erschla­gen im Bett, obwohl ich die Feie­rei schon sehr redu­ziert hat­te. Und die Melan­cho­lie mach­te sich breit und ich hader­te mit dem Alter, dem grau­en Haar, das ich wie­der ent­deckt hat­te und der Zeit, die mir davon lief. Ich woll­te nie zulas­sen, dass…

Zeit­rei­se

Als ich heu­te beim Bäcker war, bin ich in die Ver­gan­gen­heit gereist. Nichts ahnend zahl­te ich mei­ne Teil­chen, da stand eine zier­li­che älte­re Dame neben mir, die eine Tüte ver­ges­sen hat­te. Ich grüß­te, sie eben­falls. Wie­der­erken­nen bei mir, ich grü­ße noch­mal. Jetzt schal­tet sie auch. Wir strah­len uns an. Es ist über zehn Jah­re her,…

Musik im Kopf

Ich höre gern Musik. Und wirk­lich viel. Aber manch­mal, da reicht die Musik in mei­nem Kopf. So wie jetzt. Mein gan­zes Ich ist eine ein­zi­ge Sym­pho­nie aus Glück und Dank­bar­keit. Mit kei­nem Lied will ich sie stö­ren, über­de­cken. Nur dasit­zen und sie genie­ßen. Wie lan­ge habe ich gewar­tet? Gehofft und die Hof­fung auf­ge­ge­ben. Ver­traut und…

Opti­on 08/15?

Seit 5 Jah­ren bin ich nun ver­hei­ra­tet. Mit einem wun­der­vol­len Mann. Er ist katho­lisch. Ken­nen­ge­lernt haben wir uns 2004 in Tai­zé. Unse­re Hoch­zeit war ein rau­schen­des Fest, das bis heu­te nach­hallt. Mitt­ler­wei­le haben wir zwei lie­bens­wer­te Kin­der. Ach ja, so soll es sein, nicht wahr? Oder doch nicht? Als wir neu­lich mit Freun­den am Küchen­tisch saßen…

Komm und Sieh

Ich habe mal wie­der mein gan­zes Leben in Kar­tons ver­packt: Umzugs­kar­tons. Denn ich zie­he wie­der ein­mal um. 13 Mal habe ich das schon in mei­nem Leben getan, mal über Ozea­ne hin­weg, über Lan­des­gren­zen oder auch ein­fach nur einen Stadt­teil wei­ter. Als ich davon ges­tern einer ehe­ma­li­gen Kol­le­gin aus mei­ner Kaplan­stel­le erzähl­te, sag­te sie zuerst erfreut:…

Eine Polin für die Oma & Willst Du das haben?

Im August erfuhr mei­ne Oma, dass sie wie­der an Krebs erkrankt war. Irgend­wie dach­ten wir alle: „Oh nein, schon wie­der.“ Sie wirk­te noch sehr fit, reis­te im Juli noch nach Aachen, um bei der Tau­fe ihres zwei­ten Uren­kels dabei zu sein. Und irgend­wie waren wir doch alle dar­auf ein­ge­stellt, dass sie auch die­ses Mal wie­der…

Nost­al­gie

Wie oft ste­cke ich doch immer wie­der in der Ver­gan­gen­heit fest? Der Satz, den ich am meis­ten has­se ist: Das war doch immer schon so! Mir liegt dann immer auf der Zun­ge, dass nur immer schon so war, dass die Son­ne auf- und unter­ge­gan­gen ist. Wir Men­schen sind Per­fek­tio­nis­ten der Nost­al­gie, der Nost­al­gi­sie­rung. Wir ver­pa­cken…

Mor­gen, Kin­der, wird’s was geben

Wie bit­te?, fragt sich der geneig­te Leser bei die­ser Über­schrift. Weih­nach­ten ist doch vor­bei, bis es wie­der was gibt, dau­ert es noch lang. Bei­des stimmt. Aber für mich endet Weih­nach­ten erst heu­te, am Drei­kö­nigs­tag. Heu­te fin­det das letz­te Wei­h­­nachts-/Ad­­vent­s­­sin­­gen im Krei­se mei­ner Fami­lie statt. Wo bei ande­ren schon längst die Bäu­me aus dem Fens­ter geflo­gen…

Weih­nach­ten in Afri­ka, „For­rest Gump“ und eine wun­der­ba­re Bot­schaft

Ob „Süßer die Glo­cken nie klin­gen“, „Lei­se rie­selt der Schnee“ oder „Stil­le Nacht, hei­li­ge Nacht“: All die­se Weih­nachts­lie­der haben eine Gemein­sam­keit. Sie beschrei­ben Weih­nach­ten als besinn­li­ches, andäch­ti­ges und in die­sem Rah­men durch­aus fröh­li­ches Fest. Kaum einer wür­de hier­bei wohl wider­spre­chen, kaum einer in unse­ren Brei­ten wird Weih­nach­ten in den letz­ten Jah­ren nicht so erlebt haben.…

Glau­be der drei Kräf­te

Schlaue Män­ner spra­chen von drei See­len­kräf­ten: Ich, Über-Ich und Es. Kräf­te, die mich dyna­mi­sie­ren, mich phan­ta­sie­ren las­sen, jubi­lie­ren, dra­ma­ti­sie­ren und fabu­lie­ren, aber auch depres­sie­ren und ver­lie­ren. Ich aber glau­be an drei ande­re, an drei Glau­bens­kräf­te. Kräf­te, denen mein Gott drei Namen gege­ben hat: Jako­bus, Petrus und Pau­lus. Ja, ich tra­ge drei Namen, drei Kräf­te­na­men, die…

Vom Para­dies noch weit ent­fernt

Wenn ich in Sim­bab­we auf mei­ne Hei­mat Deutsch­land ange­spro­chen wer­de, habe ich oft das Gefühl, es hand­le sich um das Para­dies schlecht­hin. Deut­scher Fuß­ball ist ein Traum. Der deut­sche Arbeits­ei­fer, die Pünkt­lich­keit, Zuver­läs­sig­keit und Pro­duk­ti­vi­tät erscheint vie­len als erstre­bens­wert. Das gesam­te Sys­tem, die Poli­tik und auch die Kanz­le­rin gel­ten als popu­lär. Man könn­te fast mei­nen,…

Mein Sound­track im Advent

Frü­her war ich in Sachen Musik im Advent, wenn ich sie sel­ber beein­flus­sen konn­te, total puris­tisch. Da durf­te in kei­nem Lied schon von Weih­nach­ten die Rede sein, und wehe, dass Kind wur­de dar­in schon gebo­ren. Das ging gar nicht. Die vier Wochen Vor­freu­de und Stau­nen, dass Gott Mensch wird, hat­ten ganz klar ihre eige­nen Lie­der.…

Men­schen­fi­scher

Harald ist mein Lieb­lings­kol­le­ge. Schon immer. Als ich vor fünf Jah­ren ange­fan­gen habe, als Jugend­be­auf­trag­te zu arbei­ten, war er es, der mich an die Hand nahm und erzähl­te. Von sei­ner Visi­on von Kir­che. Er steck­te mich an. Als wir unser Jugend­­kir­chen-Pro­­jekt began­nen, ahn­ten wir nicht wie wenig und zugleich wie viel wir errei­chen soll­ten. Das…

Gefixt wer­den

Und wie­der so ein Kon­­­zert-Flash. Dies­mal von einer Kol­le­gin – evan­ge­lisch, aber wort­ge­wal­tig! Gran­di­os! Und hier höre ich die Weih­nachts­pre­digt schon zwei Wochen vor dem eigent­li­chen Fest. Sie spricht vom Fir­ma­ment, den Ster­nen, den Wei­sen aus dem Ori­ent, die sie lie­be­voll die „drei magi­schen Frü­he­so­te­ri­ker“ nennt. Und dann ver­bin­det sie es mit einem Lied: I will…

Mein Gott darf kein Diri­gent sein

Wie sehr habe ich mich auf die­ses Kon­zert gefreut: Beet­ho­vens Drit­te – Phil­har­mo­nie Essen – ein tol­les Orches­ter und ein mir unbe­kann­ter Diri­gent… Dies­mal konn­te ich von der Sei­te auf den Diri­gen­ten schau­en und etwas ver­wun­der­te mich. Kein Stock! Ne, das hat­te ich schon ein­mal gese­hen… Kein Frack! Auch das war schon gewe­sen… Dann mach­te…

Bana­nen­mat­sche

Der Klei­ne (elf Mona­te alt) klemmt unter mei­nem lin­ken Arm, ein Stück Bana­ne in der Hand. Der Gro­ße (drei Jah­re alt) liegt vor mir auf dem Bett und will, dass bes­ser in die­ser als in der nächs­ten Sekun­de sein Film anfängt. Ich, Mama und unver­bes­ser­lich im Den­ken die­ses einen Gedan­ken: Ich krieg das hin –…

Das kann nur der Advent

Ich geb’s ja zu — der Advent lässt mich die­ses Jahr ganz schön hän­gen. Das gan­ze Jahr fie­be­re ich ihm ent­ge­gen und dann kam er viel zu schnell. Nichts deko­riert und auch kei­ne Muße dazu. Schließ­lich lust­los alles auf­ge­stellt. Aber das Herz war nicht mit dabei. Heu­te ist schon der zwei­te Advent. Niko­laus noch dazu. Ich schwel­ge…

Wo kommt denn das Kind her?

Am Sonn­tag hat­ten wir in der Pfar­re den jähr­li­chen „Weih­nachts­ba­sar“. Sechs Kin­der vom Kin­der­dorf und ich haben da ein klei­nes Krip­pen­spiel vor­ge­führt, unter­stützt von unse­rer Reit­leh­re­rin Vera. Um es vor­weg zu neh­men: es hat uns gro­ßen Spaß gemacht! Tra­di­tio­nell haben wir eine Krip­pe mit leben­den Scha­fen (aus­ge­lie­hen von einem Gemein­de­mit­glied) und dem Kin­der­dorfesel Stan­ley. Unse­re…

How is Sim­bab­we?

Wie füh­len sich knapp drei Mona­te Sim­bab­we an? Oft wur­de mir die­se Fra­ge in den letz­ten Wochen gestellt. Von Freun­den in Deutsch­land und von mei­nen neu­en Bekann­ten in Sim­bab­we glei­cher­ma­ßen. In den ers­ten Tagen kann­te ich auf die­se Fra­ge nur eine Ant­wort. „Very dif­fe­rent to Ger­ma­ny“. Inzwi­schen wür­de ich nicht mehr so salopp ant­wor­ten. Natür­lich…

You’­ve Got the Love

Manch­mal ist der Akku leer. Bei jedem von uns. Wir powern durch, wir bren­nen, wir enga­gie­ren uns. Wir geben hun­dert­fünf­zig Pro­zent. Und dann kommt er doch, der Moment in dem die Erschöp­fung über­hand nimmt. In so Momen­ten sind mit Sicher­heit schon zahl­rei­che Jobs gekün­digt, Ehren­äm­ter been­det, Part­ner ver­las­sen wor­den, Freund­schaf­ten geschei­tert. Aktu­ell reicht es schon…

Flag­ge zei­gen …

Gera­de ärge­re ich mich über mich selbst. Naja, viel­leicht bin ich auch nur über mich sel­ber ver­wun­dert. Nach den Anschlä­gen in Paris hat mir Face­book eine neue, wun­der­ba­re Opti­on ange­bo­ten: Tem­po­rär kann ich mein Pro­fil­bild mit der fran­zö­si­sche Natio­nal­fah­ne hin­ter­le­gen las­sen. Ich habe drei Minu­ten gezö­gert und es dann getan. Jetzt prangt mein Som­mer­bild aus…

Ver-rück­­te Welt

Eben saß ich noch neben einem bär­ti­gen blau-wei­­ßen Ein­horn im Bus. Nor­ma­ler­wei­se neh­me ich am Mitt­woch­mor­gen immer den Bus. Die 13B in Rich­tung Ehren­mal. Denn am Mitt­woch ist um 8 Uhr Schul­mes­se. In der Regel tref­fe ich im Bus aber auf ver­schla­fe­ne Schü­ler und Stu­den­ten, gelang­weil­te Men­schen auf dem Weg zur Arbeit, Musik aus Kopf­hö­rern, Smart­phone­sym­bio­sen…

525.600 Minu­ten

… solan­ge dau­ert genau ein Jahr. Oder 365 Tage, vier Jah­res­zei­ten, zwölf Mona­te oder zwei Zeit­um­stel­lun­gen. Das ist uns geläu­fig und ler­nen wir bereits als Kind. In dem Musi­cal Rent fragt sich eine Grup­pe jun­ger Erwach­se­ner, in wel­chen Ein­hei­ten man ein Jahr even­tu­ell noch mes­sen könn­te? In erleb­ten Son­nen­un­ter­gän­gen? Getrun­ke­nen Tas­sen Kaf­fee? Lachen? Streit? Fes­te?…

Was kann ich eigent­lich?

Manch­mal über­kommt mich die­se Fra­ge… Eigent­lich habe ich ein recht selbst­be­wuss­tes Auf­tre­ten – das wird mir zumin­dest zuge­sagt. Und es gibt Men­schen, die mir eine inne­re Stär­ke und einen eige­nen Stand zuspre­chen. Aber es gibt die­se Momen­te, in denen ich mich ein­fach nur in eine Ecke ver­krie­chen will, weil jemand mit sei­nem Talent nur so protzt…

Über Blät­ter

Ich sah ein Blatt vom Baum fal­len, neu­lich auf einem Spa­zier­gang. Ich behaup­te zwar in jeder Jah­res­zeit, sie wäre mir die Liebs­te, aber mal ehr­lich, nichts kommt dem Herbst gleich. Und der gol­de­ne Okto­ber mach­te es mir die­ses Jahr auch beson­ders leicht, bei stun­den­lan­gem Wan­deln unter sei­nen Son­nen­strah­len. Der Herbst ist wohl von jedem geliebt,…

Tra­di­ti­on

„Wir müs­sen zurück zur Tra­di­ti­on – zur Leh­re der Kir­che vor dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil!“ So schrieb eine Frau empört in einer face­­book-Dis­­kus­­si­on. Da schien eine Men­ge an Gefüh­len mit­zu­schwin­gen, wer weiß, was für Ver­let­zun­gen sie erlebt hat. Den­noch: zu der pau­scha­len Aus­sa­ge, das II. Vati­ka­num habe die Tra­di­ti­on der Kir­che gebro­chen, will ich nicht…

The power of love and the power of god

Wer schon­mal rich­tig ver­liebt war weiß, wie abso­lut abge­fah­ren die­ses Gefühl ist. Wenn man über­schäumt vor Freu­de, wenn man alles nur posi­tiv sieht, vol­ler Leben ist, man die Welt umar­men will und nur noch lachen mag. Für mich ist es eines der schöns­ten Gefüh­le, die wir hier auf Erden als Men­schen erfah­ren kön­nen. Ich lie­be es,…

Tau­fe mit fast 90

W. ist fast 90 und W. möch­te getauft wer­den. Das war der gan­ze Sach­ver­halt. So über­rasch­te mich eine Bestat­te­rin aus Aachen und frag­te, ob ich mich mit W. nicht ein­mal tref­fen möch­te. Ich war ehr­lich gesagt etwas ver­wun­dert über die­se Anfra­ge, aber fand sie eben­so span­nend. Ein 90-Jäh­ri­­ger möch­te getauft wer­den und die Geschich­te lan­det…

Nächs­ten­lie­be mit Berüh­rungs­ängs­ten

Neu­lich kam es auf face­book zu einem inter­es­san­ten klei­nen Wort­wech­sel. Es ging dar­um, ob wir einen Unter­schied zwi­schen den christ­li­chen und den mus­li­mi­schen Flücht­lin­gen machen. Ich sage: natür­lich ist da ein Unter­schied. Die einen sind Chris­ten und die ande­ren sind Mus­li­me. Das ist ein gewal­ti­ger Unter­schied, tun wir doch bit­te nicht so, als wäre da…

Beim Namen geru­fen.

Ges­tern gab’s den Club­aus­weis. Mein Sohn wur­de getauft. Früh mit sechs Wochen, aber irgend­wie war das immer wich­tig für mich und schon seit Mona­ten The­ma. Er war noch ein Hau­fen Zel­len, da gab es eine Idee davon, wer die Paten wer­den soll­ten. Ich kann sel­ber nicht genau sagen, war­um. Viel­leicht, weil es sich irgend­wie rich­tig…

Abschied, Auf­bruch und Ankunft.

Der Moment, in dem sich die Schran­ke geöff­net hat­te, war der mit Abstand schlimms­te. Denn er bedeu­te­te Abschied. Abschied – das ist für mich ein gräss­li­ches Wort. Sich von Din­gen zu lösen, die man mag, fiel mir schon immer schwer. Aber jetzt führ­te kein Weg mehr dar­an vor­bei. Ich leg­te mei­nen Rei­se­pass und mei­ne Bord­kar­te…

Knast-Mahl­­zeit

Alles, was ich weiß ist, dass ich an der Pfor­te der JVA mei­nen Per­so­nal­aus­weis abge­ben muss und mein Han­dy bes­ser daheim las­se. Und natür­lich auch, dass wir uns begeg­nen wer­den: Acht von drau­ßen und acht von drin­nen. Aber wer da sit­zen wird und wer von außen mit mir rein kom­men darf, das weiß ich nicht.…

Mit­ten­drin statt nur dabei

Völ­lig kaputt und müde ste­he ich am Bahn­steig des Würz­bur­ger Haupt­bahn­ho­fes. Der Zug ist pünkt­lich. Der ICE von Wien nach Ham­burg soll mich zumin­dest bis Frank­furt brin­gen. Wütend stei­ge ich in den erst­bes­ten Wag­gon ein, da alle Anzei­gen außen am Zug aus­ge­fal­len sind und mein ers­ter Blick in den Zug ver­rät mir, dass auch die…

Guter Hoff­nung

Alles wird sich ändern. Die­ser Satz ist auf der Hit­lis­te der unge­fragt erteil­ten Kom­men­ta­re mei­ner letz­ten zehn Mona­te ganz weit vor­ne. Dicht gefolgt von “Ach, die Kilos nimmt man doch ger­ne zu”, “In dei­nem Zustand soll­test du nicht …”, “Ach, das wird aber schwer für den Hund …” und so wei­ter. Hin­zu kom­men unge­frag­te Bauch-Grap­­scher,…

Ein Jahr Sim­bab­we. Ein Jahr was? Sim­ba… ?

Genau. In weni­gen Wochen wer­de ich für ein knap­pes Jahr nach Sim­bab­we auf­bre­chen. In ein Land, mit dem in unse­ren Brei­ten wohl nur weni­ge etwas anfan­gen kön­nen. Wo genau liegt es denn nun, die­ses unbe­kann­te und unaus­sprech­li­che Sim­bab­we? Geht man von uns aus etwa 11.300 Kilo­me­ter Rich­tung Süden, ziem­lich grad­li­nig, dann kommt man irgend­wann in…

Moment­auf­nah­me

Schon am nächs­ten Mor­gen weiß ich nicht mehr, war­um genau er nachts um halb zwölf plötz­lich vor mei­ner Tür stand. Lan­ge­wei­le hat­te uns einen Film­abend auf­ge­drängt, so spon­tan, dass er erst spät begann. Als der Film vor­bei is,t noch ein biss­chen Small­talk. Und dann, völ­lig ahnungs­los, tref­fe ich genau ins Schwar­ze mit dem “Wie geht…

Mei­ne Mit­­le­­be-Zeit

Seit knapp einem Jahr berei­te ich mich vor, um ab August ein Jahr in Afri­ka zusam­men mit der SVD ein „Mis­sio­nar auf Zeit“-Jahr zu machen. Seit dem ers­ten Feri­en­sonn­tag bin ich im Klos­ter, um mich vor­zu­be­rei­ten. Ich lebe zusam­men mit den Stey­ler Mis­sio­na­ren in ihrem Mut­ter­haus in Steyl. Das Mot­to der MaZ­ler, „Mit­le­ben, Mit­be­ten und…

Auf der Stra­ße beten

Ein­mal im Jahr neh­me ich mir 4 – 7 Tage Zeit und wid­me mich Fra­gen, die im All­tag schon mal unter­ge­hen. Ist mei­ne Lie­be, die die Grund­la­ge mei­ner Arbeit als Theo­lo­gin in die­ser Kir­che ist, noch leben­dig? Lebe ich noch aus der Lie­be Got­tes zu mir? Oder bin ich klein­geis­tig gewor­den, abge­lenkt von dem, was ihm und…

Traut euch!

Ges­tern Abend, fünf vor sie­ben. Eigent­lich wäre es noch ein­mal Zeit für einen schö­nen Kino­abend gewe­sen oder ein­fach Nach­rich­ten gucken. Aber ich kra­me die Zei­tun­gen vom Tisch, denn es hat sich ein Braut­paar ange­kün­digt. „Wir wol­len hei­ra­ten“, sag­te Frau Schnei­der am Tele­fon. Also star­te­ten wir das nor­ma­le Pro­ze­de­re: „Getauft?“ „Ja.“ – sehr gut dach­te ich…

Dies ist hei­li­ges Land

Manch­mal gibt es die­se Momen­te – dann wenn es einem bild­lich gespro­chen die Schu­he aus­zieht. Oder ganz real. Wenn ich zum Bei­spiel zu einem Tauf­ge­spräch ein­ge­la­den bin und sehe, dass die Gast­ge­ber kei­ne Schu­he tra­gen, dann bie­te ich auch an, mei­ne Schu­he aus­zu­zie­hen. Aus Respekt vor der Gepflo­gen­heit der Men­schen die dort woh­nen und leben.…

Lonely Hearts: Nacht­ge­dan­ken eines Pries­ters

Manch­mal über­fährt mich die­ser Moment. Eis­kalt und urplötz­lich. Ges­tern wur­de ich wie­der so geflasht und dann lässt es mich nicht mehr los. Lan­ge hat­te ich auf das Kon­zert gewar­tet: Sting. Der Alt­meis­ter. Auf der Fahrt nach Mön­chen­glad­bach habe ich die CD schon laut­stark im Auto mit­ge­hört. Und gesun­gen, geg­röhlt, ein Rausch. Wenn die Musik mich…

Hei­mat es …

Der ech­te Kar­ne­va­list hört Kar­ne­vals­mu­sik auch bei 40 Grad im Schat­ten und auch schon mal acht Mona­te vor der nächs­ten Ses­si­on. So ist das nun mal. Und so lau­fe ich mit „köl­sche Tön“ in den Ohren vom Büro nach Hau­se und höre die­ses wun­der­ba­re Lied von den Pavei­ern: „Hei­mat es jo nit bloß e Woot nur“.…

Ster­nen­kind

Manch­mal spürt man das, wenn Unheil sich ankün­digt. Win­zi­ge Nuan­cen einer Ahnung, die einen nicht mehr los las­sen. So war es auch, als eine lie­be Freun­din mir vor weni­gen Wochen sag­te, dass sie jetzt vor­erst lie­gen müs­se, weil es um ihre Schwan­ger­schaft nicht so gut bestellt wäre. Als ges­tern ihre SMS kam, wir soll­ten vor…

Ich mach mein Ding!

End­lich ist es geschafft, das Schul­jahr hat wie­der ein­mal sein Ende gefun­den und alle Schü­le­rin­nen und Schü­ler sind – hof­fent­lich – in ihrem wohl ver­dien­ten Urlaub ange­kom­men. Und auch ich darf zumin­dest kurz ein­mal die Bei­ne hoch­le­gen, die Fül­le an Abschluss­got­tes­diens­ten in die Akten­ord­ner ein­hef­ten, bevor es mit den Ein­schu­lungs­got­tes­diens­ten wie­der mun­ter wei­ter­geht. Die­ses Jahr…

Wackel­zahn

Manch­mal ist es ganz schön schwie­rig, in der Kir­che ernst zu blei­ben. Auch wenn es eigent­lich um tie­fe­re Din­ge geht… Ich erzähl mal der Rei­he nach: Heu­te in der Mes­se bin ich wie üblich zur Kom­mu­ni­on gegan­gen. So rich­tig kön­nen wir Men­schen ja nicht ver­ste­hen, wel­ches Wun­der dort pas­siert, aber wenigs­tens ver­su­chen wir es. Gott…

Ich bin ein Filet – äh, ein Vie­le!

Na, was denn jetzt? Den einen bin ich viel­leicht ein Filet, den ande­ren ein Vie­le … Im Stu­di­um und in der Aus­bil­dung wur­den wir gepäp­pelt und behü­tet. Gera­de so als wären wir eine aus­ster­ben­de Ras­se oder ein Tier auf der roten Lis­te. Das traf ein wenig auf mich als jun­ge Gene­ra­ti­on zu, denn wir sind…

Hei­li­ge Orte

Am 17. Juni hat in Charles­ton, USA, ein 21jähriger Wei­ßer an der Bibel­stun­de einer Metho­dis­ten­ge­mein­de teil­ge­nom­men und anschlie­ßend offen­bar aus ras­sis­ti­schen Moti­ven neun der schwar­zen Gemein­de­mit­glie­der erschos­sen. Fast zur sel­ben Zeit, in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni, ver­üb­ten am ande­ren Ende der Welt jüdi­sche Fun­da­men­ta­lis­ten einen Brand­an­schlag auf das Klos­ter in Tabgha,…

#Stil­lIn­Grad­School­KU­Leu­ven #raum­rau­schen

#Stil­lIn­Grad­School­KU­Leu­ven #raum­rau­schen

#raum­rau­schen

Grill­be­such.

Bewer­bungs­ge­spräch: check!…Vertragsverlängerung beim #Bis­tum #Aachen #bun­des­li­ga #ucl #pas­to­ral­re­fe­rent #raum­rau­schen

Tage wie die­se

Eigent­lich hat­te die­ser Blog­ein­trag ein völ­lig ande­res The­ma. Und dann lief mal wie­der alles schief. Will­kom­men in der Schlei­fe, in der nichts gelingt. Ich nei­ge nicht zu Pes­si­mis­mus, aber heu­te ist so ein Tag, da sagt mir mein Gefühl, dass eine Regen­wol­ke über mei­nem Kopf hängt und sich mal so rich­tig aus­reg­net. Mon­tag war noch…

Genau jetzt und genau rich­tig: Sünd­haft lecke­rer (und sünd­haft teu­rer) Som­mer Tea Ing­wer Limet­te.

Spit­zen.

Turm­fens­ter.

Hal­lo Tag.

Insta­gram Bild

Eifel-Aben­d­him­­mel.

Ob das nicht pas­siert wäre, wenn öfters wer dar­auf geses­sen hät­te?

Hal­lo, schö­ner Son­nen­tag.

Wut

So lang­sam macht es mich wahn­sin­nig. Schon wäh­rend mei­nes Theo­­lo­­gie-Stu­­di­ums und dann auch zur Dia­­ko­­nen- und Pries­ter­wei­he gab es immer wie­der die­se Unter­stel­lung: Wie fin­den Sie den Mut, in die­ser schwie­ri­gen Zeit für die Kir­che den Weg als Pries­ter gehen zu wol­len? Unglaub­lich! Vor weni­gen Tagen war im Aache­ner Dom wie­der Pries­ter­wei­he und auch dort…

Schwes­tern wie ich

“Wenn es mehr Schwes­tern wie Sie gäbe, wür­de ich aus der Kir­che aus­tre­ten!” Zuge­ge­ben: Ich habe mich dar­an gewöhnt, dass der Umgangs­ton im Inter­net rau ist, aber so etwas hat­te mir auch dort bis dahin noch nie­mand gesagt. Eine bil­li­ge Retour­kut­sche lag mir schon auf der Tas­ta­tur, zum Glück konn­te ich sie mir ver­knei­fen. Statt­des­sen…

Mit allen Was­sern gewa­schen – Pfings­ten anders

Unser Gott ist wohl mit allen Was­sern gewa­schen! Dabei sind so vie­le Chris­ten doch Land­rat­ten. An Land ist es sicher, tro­cken und behag­lich. Hier kann ich mei­ne Hüt­te bau­en und mein Leben gut leben. Dane­ben steht aber immer wie­der ein beweg­te­res Bild. Ein Kir­chen­schla­ger des letz­ten Jahr­hun­derts sagt es so: Ein Schiff, das sich Gemein­de…

Nach dem Stück auch noch chic #raum­rau­schen

Tot!

Andy ist tot! Eigent­lich habe ich Andy nie rich­tig ken­nen gelernt – sei­ne Lebens­ge­schich­te, sei­ne Erfah­run­gen auf der Stra­ße und was er da so Tag für Tag erlebt hat. Er saß aber immer drau­ßen in der Bon­ner Fuß­gän­ger­zo­ne. Immer an der glei­chen Ecke. Immer umrahmt von fri­schen Blu­men oder auch ein paar Topf­pflan­zen. Andy kam…

Ohne Fil­ter

Letz­te Woche auf einer Par­ty: Ein Bekann­ter erzählt mir, er hät­te letz­tens erfah­ren, dass es Apps gibt, mit denen man attrak­ti­ve Sin­gles im Umkreis von 300 Metern suchen kann. Er sel­ber, Kind der 60er Jah­re, war davon total erschüt­tert. Dass er sein Smart­phone sel­ber viel nut­ze, auch sozia­le Medi­en, ja. Aber er wür­de sich immer…

Die Hase am Abend #raum­rau­schen

Guten Mor­gen, Osna­brück! #raum­rau­schen

Save our Souls

“Mai­ke, ich wür­de dich gern auf einen jun­gen Nige­ria­ner anset­zen.” “Aber gern. Was macht er denn hier?” “Er ist ein Flücht­ling.” Ich traf Ama­ru* das ers­te Mal am Oster­mon­tag im Got­tes­dienst. Am Nach­mit­tag saß er bei uns auf der Couch und erzähl­te in gebro­che­nem Eng­lisch sei­ne Geschich­te. Dass sein Vater gelähmt und arbeits­los, sei­ne Schwes­ter…

Becau­se I´m hap­py …

Ja, ich bin ger­ne Pries­ter. Nach fast 5 Jah­ren kann ich sogar sagen: mit Leib und See­le. Mir macht mein „Job“ rich­tig viel Spaß! Ganz bestimmt waren die letz­ten 5 Jah­re nicht durch­ge­hend ein gro­ßes Freu­den­fest und eine Par­ty. Aber es gab immer wie­der Momen­te, die mich auf mei­nem Weg bestä­tigt haben. Und ja, ich bin glück­lich!…

Schluss mit Orgeln!?

Herr­lich! Drau­ßen erwacht die Natur, die Son­ne scheint, ich bin voll­ge­packt mit Früh­lings­ge­füh­len und ich habe ’ne Bom­ben­stim­mung. Sogar, wenn ich zu Ter­mi­nen fah­re, die ich eigent­lich nicht so mag. Dann mache ich die Fens­ter in mei­nem Auto auf und crui­se mit mei­nen Lieb­lings­songs auf­ge­dreht durch die Stra­ßen Kre­felds. Da kann es schon mal was…

The Sacro Spe­co. Monas­te­ro S. Bene­det­to, Subia­co (Ita­ly) #raum­rau­schen

Licht und Schat­ten am Ste­phans­platz #raum­rau­schen

Demel: Wie­ner Kaf­fee­haus­kul­tur #raum­rau­schen

Was fehlt hier? #raum­rau­schen

Aache­ner Ansich­ten

Wie sehe ich eigent­lich mei­ne Stadt? Die Stadt, in der ich arbei­te und lebe, ein­kau­fe und schla­fe, ins Kino gehe… Der Ort, von dem ich auch ger­ne weg­fah­re und zu dem ich zurück­kom­me. Oft sehe ich mei­ne Stadt aus unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven: Wenn ich mit dem Zug nach Aachen rein­fah­re und ich das Pan­ora­ma von Dom,…

Auf­er­ste­hung

Die Oster­nacht 2011 ver­brach­te ich in der psych­ia­tri­schen geschlos­se­nen Abtei­lung. Hat­te eigent­lich geplant, in die Mes­se zu gehen und dann über­rann­te mich das Leben und auf ein­mal konn­te ich nicht mehr auf­hö­ren zu wei­nen. Eine Freun­din brach­te mich schließ­lich hin, da sie sich nicht mehr zu hel­fen wuss­te. Ich habe wenig Erin­ne­run­gen an die­sen Abend,…

Kar­frei­tag.

Seit ich im Klos­ter bin, feie­re ich ihn anders als frü­her. Mor­gens ist die Lit­ur­gie streng und düs­ter, ange­lehnt an die jahr­hun­der­te­al­ten domi­ni­ka­ni­schen Tra­di­tio­nen. Die Fei­er um 15:00 Uhr dage­gen pas­sen wir etwas an, denn wir leben mit­ten in unse­ren Kin­der­dör­fern und möch­ten, dass mög­lichst auch unse­re Kin­der und Jugend­li­chen ver­ste­hen, wor­um es geht. Die…

Kom­pro­mis­se im Reich Got­tes

Nun sind die Früh­schich­ten in der Fas­ten­zeit für unse­re Jugend­li­chen schon vor­bei. Nächs­te Woche sind die meis­ten von ihnen unter­wegs. Zum Abschluss haben wir noch ein­mal über­legt, wie wir denn jetzt wei­ter­ma­chen, mit unse­rem neu­en Blick auf die Welt. Wir haben erkannt und sind jetzt auf­merk­sam dafür, dass unser Kon­sum das Leben von Men­schen in weit…

Struk­tu­ren

Das Echo dröhnt in unse­ren Köp­fen: “Das Arbei­ten wird lei­der durch feh­len­de Struk­tu­ren auf unbe­stimm­te Zeit auf Eis gelegt”. Die heu­ti­ge Team­kon­fe­renz ist mehr als ernüch­ternd. Eigent­lich brennt’s über­all. Der Feh­ler liegt im Sys­tem, in dem wir arbei­ten und in den Struk­tu­ren, in denen wir uns bewe­gen, der Insti­tu­ti­on Kir­che. Dass wir mit unge­nü­gen­den per­so­nel­len…

Die Welt ist eine Insel

Zwei Namen in den Nach­rich­ten lie­ßen mich vor ein paar Tagen auf­hor­chen: Vanua­tu und Tuva­lu. Zwei Insel­staa­ten im Süd­pa­zi­fik. Zyklon Pam hat ihnen und wei­te­ren Inseln schwers­te Schä­den zuge­fügt, das genaue Aus­maß ist noch unbe­kannt. Doch die Aus­wir­kun­gen auf Mensch und Natur sind ver­hee­rend. Die Namen der Insel­staa­ten waren mir aus einer BBC-Doku-Rei­he über den…

Neu­lich in Düs­sel­dorf

Typisch Düs­sel­dorf — mein ers­ter Gedan­ke, als eine Freun­din und ich die Hun­de­wie­se am Düs­sel­dor­fer Nord­park betre­ten. Vor uns da: Ein älte­rer Herr, des­sen ade­li­ges Under­state­ment durch Tweed-Anzug und Loden­man­tel dezent unter­stri­chen wird. Wobei mir als gebo­re­ne Mee­ebu­sche­rin sicher­lich kaum zu steht, sol­che Aus­sa­gen zu täti­gen. Ich ken­ne sie alle: Die wirk­lich Wohl­ha­ben­den (meist sym­pa­thisch) und die,…

Ver­su­chung

Seit dem 1. Sep­tem­ber 2014 habe ich ein schö­nes Büro für die Beru­fungs­pas­to­ral. Es liegt etwas im Schat­ten, aber eben im Schat­ten des Aache­ner Domes. Das ist eine Toplo­ca­ti­on in unse­rer Stadt. Ich muss nur aus der Tür mei­nes Büros her­aus­ge­hen und schon sehe ich das tou­ris­ti­sche Haupt­high­light der Stadt. Dann sehe ich auf über…

Kino­er­fah­rung – die Zwei­te

Sams­tag­abend war ich im Kino. Die­ses Mal hat mich das Oscar­fie­ber nicht ganz so sehr gepackt, aber die­sen Film woll­te ich sehen: The Imi­ta­ti­on Game. Die Bio­gra­fie von Alan Turing fas­zi­niert mich schon seit lan­ger Zeit und die Geschich­te über die Kriegs­wen­de durch die Erfol­ge sei­nes Teams hal­te ich für epo­chal. Wer weiß, wie unse­re…

Sei hier Gast

Die Rück­kehr nach Lapp­land war inso­fern erschre­ckend, dass viel weni­ger Schnee lag als vor fünf Jah­ren. Sicher­lich um Län­gen mehr Schnee auf einem Hau­fen, als der Durch­­­schnitts-Rhein­län­­der in sei­nem Leben sieht, aber doch: wenig Schnee für fin­ni­sche Ver­hält­nis­se. Nach dem Stu­di­um hat­te ich drei Mona­te knapp unter dem Polar­kreis als Au-pair in einer fin­ni­schen Fami­lie…

Kino­er­fah­rung – die Ers­te

Der schnel­le Blick am Frei­tag Abend in die Nach­rich­ten schock­te mich! Er war tot – der Groß­meis­ter des Frie­dens, des lan­gen Lebens und der Logik. Mr . Spock is dead! Naja, viel­mehr Leo­nard Nimoy. Der nach nur drei Jah­ren Serie und weni­gen Kino­fil­men Sinn­bild eines Vul­ka­ni­ers gewor­den ist. Für Star Trek habe ich dem Sport­ver­ein…

Schreib­blo­cka­de

Da war sie wie­der und grins­te mich höh­nisch an, von der ande­ren Sei­te des Schreib­tischs. Eigent­lich jedes Mal, wenn ich einen Gedan­ken dar­an ver­schwen­de­te, mei­nen ers­ten Blog-Ein­­trag zu ver­fas­sen. Ich fing an zu schrei­ben, sobald es mir flüs­sig von der Hand ging. Wor­te lieb­te ich, ich ver­lor mich in ihnen, ich war in ihnen und…

Mut zur Lücke

Vor ein paar Tagen hat­te ich mal wie­der die Gele­gen­heit alte Papier­sta­pel zu durch­fors­ten und aus­zu­mis­ten. Wie sich her­aus­stell­te, hat­ten sich in einem stil­len Win­kel eini­ge Ord­ner mit Mate­ri­al und Unter­la­gen aus dem Stu­di­um ange­sam­melt, das nun schon ein paar Jah­re hin­ter mir liegt. Ich gebe zu, ich habe nicht lan­ge gebraucht, um sie durch­zu­se­hen…

Das Kro­ko­dil und die Hexe

Das klei­ne Kro­ko­dil neben mir ist von mei­nem Zau­ber­stab fas­zi­niert: “Wor­aus ist der?” will es wis­sen. Wir ste­hen zusam­men mit einem Löwen, einem Eis­bär, einem Ele­fan­ten (alle gezähmt oder wenigs­tens gut drauf), einem Fisch, einem Pin­gu­in, zwei Fuß­bal­lern, einem Zau­be­rer und Bat­man am Stra­ßen­rand und war­ten dar­auf, dass der Rosen­mon­tags­zug los­geht. Ich bin sehr stolz…

Auf­er­ste­hung 2.0

Die Gra­bes­kir­che ist für mich der Ort, an dem ich die meis­ten Pro­ble­me habe die bibli­sche Geschich­te ins Heu­te zu über­set­zen. Nichts erin­nert an das, wie ich mir die­ses Grab und auch den Fels Gol­ga­ta vor­ge­stellt habe. Bei­de sind umbaut, ver­baut, bebaut. Bei­de sind durch die Kon­fes­sio­nen und die Geschich­te ver­stellt, umstellt und auch „ent­stellt“.…

Ein­tau­chen

Kurz vor dem Toten Meer ist er nur noch ein Rinn­sal: der Jor­dan. Trotz­dem scheint er vie­le Men­schen in der judäi­schen Wüs­te noch magisch anzu­zie­hen. In El-Mag­h­­t­as ste­hen vie­le ortho­do­xe Chris­ten in Bade­kla­mot­ten und einem wei­ßen „Tauf­kleid“. Sie tau­chen unter in die brau­nen Was­ser des viel­leicht knapp sechs Meter brei­ten Jor­dan. Ich wür­de da nicht…

See­er­leb­nis

Auf zwei Orte freue ich mich bei Isra­el­rei­sen beson­ders: Jeru­sa­lem und den See Gene­sa­reth. Die­se zwei Orte könn­ten nicht wei­ter von­ein­an­der ent­fernt lie­gen. Der See liegt ruhig zwi­schen Hügel und plät­schert oder bewegt sich schon ein­mal im Sturm und Jeru­sa­lem bro­delt, kocht zwi­schen den Pil­ger­grup­pen und den hei­mi­schen Ara­bern und Juden. Kein Wun­der, dass Jesus…

Schwei­ne­hund

„Der Weg ist das Ziel!?“ Pus­te­ku­chen! Heu­te muss­te ich mich wirk­lich über­win­den. Die letz­te Stre­cke zum See hät­te ich leich­ter neh­men kön­nen, aber irgend­wie ging es nicht. Ich woll­te nicht mehr gehen. Eine Bla­se am lin­ken Fuß stör­te mich bei jedem Schritt und wir hat­ten die Ankün­di­gung von Regen im Nacken. Und ich woll­te ganz…

Kreuz­fah­rer, Dru­sen und Ver­trei­bung

Heu­te hat­ten wir einen Ritt durch die Geschich­te vor uns. Direkt gegen­über vom Kib­butz lie­gen die „Hör­ner von Hat­tim“. Nach zahl­rei­chen Kämp­fen hat Sul­tan Sala­din an die­sem Hügel die Kreuz­fah­rer zum Ende des 12. Jahr­hun­derts aus dem Hei­li­gen Land ver­trie­ben. Damit begann eine neue Zeit für die­se Regi­on. Aber mein Gefühl sagt mir, dass gera­de…

Eine Nacht im Kib­butz

Mord­e­chai ist ortho­do­xer Jude. Er trägt stän­dig sei­ne Kip­pa, aber war­um Juden das tun, das kann er nicht genau sagen. In unse­rem Hotel gibt es am Abend eine Ein­füh­rung wie das Leben im Kib­butz funk­tio­niert. Mord­e­chai erzählt. Am Nach­mit­tag sind wir mit unse­rer Grup­pe im Kib­butz Lavi ange­kom­men. Nach gut 16 km Weg aus Cana…

Ein­mal die Hoch­zeits­suite bit­te!

„And this is your room, father Fritz!” Dabei hat­te ich mir nichts gedacht, aber der Anblick des Zim­mers über­traf mei­ne kühns­ten Gedan­ken! „Das muss die Hoch­zeits­suite sein!“ Naja, die ara­bi­sche Vari­an­te viel­leicht. Ich mach­te wohl etwas impul­siv einen Schritt rück­wärts aus dem Raum raus, denn die Bett­de­cke mit Rosen­blät­tern, teil­wei­se in Herz­form, die Fleece­de­cken mit…

Ich bin nicht schuld dar­an!

Ich rei­se nicht zum ers­ten Mal nach Isra­el und bis­her sind alle Rei­sen auch gut ver­lau­fen. Aber dies­mal wage ich was Neu­es. Wir wan­dern quer durchs Land mit einer klei­nen Grup­pe. Die­se Rei­se begann aber schon anders. Der Anflug auf Tel Aviv ist sonst sehr schön über das Mit­tel­meer. Blau­er Him­mel, blau­es Was­ser und Son­ne.…

„Pas­to­ral­re­fe­ren­ten sind stu­dier­te Hüpf­­bur­­gen-Auf­­­bau­er“

Die­se Kurz­de­fi­ni­ti­on mei­nes Jobs stammt vom Dok­tor­va­ter mei­ner Schwes­ter, die gra­de in Jura pro­mi­viert. Als ich die­sen Satz hör­te, muss­te ich erst ein­mal hef­tig lachen und dach­te „welch ein Schwach­sinn“. Tat­säch­lich habe ich bis jetzt noch nicht eine Hüpf­burg auf­ge­bla­sen oder auf­ge­baut, geschwei­ge denn mich dar­in unter den sprin­gen­den Kin­dern getum­melt. Pfarr­fes­te sind sowie­so von dem…