RAUMRAUSCHEN
Wir glauben, dass uns Gott jeden Tag in kleinen und großen Dingen begegnen kann. Davon will wir erzählen: Unterwegs, zuhause und an vielen anderen Orten. Das sind Räume in denen wir leben und wo wir immer wieder auf ein Rauschen treffen.
Omas Poesiealbum
Seit einigen Jahren hab ich wirklich Probleme, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Keine Sorge, ich stimme nicht den Klagegesang an mit “zu viel Stress, zu viel Konsum”. Das ist etwas, das ich ja selbst ändern könnte. Nein, ich empfinde eine so große Zerrissenheit zwischen der riesigen Vorfreude meiner Kinder, den wörtlich strahlenden Kinderaugen und ihrer Begeisterung…
„Willkommen“ stand ganz einfach über dem ersten Beitrag
Am 12. Dezember 2014 starteten wir den ersten Beitrag auf Raumrauschen und ein neues Projekt war geboren. Zuerst machten ein paar Menschen aus und rund um Aachen mit, aber alles zog Kreise. Neue Raumrauschende kamen hinzu, andere gingen wieder. So auch ich. Gerade habe ich nochmal durch die Beiträge der vergangenen 10 Jahre gescrollt. 10…
Im System Kirche
Es gibt Tage, die sind einfach unerträglich. Die sind furchtbar. Die halte ich nicht aus. Da will ich alles hinwerfen und einfach etwas anderes tun, jemand anderes sein. Am letzten Donnerstag* war so ein Tag. In München wurden von einer unabhängigen Anwaltskanzlei die Ergebnisse ihrer Nachforschungen zu Fällen von sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche…
Neujahr
Alles neu. Neues Jahr, neuer Start, neues Leben. Alles anders. Und immer noch soviel was offen bleibt. Warteschleifen drehend. Schon im alten Jahr die Neujahrsvorsätze umgesetzt. Spüren wie der Körper sich erinnert. An Schrittfolgen, Muskeln die es zu mobilisieren gilt, Federn, was immer der Boden mir anbietet. Arme ausbreiten und tief einatmen. An Grenzen kommen…
Im Schatten des Kirchturms
Ich sitze im Schatten des Kirchturms. Noch ist der Schatten fern, noch küssen die spätnachmittaglichen Sonnenstrahlen meine Wangen. Wir sitzen in den nachgebildeten Grundrissen des alten Kirchengebäudes, im Denkmal, während sich neben uns der Kirchturm in den Himmel reckt. Jeder von uns an einem anderen Ort, einer von euch unterm Baum, der andere balanciert über…
Ich habe keine Worte dafür
Ich hatte mir für den Ferienbeginn vorgenommen, mal wieder für Raumrauschen zu schreiben – doch alles, was ich in den letzten Wochen an Gedanken gesammelt und an Texten angefangen hatte, schien mir plötzlich zu banal zu sein. Nachdem das Unwetter im Westen Deutschlands gewütet, Ortschaften sowie Existenzen zerstört und Menschenleben beendet hatte, stand ich sprachlos…
Drachen und Einhörner
Eine Schneeflocke lässt sich bis ins kleinste Molekül analysieren und aufschlüsseln. Unsere Welt besteht aus Formeln. Aber wie fühlt es sich an, inmitten eines Schneeflocken-Getümmels zu stehen und zu sehen, wie die Welt sich verzaubert? Menschen sind berechenbar. Jedes Computersystem kann mich analysieren. Möglicherweise weiß es mehr über mich als enge Freunde. Der Algorithmus lügt…
Was bleibt
Was bleibt wenn wir gehen? Unsere Facebook Posts über tolle Urlaube? Eine Kiste voller staubiger Erinnerungen? Was bleibt, wenn wir Menschen verlassen? Wut und Trauer? Lieber hätte ich es nicht erlebt? Was bleibt wenn jemand oder etwas stirbt? Ein Name gemeißelt in Stein? Verwitterte Buchstaben aus einer anderen Zeit? Was wäre, wenn du bleibst? Wenn…
Quarantäne-Weihnacht
Es war mein persönlicher Super-GAU: Am 14.12.2020 kam die Info, ein Kind aus der Kita wäre positiv getestet. Der ganze Kindergarten ging in Quarantäne, bis zum einschließlich 25.12., Weihnachten war gestorben. Ich selber hatte hingearbeitet auf diese Weihnachtspause, steckte noch mitten im Friedenslicht und dem Weihnachtspodcast. Alles kam zum Erliegen. Wir waren auf uns geworfen…
Apokalypse – und dann?
Was für eine Nacht! Es sind keine quälenden Albträume, die mich haben aufschrecken lassen. Auch das zwar volle, aber machbare Programm des anstehenden Tages allein kann es nicht sein, das mich gegen meine Gewohnheit gleich mehrmals letzte Nacht wach werden lässt. Und auch der um die Dächer pfeifende Spätherbst-Sturmwind ist zwar gut hörbar, hat mich aber…
Der Name der Rose. (2. Teil)
Herbst 2021: Es hat begonnen zu regen. Wir stehen in einem Halbkreis im Kreuzgang an der Apsis des Hildesheimer Doms. Vor uns steht Frau Q, unsere Stadtführerin. Mit ihren feuerroten Haaren, kombiniert mit bemerkenswert modischer Kleidung, die einer ausgebildeten Tänzerin würdig ist, hat sie uns mit einem strahlenden Lächeln, direkt vor dem Domportal empfangen. „Lassen…
Der Name der Rose (1. Teil)
Frühjahr 2014 In einer Gruppe stehen sie dicht gedrängt zusammen, feixen und stecken ihre Köpfe zusammen – jungen Menschen, in der Chorhalle des Aachener Doms. Vor ihnen steht Herr M, ein netter älterer Mann, der irgendwo zwischen freundlichem Großvater und arriviertem Hochschullehrer changiert. Der goldene Kasten mit Glashülle, um den sich die Gruppe versammelt, wird von ihnen…
Am Ende eines Lebens
Donnerstagabend, 21.00 Uhr. Mit Laptop und Tee mache ich es mir auf der Couch gemütlich. Fünf Minuten später klingelt erwartungsgemäß mein Handy. „Hey, guten Abend – alles gut bei Dir?“ – ein paar Sätze gehen hin und her, was gerade so los ist bei uns, wir erzählen uns, wie fit oder müde wir gerade sind.…
Perfektes Finnisch
Anteeksi kuinka? Frei nach der Sendung mit der Maus: Das war Finnisch. „Wie bitte?“, heißt das übersetzt. Berechtigte Frage: Warum jetzt Finnisch? Um es gleich vorwegzusagen: Ich spreche weder Finnisch noch verstehe ich etwas in dieser Sprache. Schon von klein auf habe ich mich für Sprachen interessiert. Ich fand es faszinierend, Worte aufzuschnappen, wenn meine…
Warme Worte
Jetzt, wo wir langsam aber sicher in die Kalte Jahreszeit übergehen, spüren wir die Kälte immer mehr. An den Ohren oder an der Nase im Wind, an den Händen beim Fahrrad fahren oder auch an den nicht bedeckten Knöcheln beim Spazierengehen. Ich gebe zu, auch mich hat dieser Trend mit den freien Knöcheln nicht verschont,…
Schlaf
Du schläfst nicht. Wieder mal. Manchmal möchte ich laut fluchen über dieses blöde Schlafen. Ich bin so müde. Immer. Einmal ein paar Stunden ohne Unterbrechung. Nur eine Nacht ohne jemanden, der etwas von mir will. Und je weniger Schlaf, desto gereizter sind wir alle am Tag, desto unzufriedener gehen wir am Abend ins Bett. Du…
Im Fluss bleiben
Morgenspaziergang in einem Dorf an der Weser. Am Uferweg zwischen Gärten und Wasser taucht nach Kohlköpfen, Kinderschaukeln und Blumentöpfen ein halbes Dutzend Fischgerippe auf. Sie stehen auf einer Gartenmauer Spalier und sind aus Eisenschrott zusammengesetzt: die Gräten waren mal Spitzhacken, die Schwänze Schaufeln. Auf Augenhöhe schauen sie alle, die vorbeikommen, mit ihren leeren Augen an.…
Gut genug
Vor drei Wochen habe ich ein neues berufliches Aufgabenfeld übernommen. Und stecke noch im völligen Wust von Informations-Überforderung. In der wenigen Zeit zwischen Aufsaugen und erschöpft ins Bett fallen, klopft dann manchmal ein altes Gefühl an und sagt: „Da bin ich wieder“. Es ist mir so vertraut wie mein Vorname und es heißt: Nicht gut…
Blühende Überlebenskünstler:innen
Die Woche in den Bergen hat mir gut getan. Endlich die ersehnte Auszeit – einfach mal raus. Raus aus dem Stress, der Arbeitsbelastung, den ungelösten Fragen, den Alltagskonflikten… Hinein in die Natur: Durchatmen – Aufatmen. Beim Wandern in den Bergen sehe ich lauter Überlebenskünstler:innen. Pflanzen, die sich auf kargem Gestein behaupten. Sie blühen in Ritzen,…
DINOSAURIER! „Können wir wirklich sicher sein?“
Bis ich 14 war habe ich Dinos gesammelt. Dann kam „Jurassic Park“ in die Kinos. Der Film hat auf gigantische Weise das Bild von Dinos verändert. Sie ruckelten nicht mehr behäbig, sondern hüpften, rannten und sprangen von der Leinwand direkt in die Köpfe der Menschen. Jack Horner, einer meiner Jugendhelden, hatte als Berater darauf geachtet,…
Sie dreht sich nicht nur für dich
Als ich am 29.07.21 mit meinem Auto unterwegs war, hörte ich im Radio, dass wir (d.h. wir Erdenbewohner*innen) den Trend, über unsere Verhältnisse zu leben, zunehmend fortsetzen. Mit dem letzten Donnerstag im Juli haben wir in diesem Jahr den sogenannten Erdüberlastungstag erreicht. Obwohl uns noch fünf Monate bevorstehen, haben wir bereits alle Ressourcen, die uns…
Mit allem rechnen
Ungeduldig war ich, das gebe ich zu. Zu einer ungelösten Frage brauchte ich sehr schnell eine Entscheidung. Ohne seine Zustimmung kam ich nicht weiter bei dem, was ich da gerade bearbeitete. Telefonisch erreichte ich ihn nicht und sprach ihm auf die Mailbox, zähneknirschend, und ich machte es dringend und drückte ein wenig auf die Tränendrüse.…
Das A und O
Einfahrt in den Kölner Hauptbahnhof. Das Nachbargleis gleitet immer langsamer an meinem Fenster vorbei – die bekannte Mischung aus Schildern, Fahrplänen, Reklametafeln und Menschen. Aber halt, was war das: eine Gleisabschnittsanzeige mit dem Buchstaben O? Der Kölner Hauptbahnhof ist zwar groß, aber Abschnitte von A bis O? Das wäre von der Länge vermutlich über die Deutzer…
Bilder von mir
An manchen Tagen finde ich mich in einem besonderen Spiegellabyrinth wieder – in einem Labyrinth aus menschlichen Spiegeln. Und wie es in einem solchen Jahrmarktgeschäft üblich ist, sehe ich vor allem mich selbst, reflektiert in vielen verschiedenen Glasflächen, durch die ich meinen Weg finden muss. Während ich nun durch dieses Labyrinth irre, sehe ich mich…
Ich habe den Tod getroffen.
Triggerwarnung: Der nachfolgende Text beinhaltet Angaben/Schilderungen u.a. zum Thema Tod und zu suizidalem Handeln. Sollten Sie selbst Redebedarf haben, finden Sie unterhalb des Textes Nummern und Kontaktdaten, an die Sie sich gerne wenden können. Ich habe den Tod getroffen. Spätherbst 2006. In meiner Heimatregion stand ein großes kirchliches Fest an. Ein bekannter Sozialpriester, der sich…
Sommer-Segen?
Überall kommt mir Sommer entgegen. Auf dem Feld und auf dem Balkon, in Abwesenheitsnotizen und im Versenden vom letzten Newsletter „vor dem Sommer“. Für den suche ich einen schönen Segen – einen leichten, Worte, die nach Erholung klingen sollen und Durchatmen. Während ich mich durch Bücher und das Internet suche, weil meine Kreativität die Sommerpause…
Musik ist Erinnerung.
Sobald ein Lied erklingt, das mit einer Erinnerung verknüpft ist, sind wir wieder im Moment, spüren ihm nach. Es kann das Lied sein, bei dem wir nicht anders handeln können, als zu tanzen. Es kann ein Lied sein dass wir lauthals mitgröhlen, in dem wir Gemeinschaft erfahren. Es kann das Lied sein, das ein Ohrwurm…
Sommersong
Jetzt ist Sommer! Um das zu merken, brauche ich weder Kalender noch Thermometer. Ich kann es hören. Die aktuellen Lockerungen der Pandemieregeln verstärken, was auch sonst gilt: Der Sommer klingt – und zwar ziemlich divers. Kleines Geräuschprotokoll von einem Fußweg dieser Tage am frühen Abend: Im Straßenverkehr zunehmend Motorradgebrumm und quietschende Reifen von Playboystarts. In…
Schmetterling
Ich gehe selten zum Grab meines Vaters. Das letzte Mal ist sicher über zwei Jahre her. Mein Vater ruht am Ende eines Weges in einem Urnengrab. Direkt daneben eine Hecke, vor der auch eine Bank steht. Es war ein Sommertag und entschloss mich zu einem spontanen Besuch. Schon von weitem hatte ich den alten Mann…
Long Covid
Ich sollte auf meinen Körper stolz sein. Ich bin es aber nicht. Ich bin anderes von ihm gewohnt und es geht mir nicht schnell genug. Covid hat meinen Körper stark erwischt. Notorische Konzentrationsprobleme und Erschöpfung kannte ich davor in diesem Ausmaß nicht. Ich war sportlich, habe Hockey gespielt, war zielstrebig und fleißig in der Schule. Ich hatte…
Kronkorkenflug
Das Öffnen einer Flasche mit Kronkorken ist zu hören, dann nochmal und nochmal. Es ist der Nachrichtenton meines Handys. Ich schäle die Kartoffeln zu Ende, setze den Topf auf den Herd und öffne die Nachrichten. Was mir ins Auge fällt ist ein Profilbild einer anderen Person, nicht die frischen Nachrichten. Das Bild zeigt die kolumbianische…
Es ist nicht egal.
Mein größtes Problem ist immer der Schlafmangel. Wenn ich weniger als sieben Stunde bekomme, funktioniere ich am nächsten Tag nicht richtig. Das ist schon zu Hause schwer genug, aber wenn ich im Sommer mit 60 Jugendlichen plus Leitungsteam zwei Wochen unterwegs bin, habe ich kaum eine Chance auf ausreichend Schlaf. An diesem Abend will ich…
Sterne, Striche, Menschenkinder
Tief im Südwesten der Republik, kurz vor dem ersten Lockdown: Als ich mit Freiburger Freunden deren Verwandte nahe der Schweizer Grenze besuche, fällt unser Blick auf ein altes Buch, das als Deko in der Diele liegt. Als wir es öffnen, staunen wir nicht schlecht. In Schnörkelschrift und einem dieser endlosen barocken Titel ist da zu…
Wenn die Sinusfunktion zum Lebensgefühl wird
Abi 2021: Viel geleistet und verzichtet, Unsicherheit und Ungewissheit ausgehalten – so werden einige meiner Schüler*innen ihr letztes Schuljahr wohl in Erinnerung behalten. Für ihre Abi-Zeitung wurde ich nach einem Foto aus meiner Schulzeit gefragt. Als ich meine Fotoalben danach durchsuche und bei 2007 (dem Jahr meiner Abiturprüfungen) ankomme, muss ich lachen: Ich – Frisur…
Weihnachten andersrum
Mit meiner damaligen Partnerin war ich mal auf einer explizit schwulen privaten Weihnachtsfeier eingeladen — wir waren die Quotenheten. Es war eine bunte, laute, schrille, lustige, feuchtfröhliche Feier. Aber nicht nur der Kontrast der aktuellen Realität macht mir bei den Erinnerungen ein gewisses Gefühl der Fremdheit, sondern auch das Erleben der Feier an sich. Es war einfach…
Ich kenne dich
„Ich kenne dich.“ Nicht viel mehr Worte beinhaltet deine Nachricht an mich. Und ich muss daran denken, wie oft Menschen diesen Satz wohl benutzen. Oftmals mit Häme im Sinne von „Ich kenne dich, Freundchen“. Selten beinhaltet er Gutes. Dein Satz hingegen ist anders. Dein „Ich kenne dich“ sagt: Ich weiß um dich. Ich kenne dein…
Ich habe mich für die Liebe entschieden
Ich kannte brennende Flaggen bisher nur aus den Nachrichten, doch dieses Mal liegt die Fahne mit den zwei Brandlöschern hinter der Tafel, in einem Klassenraum. Sie wurde von der Wand gerissen, dem Anschein nach mit einem Feuerzeug bearbeitet. Es ist meine Regenbogenfahne – ein Geschenk eines Freundes. Doch die Person, die diese Flagge attackiert hat,…
Und es jährt sich wieder
Und es jährt sich wieder. Die Zeit, in der du dich bemerkbar gemacht hast. Auf dem Ultraschallbild warst du sofort zu erkennen und die Gynäkologin war erstaunt. So lange hab ich dich unbemerkt unter meinem Herzen getragen und dann ging alles Schlag auf Schlag. Der Bauch wuchs und genau ein halbes Jahr später lagst du in…
Weitergeben
Sechs Jahre nach seinem Verschwinden hatte ich mich mit dem Verlust abgefunden und nicht mehr mit seinem Auftauchen gerechnet. Ich kenne es, solange ich denken kann: das Küchenmesser von Uroma Gertrud – leicht geschwungene Klinge von der Länge eines Brotmessers mit starkem Holzgriff, beides in Ehren ergraut. Zusammen mit einer Bügeldecke (aus Zeiten, als auf…
Volle Fahrt voraus!
Es gibt Dinge, die halten die meisten Menschen für selbstverständlich. Sie werden uns nicht nur vom Gesetz so vorgeschrieben, sondern scheinen einfach wirklich sinnvoll zu sein und haben sich im Alltag bewährt. Kaum jemand käme auf die Idee, sie zu hinterfragen. Oder haben Sie schon einmal an der Sinnhaftigkeit einer Ampel gezweifelt? Damit meine ich…
Ihr seid ein Segen für mich!
Ich denke an Dich, der Du als weiblich gelesene Person im Studium den Schritt gegangen bist, für alle sichtbar Dein Mann-Sein zu zeigen. Ich denke an Euch, die Ihr im Studium ein Paar wurdet und Euch aber nur unbeobachtet in der Wohnung Dritter treffen konntet. Ich denke an Dich, dem nicht heterosexuell Mann, dem die…
Matthias
Ein Unfall, Auto kaputt, überlebt. Mein Schock kommt erst danach. Als ich längst weiß, es geht dir gut, du lebst. Unversehrt durch ein Wunder. Aber mein Herz bleibt stehen für einen Moment danach, als du fast nicht mehr da gewesen wärest. Denn dass du nicht mehr bist, das ist nicht vorstellbar. Du sollst doch eines Tages…
Die Welt da draußen
„Die Welt unter Corona ist eine andere geworden.“ Das sagt sich so dahin, aber es füllt sich jeden Tag neu mit Erlebnissen. Drei positiv herausfallende gehen mir seit einiger Zeit nicht mehr aus dem Kopf: Ende letzten Jahres hatte ich das erste Mal seit Jahren wieder ein regelmäßiges Fernsehdate: Jeden Freitagabend saßen wir vor „Ninja…
Von Aschebüchern und Frühlingzwiebeln
Auf der Suche nach einer alten Handschrift stoße ich auf sie: die Weimarer Aschebücher. So heißen die ca. 25.000 Bücherreste, die den verheerenden Brand der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek im Jahr 2004 überlebt haben – anders als die ca. 50.000 Dokumente, die komplett verbrannten. Eine 2008 eingerichtete Werkstatt versucht, die oft schwer beschädigten Aschebücher in ihrem jetzigen Zustand zu…
Aschermittwoch – (das) Leben der (un-)begrenzten Möglichkeiten
„Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Dieser Satz, der beim Verteilen des Aschekreuzes den Empfangenen zugesprochen wird, erinnert mich in diesem Jahr an das Leben der (un-)begrenzten Möglichkeiten. Viele Jahre lebte ich in der Wahrnehmung scheinbar unbegrenzter Möglichkeiten, aber in letzter Zeit häufen sich doch auch in meinem persönlichen…
Schmerz ist normal
Mitten im Telefonat fragt mein guter Freund Udo mich: „Sag mal, glaubst du, dass wir wieder zur Normalität zurückkehren, wenn Corona vorbei ist?“ Ich überlege kurz. „Ja“, sage ich, „werden wir. Bei einigen Dingen werden wir denken, dass es die Normalität ist, die wir schon vorher hatten, und gar nicht merken, dass es anders ist…
Abwarten – und Teekesselchen lösen
Von meinem Schreibtisch schaue ich auf dieses Bild. Eigentlich ist es nichts zum Aufhängen sondern zum Anziehen: ein Chitenje, so heißen bedruckte Stoffe in Malawi. Es erinnert mich an meinen Besuch bei einem Studienfreund dort (zu Zeiten der Reisefreiheit), wo ich es auf dem Stoffmarkt von Lilongwe gekauft habe. Es erinnert mich auch an den…
Auch deshalb gibt es Raumrauschen.
Da steht er nun. Ein junger Ministrant hinter einer Säule des vollbesetzten Speyrer Domes. Da sollst du jetzt gleich durchgehen und deinen Dienst tun. Uff. Niemals! Aufregung, Überforderung, Blockade und buchstäbliche Lähmung. Und dann setzt sich der liturgische Zug in Bewegung. Vielleicht gibt es noch einen kleinen Stups der erfahrenen Leiterin – dann geht es los. Und…
Systemkrise
In dieser Woche war es ein Artikel über einen äußerst perfiden, gewaltvollen sexuellen Missbrauch von Kindern in einem Speyerer Kloster, der mich – am frühen Morgen gelesen – völlig aus dem Konzept gebracht hat und mein inneres Fass zum Überlaufen gebracht hat. Nur der erneute Gedanke daran zerreißt mich, schockiert mich, macht mich unfassbar wütend…
Muss da nicht noch was hin?
Ich habe so auf euch gewartet, Sternchen, Liebling. Das Jahr ist doch fast rum, wo seid ihr abgeblieben? Vor über zehn Jahren hat eure Geschichte begonnen. Jedes Jahr seid ihr hier in dieser Schutzhütte gewesen, habt euch verewigt, manches Jahr sogar zweimal. Sorgsam, immer mit der gleichen Farbe habt ihr die Jahreszahl eures Besuches aufgemalt,…
Lasst uns froh und mutig sein!
Und wieder ist es soweit. Seit einigen Jahren produziert eine große deutsche Supermarktkette kurz vor Weihnachten ein emotional anrührendes (Werbe-)Video, dass Werte wie Nächstenliebe und Solidarität kreativ und verständlich ins Heute übersetzt. In kurzen Sequenzen skizziert das diesjährige Video das Aufeinandertreffen eines verbitterten alten Mannes, Herrn Schmidt, mit einer vermutlich aus dem nahen Osten stammenden Familie…
Selbstverständlichkeiten
Ich bin groß geworden in einer Welt voller Selbstverständlichkeiten. Es gab klare Rollenbilder in meiner Familie. Es gab so etwas wie Jahreszeiten jenseits von ganzjährig 15 Grad. Als die Mauer fiel war ich fünf Jahre, ich erinnere mich noch. Seitdem sind die Grenzen offen, letztlich europaweit. Oder waren es zumindest bis zum Frühjahr dieses Jahres.…
Dafür stehen wir eigentlich!
Achtung! Dieser Beitrag möchte politisch sein – eine persönliche politische Meinung, weil mein Glaube persönlich ist, aber nicht einfach Privatsache. Von der durch Jonas aufgeworfenen Frage: „Wofür stehen wir eigentlich?“ (in dem Beitrag vom 17.09.), habe ich mich angesprochen gefühlt, aber auch herausgefordert. Häufiger erlebe ich, dass Menschen – ich möchte mich nicht ausnehmen –…
Jahreszeiten
In den letzten Tagen habe ich von vielen Freunden wunderbare Herbstbilder erhalten und aus den Bergen sogar schon Fotos vom ersten Schnee. Das löst Heimatgefühle aus, ich erinnere mich an den Raschelwald meiner Kindheit, wenn das Laub gefallen war, und stelle mir vor, wie es jetzt wieder früher dunkel und abends gemütlich in den Stuben…
Überrasch mich
Drei Geschichten, alle aus Münster, alle irgendwann Anfang des Jahrtausends: Ich sitze am Klavier im Café Milagro und jamme mit einem Gitarristen und einem Schlagzeuger planlos durch die Harmonien. Ich bemerke von links eine Bewegung und sehe einen heruntergekommenen Typen im Parka mit Fusselbart. Er kniet sich relativ nah neben mir hin und wurschtelt in…
Martinszug und echte Martinsbirnen
Wie viele Menschen braucht es für einen Martinszug? Seit gestern lautet meine persönliche Antwort: Zwei! Er kommt mir entgegen, dieser Martinszug. Ohne Martinsmann, ohne Pferd, ohne Bettler, ohne Blaskapelle, ohne leuchtende Laternen, ohne Menschenmassen. Mitten am Tag, nach einem langen Spaziergang in der Natur, zwischen Obstwiesen und Ackerflächen, bei strahlendem Sonnenschein und 15°Grad – eine…
Kleine Schritte
Ich mag es, Dinge zu planen. Meine Freunde wissen es zu schätzen oder auch zu ertragen, dass ich es als total befriedigend erfahre, zu wissen, wann die nächsten Treffen anstehen, was in den nächsten oder übernächsten Ferien ansteht, wo es im Kleinen und Großen hingehen soll. Am liebsten gedanklich immer einen Schritt voraus. Da kommt…
Erden, erden, erden
Vor ein paar Tagen war die Beerdigung. Groß war sie, trotz Corona. Fast alles ist so abgelaufen, wie die, denen es wichtig war, es sich gewünscht haben. Das zählt. Jetzt bin ich wieder zu Hause, im Frühherbst, und habe das dringende Bedürfnis, etwas zu pflanzen. Nicht auf meinem heißgeliebten Ackerstück, sondern auf dem Balkon, wo…
Was zum Leben dazu gehört
Es ist soweit. Seit zwei Tagen isst und trinkt er nicht mehr, schläft nur noch. Schnell wird klar, es geht zu Ende. Vielleicht noch ein paar Stunden, Tage, vielleicht eine Woche. Verwandte, Freunde, Nachbarn kommen an sein Bett. Die Frauen stehen da und sprechen mit ihm. Die Männer verstummen. Es haut sie aus der Bahn.…
Vergeblichkeit
Wenn der Herbst kommt, hebt sich meine Laune. Das passiert von allein, egal ob sie sowieso schon gut oder total im Keller ist. Denn im Herbst beginnt in den USA die Football-Saison. Ich verfolge den Sport schon sehr lange, aber jedes Jahr freue ich mich, wenn es wieder losgeht. Wie in allen Sportarten sind die…
Evi
Ich versuche es abzuschätzen, als er aus dem Auto steigt. Nicht so schlecht, denke ich, vielleicht ist deine Vorahnung doch falsch. „Und?“ frage ich. „Sie stirbt“, sagt er. Sechs Jahre leben wir hier. Eine kleine, ruhige Straße gesäumt von Bäumen. Zu dieser Jahreszeit knirscht es, weil sie voll ist mit heruntergefallenen Nüssen. Die Wohnung war…
Zeitlos
Wegberg im Sommer 2018 Da stehe ich. Auf der Bühne. Vor mir hunderte junge Menschen. Der Countdown läuft. 10, 9, 8,… Pure Anspannung – und dann ist der Moment da. Der Moment, auf den unser Team mehr als ein Jahr hingearbeitet hat. Planungen, hitzige Debatten, Ideen die vorgetragen, verteidigt und verworfen werden… 7,6,5… Der DJ gibt…
Schutzengel
Als die ersten Bilder der Riesendetonationswelle aus Beirut in meiner Twitter-Timeline auftauchen, wird mir speiübel. Sofort habe ich sie vor Augen: Meine großartigen, lebenslustigen Freundinnen und Freunde aus Beirut. Ich denke zum Beispiel an Dounia Messihi, das Energiebündel, die ich vor Jahren in Taize auf der Scout Week kennen lernen durfte. Eine junge Frau, herzensgut,…
Wofür stehen wir eigentlich?
Meinungsbeitrag Achtung! Dieser Beitrag könnte politisch sein. Christ*insein in diesen Tagen ist echt schwierig geworden. Nicht, weil wegen Corona es mit den Gottesdiensten irgendwie komplizierter geworden ist. Es geht um viel mehr. Ich habe schon lange damit aufgehört, mein „Christ-sein“ nur an Gottesdiensten fest zu machen. Viel mehr sind es für mich die Werte und…
Viersein
Ich habe sehr unterschiedliche Freunde und damit auch Freundschaften. Ich mag diese Vielfalt. Ich mag die unterschiedlichen Themen, Gespräche, Anregungen, die von diesen mir lieb gewordenen Menschen ausgehen, die verschiedenen Situationen, in denen wir jeweils zusammenkommen und sich unterscheidenden Herausforderungen, die sich in den Begegnungen ergeben. In den letzten Tagen hatte ich eine besondere Zeit…
SendeFrequenz
Ich habe da so eine WhatsApp-Gruppe – wie die meisten jungen Erwachsenen heutzutage – genaugenommen habe ich 53 (mehr oder weniger aktive), wobei ich mir dieser gewaltigen Summe bisher gar nicht bewusst war. Erst für diesen Text habe ich mir die Mühe gemacht, sie einmal zu zählen. Nun stelle ich aber die Behauptung in den…
Unantastbar
Licht – Licht, das den ganzen Raum durchflutet, bis in die hintersten Ecken vordringt, sanfte Schatten wirft… Ich bin klar. Farben – Farben, die den Raum beleben, einnehmen, fast spürbar werden… Ich tauche ein. Natur – Säulen, die wie Baumstämme in den Himmel ragen und sich dort verästeln, Schildkröten, die den Eingangsbereich säumen, … Ich…
Bebrüten
Endlich wieder ans Meer! Gerade in diesen Wochen, in denen es so aussah, als käme ich lange Zeit an keinen Sehnsuchtsort. Also ins Auto gesetzt und zu zweit an die Küste gebraust. Gemächlich über die niederländische Autobahn, schließlich gilt hier jetzt überall Tempo 100. Das letzte vertraute Stück über die Landstraße: Hier kommen, wie immer,…
Mitten im Sturm
Es gibt Momente, in denen alles in Bewegung gerät, wie in einem Sturm. Diese Bewegung ist meist unsichtbar, hat für Kenner*innen Vorzeichen und braucht eine gewisse Ausgangslage, die aus diesen Faktoren einen Sturm macht. Dieser scheinbar nicht enden wollender Kraftakt der Natur, bringt unsichtbar alles in unmittelbarer Umgebung in Bewegung. Alles, was keinen Halt hat und…
Aufschnitt mit Gesicht
Es war der 3. Juli 1989. Wenige Wochen später sollte die Berliner Mauer fallen, doch zu jenem Zeitpunkt war dieses historische Ereignis überhaupt noch nicht abzusehen. So verließen wir die DDR unter dem Paragraphen der Familienzusammenführung, mit allen Ausreiseschikanen und einer letzten verunsichernden Durchsuchung unserer Habseligkeiten am Grenzübergang Lübeck. Ich war damals 12 Jahre alt…
Erlösung
Es war der Erste Hilfe Kasten, von dem ich nicht wusste, dass er in meinem Schrank versteckt ist. Drei Tage Meer. Nur für mich. Corona brachte die Sache ins Rollen. Alles ist gut, sagte ich mir immer wieder. Die Kinder brauchen jetzt Sicherheit und Struktur und sie brauchen dich. Also schuf ich Struktur und Sicherheit.…
Was hab ich eigentlich gemacht
Einer dieser halbwarmen Juni-Abende. Wir sitzen auf Abstand mal wieder zu dritt zusammen, vorsichtig darauf bedacht, beim Sprechen nicht zu doll auszuatmen. Die Fledermäuse ziehen Kreise, es wird dunkel. Thema des Abends: Corona. Was man so gemacht hat, während dieser Zeit. Wie man so gearbeitet hat, währenddessen. Welche Ticks man dazu gewonnen hat, während es…
Hinhören
„Don’t let the noise of others‘ opinions drown out your own inner voice.“ – Steve Jobs Dieses Zitat von Steve Jobs aus dem Jahr 2005 fiel mir vor kurzem – vielleicht auch durch meine neue Verbindung zum Begriff des Rauschens – direkt ins Auge und ließ mich dann irgendwie nicht mehr los. Jobs spricht hier…
Backstubenkind
Das auf dem Foto ist mein kleines rotes Rädchen und auf dem Rädchen hinten darauf, das bin ich. Das andere ist mein Opa. Wir beide haben Spaß und wir beide mögen uns sehr. Bäcker und Konditormeister war mein Opa. Man kann es sehen, an seiner Kleidung. Viel habe ich bei meinem Opa in der Backstube gesessen und…
Mit aller Wucht
Für diejenigen, die das Buch „Hilfe, die Herdmanns kommen“ kennen: Brigitte O. wäre die Idealbesetzung für die Hermine gewesen. Für alle anderen: Auf Brigitte O. mit ihrem Pottschnitt und ihrer Art, die genauso raubeinig war wie ihre Stimme, hätte ich mich jederzeit blind verlassen können, das weiß ich. Gleichzeitig musste man manchmal schauen, dass man…
Auf Knopfdruck noch mal Oberstufenschülerin sein
In meinem Büro, da steht ein Grundig Radiorecorder, 455 stereo. Dieses Gerät hat vor Jahren mein Bürovorgänger hinterlassen. Als ich das Büro damals übernahm, war ich glücklich, denn ich konnte meine alten Musikkassetten hören. Das tue ich bis heute. Immer mal wieder. Heute ist es der Moment, an dem ich mich zu wiederholten mal über Verwaltungsstrukturen, Geld…
Sturm auf dem See
Manchmal hilft nur atmen. Wenn die Enge dich erdrückt. Wenn die Perspektive fehlt. Wenn der Sturm in dir tobt und die See hohe Wellen schlägt. Wenn dein Herz bis zum Hals schlägt. Wenn die Luft dünn wird. Dann hilft manchmal atmen. Manchmal reden. Manchmal weinen. Manchmal hilft auch zulassen. Bewusst die Welle durch mich hindurch…
Wohlfühlmomente
Zu den absoluten Wohlfühlmomenten gehören für mich diese trüben Tage der Regenzeit, in denen die Welt ein bisschen den Atem anhält, weil alle besonders lange im Bett bleiben und das Tropfen auf dem Dach lauter zu hören ist als die Musik der Nachbarschaft. Herrlich fühlt sich das an, wenn auch ich mich dann ein wenig…
Ackern
„Wir haben jetzt einen Acker!“ — das ist einer meiner liebsten Sätze geworden in der letzten Zeit. Stolz, mit vorgereckter Brust und einem grenz-debilem Grinsen im Gesicht sag ich das immer wieder. Die Wahrheit: Wir wohnen mitten in der Stadt und dürfen bei einer Gemüsegärtnerei auf ca. 30 Quadratmetern unsere Landsehnsucht ausleben. Das Konzept ist (für die…
Berufen? Ja klar. Ich bin Papa!
Es ist schon wieder passiert. Gestern Abend brachte ich unsere fünfte und jüngste Tochter ins Bett. Sie ist eineinhalb Jahre jung und sie nimmt jetzt die Flasche, daher kann ich sie inzwischen auch ins Bett bringen. Wie sie da so in meinen Armen liegt, ihre Flasche nuckelt und ich ihr zuerst zwei Lieder vorsinge und ‑summe…
Zwangspausen
Nachdem mein Schuljahr schon äußerst holprig und einige Wochen verspätet durch einen Armbruch am letzten Sommerferienwochenende begann, steht gerade durch die coronabedingten Schulschließungen die nächste Zwangspause – zumindest in der regulären praktischen Arbeit in der Schule – an, was sich so schnell wohl auch nicht wieder völlig regulieren wird. Zugegeben: Ein paar positive Seiten kann…
Alte Speicherstände
In der derzeitigen Krise profitieren insbesondere Videospieler von einem reichhaltigen Angebot an Abwechslungsangeboten zuhause. Und ich bin leidenschaftlicher Videospieler. Da ich mir nicht sicher bin, ob jeder etwas mit dem Thema anfangen kann, zunächst eine kleine Erklärung über das Festhalten von Fortschritten: Als ich mit den Videospielen anfing, wurde auf extra zu kaufenden MemoryCards gespeichert…
Ein Leben in zwei Welten
Heute ging es nach vier Wochen Home Office für mich das erste Mal wieder nach Berlin. Wir sind vor guten eineinhalb Jahren aus NRW ins schöne Brandenburg gezogen. Manche nennen es den „Berliner Speckgürtel“. Wir nennen es „Leben, wo andere Urlaub machen!“ inmitten der schönen Havelländer Seenlandschaft. Ich habe die letzten Wochen in Brandenburg sehr…
Was fehlt
Mir geht das Schreiben verloren. Immer wieder wenn es schwierig wird, verliere ich die Sprache. Fühle mich hilflos, ohnmächtig, perspektivlos. Bin voll von Worten und doch: Keine Bündelung. Als wären alle Worte verbraucht. Jeder Tag ist gleich. Es gibt eine Struktur, die hält und trägt. Es gibt schöne Momente. Aber es gibt kein Leben. Ohne Menschen…
Kopfhörer-Moment
Seit Wochen habe ich einen Ohrwurm: Rise up von Andra Day. Auf Youtube könnt Ihr es in einer tollen Akustik-Version finden. Ich konnte den Text schon lange mitsingen, mag die Stimme von Andra Day und mag die Leichtigkeit der Melodie. Aber erst in den Tagen vor Ostern hat es „klick“ gemacht. Das ist mein Ostersong…
Von Elefanten
Seit ich mich vor fast zwei Jahren bei einer Safari in Namibia in einem offenen Jeep auf einmal umringt von einer ganzen Elefantenfamilie wiedergefunden habe, die – uns kaum beachtend – rechts und links an uns vorbeizog, habe ich ein Lieblingstier. Natürlich hatte ich vorher schon Elefanten im Zoo gesehen, aber diese Tiere in freier…
Kein Virus
Zufällig finde ich einen Tweet, der sich über die letzte Folge des „festundflauschig“-Podcast beschwert. Weil Jan Böhmermann vom Kochen erzählt und hofft, dass er Fleisch genau so hinbekommt: “… durchgesuppt wie beim echten Chinesen, wo man nicht weiß: ist das jetzt ein gebratener Mensch, Hund, Katze, Fledermaus — es kann eigentlich alles sein.” Und in mir zieht…
Danke
In diesen Tagen, die für viele eine ver-rückte Zeit sind, fällt mir das Aufstehen sehr leicht. Erstens, weil der Wecker seit Tagen nicht mehr klingelt und ich nach meinem Rhythmus aufstehen kann. Zweitens, weil in meiner großen Küche ein Ruderergometer steht, den ich jetzt jeden morgen vor dem Frühstück nutze. Aller Anfang ist schwer und so…
Ich erhebe …
Ich stehe in der Küche und spüle. Das Radio läuft. Sie berichten dass Wolfgang Niedeggen heute Geburtstag hat und dass BAP ein neues Lied veröffentlicht hat. Der Song «Huh die Jläser, huh die Tasse» (Hoch die Gläser, hoch die Tassen) ist für all die Alltagshelden, die ihre Berufung gefunden haben, zum Wohle anderer. Ich lege den…
Gesund bleiben und werden
Vieles geht grad gar nicht oder kaum wegen Corona. Manches geht dafür umso mehr. Bei mir zum Beispiel Radio hören. Einen kurzen Satz bekomme ich jetzt (nicht nur) dort oft gesagt: “Bleiben Sie gesund!” Ein schönes Zeichen der Anteilnahme — so ist es sicher gemeint. Aber bei mir löst der Wunsch auch Fragen aus: Und was ist…
Tod und Leben
Vierzehn Jahre ist es inzwischen her, dass meine beste Freundin Birgit in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag an diesem fiesen Brustkrebs starb. Sie war erst 27 Jahre alt und wollte wenige Wochen später heiraten. Stattdessen beerdigten wir sie in ihrem Brautkleid. Es war furchtbar. Seitdem vergeht für mich keine Karwoche ohne die unglaublich intensiven…
Home-Office
Sein Home-Office ist oben und eine Telefonkonferenz jagt die nächste. Im Grunde genommen Programm von 08 – 17:00, auch wenn es Unterbrechungen gibt. Manchmal beneide ich ihn darum. Mein Home-Office ist am Esstisch, mitten im Leben. Zwischen Resten vom Frühstück, Mal-Bastel-Knet-Playmobil-Gesellschaftsspielen. Hinter Blumenvase und Kerzenhalter. Mein Home-Office ist draußen in der Hängematte zwischen Geschwisterstreits, „Mama kannst du…
Eine von ihnen?
Bin ich eine von ihnen? Gute Frage. Seit acht Jahren lebe ich im kolumbianischen Tumaco, ganz nah bei den Menschen, in einer einfachen Holzhütte. Wand an Wand höre ich jedes Gespräch, jedes Knarzen oder Unwohlsein von nebenan. Bei starkem Regen leckt das Dach, und ich muss Schüsseln und Eimer aufstellen, so wie sie. Und wenn…
Traumreise in den Urlaub
Heute ist es endlich so weit. Die Ferien beginnen. So lange freue ich mich schon auf diesen Urlaub. Eine Woche raus, in die Alpen. Wandern, Skifahren, Schnee und die ersten Sonnenstrahlen genießen. Jetzt geht es los. – Ach ne, leider doch nicht! Wenn ich ehrlich bin, konnte ich mich ja inzwischen ganz gut damit abfinden,…
Schrödingers Sehnsucht
Ich möchte hier möglichst nicht von Corona schreiben. Es ist sowieso ungeheuer schwer, noch andere Gesprächsthemen zu finden – weil man ja fast nichts mehr erleben kann. Und so dankbar ich Virologen für ihre Einordnung bin, lande ich doch immer wieder bei dem Satz, den der wunderbare Curt Goetz mal seinem „Dr. Prätorius“ geschrieben hat:…
Weltreise
Ich habe da so einen Spleen: Meine Lampensammlung. Genauer gesagt meine Globuslampen-Sammlung. Aber der Reihe nach. Begonnen hat alles vor ein paar Jahren. In meinem Lieblingslädchen im Viertel habe ich ihn entdeckt – es war Liebe auf den ersten Blick: einen tiefblauen „Das Beste Leuchtglobus Orbit Royal“ aus den siebziger Jahren. Auf der Unterseite war er…
Mama Mia
Ich bin dran. Den Helm auf dem Kopf, den Schläger in der Hand gehe ich zum Homebase. Alle Bases sind besetzt. Mein Lied läuft: Mama Mia, here we go again … Abba. Ich stehe an der Platte, nehme das Zeichen meines Trainers. Ok, alles klar, Auftrag verstanden. Ball ins Spiel bringen und damit die Läuferin…
Atmen. Und Bewegen.
Heute rasselt es. „Es“ ist in diesem Falle die Decke, die gerade mit ordentlich Schmackes auf meinem Kopf gelandet ist. Völlig unerwartet. Aber dafür gewaltig. Dabei war ich mit dem Hund draußen, habe produktiv im Homeoffice gearbeitet, meinen Tag ordentlichst mit einer kleinen Meditation begonnen, mit meinen Eltern telefoniert, leckeres Brot gefrühstückt — kurz all das gemacht, was…
Alles steht Kopf
Von Kernerinnerungen und Persönlichkeitsinseln „Alles steht Kopf“ – wie passend, dachte ich und schaute mir dieser Tage noch mal den gleichnamigen Film von 2015 an. Er handelt vom Gefühlsleben der elfjährigen Riley. Riley muss mit ihren Eltern von Minnesota nach San Francisco umziehen. Ihre Emotionen – Freude, Kummer, Wut, Angst und Ekel – diskutieren innerhalb…
Besser als zaubern
Es rauscht gerade… leider klingt es nicht nach sanftem Meeresrauschen, das man mit warmem Sand zwischen den Zehen und Sonne auf der Haut an einem weißen Strand hört… nein, irgendwie hat sich mein Kopf in der letzten Woche eher wie von einem dauernden Störrauschen berieselt angefühlt… Viel Arbeit, Unsicherheit, was da noch so auf uns…
Just in time
Was ich in diesen Tagen vermisse, sind gemeinsame Mahlzeiten mit Freunden und Kaffeepausen mit Kolleginnen. Was fehlt mir, wenn das fehlt? Essen und reden (zumindest in der Hausgemeinschaft, und mit anderen fernmündlich oder digital) kann ich doch auch zu Coronazeiten. Es muss die Mischung aus beidem sein: Essen beim Austausch und auch Austausch beim Essen — und darüber…
Lass uns immer neu begegnen … lass es immer nur so sein!
Kannst du dich noch an die erste Begegnung erinnern? Die erste Begegnung mit mir? Die erste Begegnung mit deiner großen Liebe? Oder vielleicht an die erste Begegnung mit Gott? Als ich heute Abend so dasaß, mal wieder nicht so recht wusste was ich tun sollte, weil das Leben dieser Welt schon seit einigen Tagen zum…
Gemüsebrühe ist alle
Menschen haben ein unterschiedlich ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis. Einige planen ihr ganzes Leben so, dass Job, Haus und Rente möglichst früh möglichst klar geregelt sind. Wenig Risiko, viele Versicherungen, möglichst viel Sicherheit. Andere wollen sich nicht festlegen, schätzen Freiheit und Selbständigkeit höher ein, arbeiten eher in Jobs, in denen das Einkommen nicht jeden Monat verlässlich aus der…
Die Geschichte von N.
“Ich bin schwanger”, sagt sie und ich verschlucke mich fast an meinem Essen. “Ich schaff das nicht nochmal”, denke ich sofort. Aber ich muss. Wenn sie es schafft, dann schaffe ich das auch. Ich muss. Eine andere Option gibt es nicht. Fast zwei Jahre ist es her, da stand ich auf dem Friedhof und habe…
Wie man in den Wald hineinrauscht, rauscht es auch zurück
Ich war erst vor kurzem krankgeschrieben und darum längere Zeit durchgehend zu Hause. Die Rückkehr in diesen Zustand nach nur zwei Wochen „Freiheit“ war nicht geplant. Es stört mich, schließt mich ein. Ich reagiere eher mit dicker Haut — aus Ironie, Faktensammeln und Abarbeiten von Aufgelaufenem. Aber es sind eher Reflexe. Und wenn ich mich zu lange…
Verbunden bleiben.
Die Situation ist ernst.Und viele gehen damit sehr gut um.Solidarität zeigt sich jetzt, indem man räumlich Abstand hält. #stayathome ist das Gebot der Stunde!Das ist absolut richtig, aber für viele bereits jetzt eine große Herausforderung.Und es wird in der nächsten Zeit nicht leichter werden. Wir werden tektonische Plattenverschiebungen erleben und noch keine Patentlösung dafür kennen.…
Barfuß
Vor anderthalb Jahren habe ich das erste Mal Barfußschuhe angehabt. Gekauft hatte ich sie blind. Ich hatte mich lange mit dem Thema auseinandergesetzt und mich dann schließlich für ein ausgesprochen hübsches Modell entschieden. Das Problem an der Sache: Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem ich eigentlich alle anderen Schuhe abgeben kann, denn tragen werde ich…
Kraftort
Dieses 2020 ist ganz schön verrückt. Aber wem sag ich das. Drei Monate scheinbar schierer Wahnsinn — im privaten wie im gesellschaftlichen Bereich. Schreckensnachrichten, nie zuvor gekannte Situationen, sich überschlagende Ereignisse, Horrorszenen an den europäischen Außengrenzen. Und in all dem geht irgendwie das Leben weiter. Das fühlt sich reichlich komisch an und ich merke, wie ich immer…
Fearless Girl
Jeden Morgen komme ich auf meinem Weg ins Büro an einem Brunnen vorbei. Und jedes Mal habe ich ein richtig ungutes Gefühl im Bauch. Der Brunnen steht direkt neben der Bistumsverwaltung und heißt Türelüre-Lieschen-Brunnen. Der Brunnen zeigt eine Szene eines gleichnamigen alten Aachener Kinderliedes in der ein Mädchen, das Türelüre-Lißje, von Jungen aufgehalten und so…
Monster des Alltags
Unterricht in meiner 12. Klasse. Tatsächlich gar nicht mal so selten ein Ort, der mich herausfordert wie bereichert und voll von überraschenden und nachdenklich machenden Momenten ist. Doch an diesem Tag ganz besonders. Thema der letzten Wochen war die christliche Eschatologie: Befremdlich wirkende mittelalterliche Bilder wichen schnell personalen Vorstellungen von einem Fegefeuer als Moment der…
Sie hatte mich beim ersten Miau…
Alles begann vor ziemlich genau neun Jahren mit den drei magischen und gefährlichen Worten der Frau an meiner Seite: „Nur mal gucken…“ Kurz darauf standen wir im Zimmer eines Kölner Tierheims. Kratzbaum, Katzenklo, Fressnäpfe und ein großes Sofa. Die Mitarbeiterin sagte: „Hier sind zwei, die wurden von der Feuerwehr gebracht. Der Vorbesitzer hat sich umgebracht…
Mein Gott, mein Gott
Jeden Montag trifft sich eine Gruppe von Frauen unterschiedlichen Alters in unserem Jugendzentrum zum Häkeln. Die Handarbeit ist für sie Kreativität, Kultur, bescheidene Einkommensquelle und Gemeinschaft. Beim Häkeln erholen sie sich und spinnen miteinander Fäden der Solidarität und des Vertrauens. Manchmal sitzen sie schweigsam im Kreis und teilen doch unausgesprochen so viele Sorgen, Verletzungen und…
Nie wieder! Niemals wieder!
Sommer 2015. Zusammen mit einigen jugendpastoralen Kolleginnen und Kollegen waren wir auf Vortour für den Weltjugendtag in Krakau. Wir wurden überall herzlich willkommen geheißen und mit offenen Armen empfangen. Es war uns damals ein wichtiges Anliegen, neben den zentralen Orten des Weltjugendtages auch Oświęcim/Auschwitz aufzusuchen. Nahe bei den Lagern ist ein Kloster der Franziskaner-Minoriten. Dort befindet sich…
Es glitzert
Es war ein hartes Jahr für uns alle. Am Ende steht eine Reise ins Ungewisse. Eine Reise gegen Konventionen auf neuen Pfaden. Eine Reise deren Ende ich nicht kenne. Im Gepäck nichts als Mut. Kein Blick zurück. Der Blick nach vorn fällt schwer. Der erste Schritt ist zaghaft. Nur einen Schritt kann ich denken, nicht…
Es rauscht wieder!
Wir kommen zurück! Nach einem Jahr der Umstrukturierung, des Überlegens, Planens und Vorbereitens gibt es ab nun neue Beiträge aus dem Leben verschiedener Menschen hier zu entdecken — zunächst nur zu lesen, aber auch da haben wir mehr vor. Organisatorisch hat raumrauschen als Projekt der Berufungspastoral begonnen, ist aber nun in die Obhut des Bereichs Glaubenskommunikation gekommen — und…
Aufgeschoben, aufgehoben?
„Lass uns das auf’s nächste Jahr verschieben“, bekam ich teilweise schon Mitte November von Kolleg*innen an den verschiedensten Stellen zu hören, „es ist ja schon bald Advent und auch schon fast Neujahr, da macht es einfach keinen Sinn mehr, was Neues anzufangen“. Auch ich selbst erwische mich dabei, wie ich beispielsweise in einer E‑Mail an einen…
Es weihnachtet
Es gibt diesen Moment am Vormittag. da wirft meine Kollegin mir einen Blick rüber, der entweder “Kaffee” oder “Brötchen”, oft auch beides sagt. Dann drehe ich den Christmas-Sender auf und wir zünden die Kerzen an. Es war der Nikolausvorabend, du hast schon fast geschlafen und bist dann hoch geschreckt: “Mama, ob der Nikolaus die Stiefel…
In allem gleich, außer…
Da war es wieder: In allem uns gleich, außer der Sünde! Die Lesung am Sonntag sagte es noch komplizierter: Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat (Hebräerbrief Kapitel 4, Vers 15). Da sträubt…
Hängematten-Sommer
Eigentlich ist er ja noch gar nicht zu Ende dieser Sommer, der gefühlt seit April andauert. Die Sonne ist noch immer warm. Aber der Kalender sagt September, die Tage werden kürzer, die Nächte kühler und das Laub fällt schon längst wegen der Trockenheit. Ich liebe den Herbst und bin voller Vorfreude darauf, aber wie üblich…
Anleitung zum Glücklichsein
Hast Du für Dein Leben schon eine Anleitung zum „Glücklichsein“ gefunden? Es gibt innerhalb unserer Gesellschaft aktuell eine riesige Welle, die sich mit diesem Thema beschäftigt. In vielen Büchern, Seminaren und Artikeln geht es um den „Weg zum achtsamen Leben“, um den „inneren Weg zum Glück“, um Hilfen, wie man seinen Alltag und sein Leben…
Von der Angst sich zu entscheiden
Orientierungstage, Thema Zukunft. Wir sind eigentlich durch mit dem Thema, da stellt eine Schülerin eine Frage an meinen Mitreferenten und mich: “Ich wüsste gerne, ob ihr zufrieden seid mit dem Beruf, für den ihr euch entschieden habt. Denn wir alle hier haben Angst vor dieser Entscheidung, vor allem davor, dass wir uns falsch entscheiden… ”…
Willkommen zurück
Da ist er also. Ausgerechnet heute, meine Nacht war kurz und ich bin gedanklich noch mitten in den Erlebnissen des Wochenendes. “Schön dich kennenzulernen” sage ich. Hellblaue Augen treffen meine. Das ist also mein Patenonkel. Heute sehe ich ihn zum ersten Mal. Ich verstehe schnell, was meine Eltern in ihm gesehen haben müssen. Ich kenne…
Himmelwärts – Erdverbunden
Und schon ist sie wieder vorbei — die Osterzeit. Spätestens mit Christi Himmelfahrt und der ganzen Reihe an freien Donnerstag und Montagen in Mai und Juni wechselt die Stimmung wieder in den Gottesdiensten. Weniger Halleluja, so wie weniger Lametta und weniger Feierlichkeit. Alltag zieht ein und damit der normale Lauf durch die Bibelstellen, die von den Wundern…
Blockade, die Zweite
Ich werde nervös wenn mir die Inspiration fehlt. Jetzt zum Beispiel. Ich kann nicht schreiben. Ich bringe keine drei anständigen Sätze aufs Papier. Okay, das waren vier, aber ziemlich inhaltslos. Ich kann schreiben, wenn ich sehr glücklich bin oder sehr traurig oder sehr wütend. Über Menschen und Glauben und Gott. Mit Fragezeichen und Ausrufezeichen und…
Osterpredigt
Meine Osterpredigt habe ich in diesem Jahr nicht gehört – die habe ich gelesen. Nadia Bolz-Weber, evangelisch-lutherische Pastorin in Denver (USA), hat ein beeindruckendes Buch über ihre Arbeit geschrieben: „Ich finde Gott in den Dingen, die mich wütend machen.“ Und dort erzählt sie von ihrer Osterpredigt unter „Ausgestoßenen“, für die sie eine Kirche gegründet hat:…
Cool!?
„Da werden Kindheitsträume wahr“, sagt meine Schwester lachend zu mir, als ich ihr Geschenk auspacke und eine Eintrittskarte für die Kelly Family „We got love“-Comeback-Tour in den Händen halte. Ich muss ebenfalls lachen und bin etwas unsicher, da sich mein Musikgeschmack seit 1994 ein wenig verändert hat. Damals hätte ich mich tatsächlich riesig darüber gefreut,…
Am Ende der Worte
Fast drei Jahre ist es her, dass meine Freundin N. ihren Sohn tot zur Welt gebracht hat (Blogeintrag Sternenkind). Und das, von dem wir dachten, es würde sich niemals wiederholen, wirft düstere Schatten über die ersten Frühlingstage. Wir bangen um zwei Herzen, von denen wir nicht wissen, ob sie leben dürfen. Mir fehlen die Worte…
EINS
Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nur für mich allein predige. Nein, ich meine nicht die Situationen, in denen vor mir eine Gemeinde sitzt und keiner hört zu oder versteht nichts davon was ich da sage. Es gibt diese Momente, da predige ich mich in einen Rausch, in ein Treiben – ja fast in…
Neu gelernt (zu beten)
Ich weiß nicht, wie oft ich es schon gebetet habe. Aber ich vermute, dass mir das Vaterunser wohl in einer Zahl im fünfstelligen Bereich durch die Gedanken und über die Lippen gegangen ist. Vor einer Woche in Israel durfte ich es allerdings noch einmal neu verstehen lernen. Denn eine arabische Christin erklärte mir, wie es…
Border ahead
Diese Grenze dümpelt nur so vor sich hin. Es ist der brackige Rest des Flusses, der für lebendiges Wasser steht. Diese braune Brühe ist keinesfalls der Ort, an dem Johannes Jesus getauft haben kann. Da sträubt sich einfach alles in mir. Das soll der Jordan sein? Aber dennoch ist die Tradition alt. Sehr alt sogar.…
Wer bist Du, Jesus?
Sie haben es immer noch nicht kapiert. Jesus fragt seine Freunde, für wen sie ihn halten und sie haben nichts besseres zu sagen, als das was die „Leute“ denken. Der eine sagt das, der andere jenes. Er bleibt hartnäckig: “IHR! Für wen haltet IHR mich?” Nur einer traut sich — Petrus! Er sagt es so frei, wie…
Angriff mit F‑16
Es musste ja passieren! 7 Tage Israel mit 26 jungen Leuten — der Gruppe predige ich beim Vortreffen, dass es friedlich sein wird — direkt am ersten Tag kommen die Meldungen rein: Kampfflieger am Golan abgeschossen. Unsere erste Station ist vis-a-vis vom Golan. Jackpot, denke ich! Bingo! 100% geschafft! Die Gruppe hat die Meldungen noch nicht erhalten, aber ich…
Elf Minuten
Elf Minuten Stille. Einer ist gerade eingeschlafen, einen muss ich gleich wecken. Elf Minuten in zwölf Stunden Lärm. Elf Minuten, die nur mir gehören. Zu wenig, um loszulassen all das Unruhige, Bewegende, die Lebenswogen. Zu wenig, um etwas anzufangen oder zu Ende zu bringen, nicht mal diesen Text. Du fehlst mir, Gott. Mich umgeben Menschen…
Kommt alle mit
08:20 Uhr. Nieselregen, wir laufen zum Kindergarten. Das große Kind gröhlt lauthals und mit Inbrunst “Kommt alle mit, kommt alle mit, weil uns Gott geboren ist”, mit Choreo versteht sich. Folgen des Krippenspiels in dieser Woche. Auch wenn er keine Ahnung hat, was dann wirklich passiert und wie sich für ihn der Begriff Weihnachten füllen…
November-Tage
November-Tage sind Toten-Tage. Gedenktage folgen einander, die Bäume sind kahl, die Tage kurz. Manchmal wird’s gar nicht richtig hell. November-Tage sind regnerisch, voll mit Grabkerzen und geschmacklosen Gestecken, zumindest gedanklich. Ich kann sie sehen, die Toten. Manchmal, wenn ich im Ort unterwegs bin, dann begegnen sie mir. Dann erinnern mich Silhouetten von realen Menschen an…
Herz-Blockade
Neulich beim Chiropraktiker: Ich werde Zeuge eines Gesprächs, das Selbiger mit dem Patienten mir gegenüber führt. „Wir haben eine wichtige Aufgabe im Leben: Egal wie sehr uns etwas niederdrückt, wir sehr wir unter einer Last leiden, unsere Aufgabe ist es, uns immer und immer wieder aufzurichten und letztlich weiterzumachen. Nicht mit Gewalt und Druck und…
Was Gott verbunden hat
Am Samstag passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe: Einer meiner Cousins hat geheiratet, eine ziemlich tolle Frau sogar. Es war weder die erste, noch die letzte Hochzeit, bei der ich war. Sie war weder bombastisch, noch war sonst irgendetwas anders als bei anderen Hochzeiten. Und doch war sie besonders: Sie war echt. Selten…
Nelly
Wenn ich heute Gott begegnet bin, dann war es bei Nelly. Nein, es war Nelly! Und Nelly steht auf einer Azoreninsel mitten im Atlantik an einer mobilen Burgerbude am Strand und macht die weltbesten Chickenburger. Gestern war ich schon einmal da. „Ein Chickenburger mit Fritten.“ Da war es der Stand an dem das Leben brummte.…
Für Toni
Alles sollte anders werden beim zweiten Kind. Früher, schneller, einfacher. Aber all meine ausgefuchsten Pläne scheiterten. Und als dieses Kind endlich auf der Welt war, da hätte alles gut sein sollen. Aber das war es nicht. Baby Nummer Zwei schrie sobald es auf der Welt war. Nach den ersten zwölf Stunden war ich innerlich bereits…
Schleusenblick und Weltenwechsel
Seit ein paar Jahren begleite ich einen jungen Mann in der Aachener Justizvollzugsanstalt. Hier sitzen die besonders harten Jungs: Mörder, Vergewaltiger,… Aber hinter dieser „harten“ Tat, steckt auch immer ein weicher Mensch. Das habe ich schnell gelernt. Dennoch ist der Ablauf in der JVA ein besonderer. Dieses System hat seine eigenen Rhythmen und Sichtweisen auf…
25 Jahre
Nach dem Schlusssegen am Dienstag Mittag fingen sie mich ab. Ich war gerade auf dem Weg in die Sakristei, da traten sie hinter der Säule des Aachener Doms hervor und stellten sich mir in den Weg. „Dürfen wir Sie kurz sprechen?“ Ich blieb stehen und hörte zu. „Sie sind genau der Richtige. Ich wusste es…
Wenn die Stimme bricht
Als sie aufsteht und nach vorne geht, droht der Kloß in meinem Hals bereits zu explodieren. Meine Freundin C. ist knapp 1,80 Meter. Auf einmal wirkt sie winzig da oben auf den Kirchenstufen vor der Menge. “Mein Vater hat Menschen immer gerne unterhalten, ich kann das eigentlich auch. Aber seit er tot ist, fällt mir…
Dieser AugenBlick
Es war atemberaubend! Artisten drehten sich in schwindelerregender Höhe, Clowns nahmen das halbe Zelt auseinander, Seifenblasenartisten taten das Unmögliche, ein Beatboxer zeigte eine Körper- und Stimmbeherrschung vom Allerfeinsten, Saltokünstler flogen durch die Luft und Jongleure warfen Bälle kreuz und quer und fingen alle wieder auf. Circus Roncalli feiert derzeit sein 40-jähriges Jubiläum und ich war…
Was-wäre-wenns
Ich sehe sein Strahlen von Weitem. Und dann liegen wir uns in den Armen. Sieben Jahre, vergangen in einem Wimpernschlag. Ich lernte S. kennen, als ich meinen ersten Ausbildungskurs für Pfadfinder teamte. Er war Teilnehmer von außerhalb und reiste zu früh an. Ich dementsprechend noch im wenig ansprechenden Jogging-Gammel-Outfit. Ein einziges Mal in meinem Leben…
Gemeinsamkeiten
Kennenlernspiele können so grausam sein. Entweder sie sind inszeniert und künstlich. Sie sind verkampft. Oder alle haben schlicht und einfach keinen Bock darauf. Mir bleibt es eine Frage, warum wir trotzdem daran festhalten… Sind es Erinnerungen an die Kindheit oder vielleicht die Sehnsucht einer ach so erwachsenen Veranstaltung doch noch etwas an Spiel einzubringen? Ich…
Ja, ich forder das Glück
Eigentlich mag ich keinen Schlager. Zumindest bis jetzt. Aber da gibt es diesen einen Song, der mir seit Wochen nicht aus den Ohren und dem Sinn geht, ein Song der mich trifft und berührt. Maite Kelly singt in ihrem neuen Song: „Und wenn ich fall, egal, so ist das Leben Ich versuch´s nochmal und geht…
Money, Money, Money
Seit einigen Monaten dreht sich mein Kopf um die Kohle. Geld regiert die Welt und manchmal, so scheint es, regiert es auch die heilige katholische Kirche. Das zumindest ist das Bild, das oft vermittelt wird und das glauben viele Menschen. Auch ich glaube das manchmal und in meinem Umfeld werde ich immer wieder von Freunden…
Beichtzimmer: Friseursalon
Wenn andere es hassen zum Zahnarzt zu gehen – ich gehe total ungern zum Friseur. Vielleicht steckt es in meiner Kindheit, dass ich immer nur Friseure erlebt haben, die mich zwanghaft ausquetschen wollten über Gott und die Welt. Who knows. Ich mag es einfach nicht. Eben saß ich noch da. Es war wieder Zeit. Die…
Viraler Traditionsbruch: Lebenskraft oder Plötzlichkeit?
Es gibt Tage, da sitze ich am Abend da und irgendwie scheint alles gefügt. Dieser Sonntag war auch so. Naja, nicht gefügt, aber als hätte jemand einen Faden durch den Tag gesponnen. Morgens übt Jesus im Evangelium (Mt 5,17 – 37) noch den Aufstand. „Ihr habt gehört…“ – „Euch ist gesagt worden…“ – „Ich aber sage Euch…“…
Verfügbarkeit
Heute würde ich gerne das Handy abschalten. Es gibt immer Tage, da wünscht man sich, dass es eine Nachricht anzeigt. Aber aktuell mehren sich die Tage, da steht es nicht still, dabei bin ich nicht mal in Whatsapp-Gruppen. Ich bin social-media-müde, ich würde gern mal offline gehen. Praktisch unmöglich. Verfügbar sein ist das neue “sich-rar-machen”.…
Freundesliste
Seit Monaten linkt mich mein Facebook-Account. Es fing letztes Jahr im Sommer an. Plötzlich verschwanden Menschen von meiner Freundesliste. Seitdem ändere ich in Intervallen meine Passwörter und hoffe, dass es nach der nächsten Änderung gut geht. Und dann plötzlich: Pustekuchen. Schon wieder ist wer weg! Macht sich die Technik selbstständig? Gibt es doch so etwas…
Das Tier in mir
„Menschen, die keine Tiere mögen, sind auch keine Menschenfreunde“, sagte mein Vater früher häufig. Heute weiß ich, dass das nicht auf jeden zutrifft, dem Tiere nicht so liegen, aber so ein wenig ist dieser Satz in meinem Kopf hängen geblieben. Tierschutz stand bei uns daheim immer hoch im Kurs. Im Winter, wenn es schon gefroren…
Spontane Geburtstagsfeierbegegnung
Gestern auf der Geburtstagsfeier: Er hatte noch mit einem Freund gesprochen. Er ist kleiner als ich, gut 50 Jahre älter und engagierter Diskutant. Er dreht sich um: “Sind Sie auch Theologe?” “Ja”, antworte ich. Er wechselt mal eben so den Gesprächspartner. Mein Freund steht nur noch an der Seite, ist uninteressant. Denn er ist daran interessiert,…
Der verkorkste Heiligabend
Es gab schon eine Menge Weihnachten in meinem Leben. Es gab bessere Jahre und schlechtere. Es gab Jahre, die nicht unglaublich berauschend waren und doch, herzlichen Glückwunsch, ich erkläre dieses Jahr zu meinem miserabelsten Weihnachten aller Zeiten. Ich weiß nicht, wann die erste Vorahnung kam. Nicht die Problematik, was zum Anziehen zu finden, weder die häuslichen…
Fürchtet euch nicht!
„Fürchtet euch nicht!“ – so schreit es mich an. Von zwei Seiten eines Kirchturms in der Aachener Innenstadt springt mir dieser Satz aus der Bibel ins Auge. Klar, direkt fällt mir die Weihnachtsgeschichte ein. Der Engel muss es auch vor der Geburtsszene von Bethlehem den Menschen sagen. Beim ersten Sehen habe ich den Satz abgehakt.…
Man in the mirror
Es war ein absolut geniales Wochenende! Mit den Visionauten und drei weiteren jungen Erwachsenen ging es das ganze letzte Wochenende darum, wie wir in dieser Welt etwas verändern können. Einen social impact setzen! Soziale Innovation war gefragt. Was sind dabei meine Talente, wo werde ich unruhig, wenn ich auf mein Leben, meine Welt, meine Arbeit,…
Goldene Schuhspitze
Konferenztage sind nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung, aber gestern starteten wir mit einem Impuls in einer Kapelle in Aachen. Wir bekamen den Auftrag uns den Raum dort genauer anzuschauen. Mein Blick blieb beim Altar hängen: Außen komplett schwarz lackiert, ein Quadrat, vier Seiten aus Holz, die Vorder- und Rückseite offen und die Innenseiten sind mit Blattgold…
Glaube, Liebe, Hoffnung, Mut
Ich gehe aus. Zumindest fühlt es sich so an — aus dem Familienmodus heraus. Sabberfreies Outfit, gutes Make-up, Rouge zur Feier des Tages. “Schön dass du mal raus kommst” sagt der Mann. Und ich muss schmunzeln. Sonntagabend ist Jugendkirchen-Zeit. Ich fahre nach Krefeld, um mit den Kollegen das fünfjährige Jubiläum der Jugendkirche Krefeld zu feiern. Bevor es…
Let’s talk about…
Manchmal wünsche ich mir wir würden mehr über Gott reden. Ich meine: Alle Welt redet über Sex. Unsere Welt, unsere Gesellschaft unsere Werbung ist voll davon. Aber von Gott zu reden fühlt sich heutzutage ja fast schlimmer an, es ist peinlich und irgendwie auch so ein bisschen esoterisch. Oder es hat diesen Beigeschmack von religiösem Fanatismus.…
Balsam in einem hektischen Moment
Wer pendelt, der ist oft im Stress. Das spüre ich in diesen Tagen am eigenen Leibe, denn für mein Studium an der Uni Köln fahre ich viermal wöchentlich von Aachen in die Rheinstadt. Um von Tür zu Tür zu kommen, muss ich einen Zug, eine U‑Bahn und zwei Buslinien nehmen. Fällt ein Bus aus oder…
Schienengedanken
Ich reise im Jahr schon ein paar Kilometer mit dem Zug runter. Zur Uni nach Frankfurt, zu Konferenzen nach Freiburg oder Münster, zum WDR nach Köln und privat zu vielen Leuten in ganz Deutschland. Da kommt schon einiges zusammen. Manch einer hat mich schon den Reisepfarrer genannt und ich habe auch daran gedacht einmal ICE-Seelsorge…
Strandpost: Lebensfeier
Vielleicht ist dies meine kürzeste Geschichte auf Raumrauschen. Gestern am Strand hielt ich Ausschau nach Muscheln und fand etwas ganz anderes. Einen Blumenstrauß. Die Blüten waren weg, nur das Grün war noch dran. Mit Draht gebunden. Recht frisch sogar. Erst wunderte ich mich. Hatte den jemand achtlos weggeworfen? Hatte jemand seinen Müll im Wasser entsorgt?…
Herbstzeitlose
Die Herbstzeitlosen in den Wiesen, das ist das Ende des Sommers. Ein Satz den ich im Jugendalter in einem Buch las und der mich immer irgendwie berührt hat. Er klang nach den letzten Sonnenstrahlen, nach Schönheit, nach Schwermut. In diesem Jahr lässt der Sommer sich nochmal Zeit zu gehen, trotzdem liegt ein Hauch von Herbst…
Es ist alles anders geblieben
Wie fühlt es sich an, ein Jahr weg von zu Hause zu sein? Kaum eine Frage hat mich in jüngerer Vergangenheit so beschäftigt wie diese. Ein Jahr lang – von September 2014 bis August 2015 – lebte ich als „Missionar auf Zeit“ in Simbabwe. Nie zuvor hatte ich meine Heimat Aachen für eine derart lange Zeit…
Staunen
Es kribbelt. Überall. Irgendwie kommt ein Gefühl von Sehnsucht auf. Vielleicht,weil ich viele Jahre im Sommer am Meer war. Der Bus rollt auf den Hafen zu und ich sehe: das Meer. Mit den ersten Schritten Richtung Anleger kommen die Erinnerungen wieder. Wir sind Meerurlauber, Muschelsammler, Strandspazierer, In-die-Wellen-Gucker in unserer Familie. Stundenlang kann ich am Meer…
Fehl am Platz
Es ist mein dritter Weltjugendtag. Nach Köln und Madrid, bin ich in Krakau wieder dabei. Diesmal weil ich für unser Bistum hier unterwegs bin und weil mich dieser Papst fasziniert. Ich war nie der Mensch für Massenveranstaltungen, aber Weltjugendtage haben mich immer beeindruckt. Wenn da junge Menschen aus so vielen Nationen zusammenkommen, die friedlich ihren…
Ich kam mit dem Wüstenwind
Was könnte man nicht alles tun, wenn man seinen Urlaub auf Balkonien verbringt? Neben Eisdielentreffs mit Freunden, Telefonflatrate voll ausnutzen, mal wieder in den Himmel gucken, gutes Essen und guten Wein mit besonderen Menschen genießen, habe ich mir einen großen Stapel Urlaubslektüre zugelegt. Zwischen Krimis, Comedy, Psychologie und Klassikern stieß ich auf eine Biographie die…
Scoute dich
Der Höhepunkt des Band-Auftritts ist “Africa” von Toto. Die Menge rastet aus. Samstagabend, Pfadfinderzeltplatz, Jubiläum. Mein Stamm wird 85 Jahre. Die Party ist der Hammer. Pfadfinder bin ich eigentlich damals nur geworden, weil meine Schwester dabei war und meine erste Gruppenleiterin wurde. Als Teenie hab ich dann aufgehört, anderes wurde spannender. Mit 18 haben sie…
Begegnungen der dritten Art
Griechenland 2016, es sind unsere Flitterwochen auf Rhodos. Die Sonne knallt erbarmungslos und wir düsen in einem gemieteten Cabrio um die Insel. Eigentlich wollten wir nur die gut ausgebaute Straße, welche um die Insel fährt nehmen, aber das Kloster Thari mit seinen byzantinischen Wandmalereien und kunstvollen Fresken aus dem 15 Jh. in den Bergen interessiert…
Dieser Weg…
Neulich hatte ich ihn wieder. Einen von diesen Momenten, die einen früher oder später immer einholen. Einen von diesen Momenten, in denen man merkt, dass gewisse Sachen nicht zu hundert Prozent beherrschbar sind. Es geht mal wieder ums Thema Abschied. Seit September 2015 heißt meine Heimat auf Zeit Simbabwe. In den vergangenen neun Monaten hat…
Finsternis
„Tisch 102?“ Sind das wir? Ach ja, sie hat es uns eben an der Kasse gesagt. Wir sind Tisch 102. Wir gehen los… „Hey! Ich bin Mahmut!“ Wir stellen uns vor. Mahmut sieht uns an. Oder auch nicht? Mahmut ist blind. Wir gehen heute „finster essen“! Den ganzen Tag ist mir schon flau im Magen.…
Müßiggang
Ich kann nicht schreiben. Wieder mal. Schottland- Urlaub, Fülle von Eindrücken, voller Kopf, volles Herz. Aber nichts gut genug, um drüber zu schreiben. Es ist leichter zu schreiben, wenn die Seele Luft braucht, wenn etwas aufwühlt, ärgert, berührt. Und eigentlich will ich diese Zeilen jetzt schon wieder löschen. Nicht gut genug. Spricht doch keinen an.…
„Ich wäre fast gestorben …“
Ich weiß nicht, wie oft ich in diesem, meinem Leben schon gestorben bin. Jedenfalls ist die Zahl meiner Aussage „Ich wäre fast gestorben“ in lebhaften Unterhaltungen mit meiner Freundin Annette nicht mehr nachzählbar — und trotzdem lebe ich noch. Es sind ganz verschiedene Momente in meinem Leben, die ich meiner Freundin dann berichte und die dann mit…
Herr, gib mir Geduld – aber flott!
Der letzte volle Tag meiner Exerzitien. Ich bin voll drin im Rhythmus. Schweigen, meditieren, spazieren, beten, singen, Stille halten. In diesem Schwung wollte ich heute zur Vesper gehen und dann das! Eine ganze Reisegruppe war mit dabei. Erst staute es sich vor der Kirche und dann auch noch im Schneckentempo. Die Reisegruppe war im Durchschnittsalter…
Von Zuversicht, Mut und Vertrauen
Wir neigen oft dazu, nur das Schlechte zu sehen. So geschehen auch an jenem Sonntag. Die Leute in der Kirche sind beunruhigt und haben Angst. „Ist das ein Zeichen, womöglich eine Strafe Gottes?“, fragt einer. „Müssen uns fürchten?“ wirft ein zweiter ein. Ein dritter zählt Parallelen zu einem ähnlichen Vorfall auf, bei dem sogar Menschen…
Filmreif
Ich rede nicht gern über uns. Na klar, über ihn, über mich. Aber über das zwischen uns? Ungern. Vielleicht weil ich erfahren musste, dass Liebe, so groß sie auch sein mag, manchmal zerbricht. Dass sie Existenz in Frage stellen kann. Dass sie so wehtun kann, dass der Schmerz ein Begleiter deines Lebens wird, über Jahre…
Spießertum adé
Letzte Woche Mittwoch, späterer Nachmittag. Ich tippe die Telefonnummer ein, die ich mir auf einem kleinen Blatt Papier notiert habe. Warten. Es wählt, die Leitung ist frei. Warten. Dann ein Knacksen. Auf der anderen Seite des Apparates meldet sich jemand, der heute offenbar mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Ich grüße herzlich zurück und stelle…
Eine Osternacht
Dieses Jahr ist alles anders. Keine österliche Liturgie. Das scheitert am verschnupften Kind und am fehlenden Babysitter. Am Gründonnerstag gehen wir essen. Mit meiner ältesten Freundin. Danach sitzen wir bei uns bei Whisky und Rotwein. Und während die Herren bald fachsimpeln über dieses und jenes, schwelgen wir in Erinnerungen. 30 Jahre Freundschaft. Wir schauen alte…
Kino im Kopf
Paris // Musee d’Orsay Ich stehe in der Galerie des Museums in Paris und schaue auf die Menschen unten in der Halle herunter. Schüler, die lustlos zwischen den Statuen und Bildern hergehen. Die üblichen Asiaten, die die großen Meisterwerke sammeln, indem sie sie auf den Chip und in die Facebook-Timeline ihres Handy laden. Ältere Menschen, mit…
Wertschätzung
Eben hat’s mir den Tag verhagelt. Nichts ahnend bremse ich vor der Bank, steige aus, da brüllt es aus einem vorbei kommenden Auto: “Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?”. Schwups und weg und ich stehe völlig entgeistert vor der Frage, was in aller Welt jetzt nicht mein Ernst gewesen sein soll. Gut, ich stehe dort,…
Hasental. Ich?
Schon bald werde ich an einer neuen Schule anfangen. Kaum ausgehalten habe ich das Warten auf die Nachricht, wo es mich nun hin verschlagen soll. Dann kam sie, die E‑Mail, in der von einer Schule in – nennen wir den Ort an dieser Stelle – Hasental, die Rede war. Ungefähr drei Tage lang konnte ich…
Heimat ist (m)eine Muttersprache
Als Priester sind wir ständig am Reden. Verkündigung soll es dann sein. Mir kommt es oft wie Logorrhoe vor: Wortdurchfall! Reden, reden, reden — ohne Ende. Und alles kann doch nicht nur Verkündigung sein… Oft frage ich mich dabei was die Menschen wohl von mir denken, wenn ich immer reden muss bzw. sie mich immer hören müssen.…
Federleicht und schokoladenschwer
Der Soundtrack meines Lebens ist wohl im Jahr 1994 geboren worden. Da war ich gerade einmal 11 Jahre alt und er ging in meine Gene und mein spirituelles Erbgut über. Nur eine kleine Folge von Sequenzen, von Bildern mit Musik unterlegt sollte mich verfolgen, prägen, näher zum Leben führen: federleicht und schokoladenschwer. Da fliegt eine…
Autobahn-Vollrausch
Und wieder so ein Vollrausch auf der Autobahn. Die Strecke zwischen Mönchengladbach und Aachen scheint es in sich zu haben – zumindest für mich. Diesmal bin ich aber nicht allein unterwegs, sondern mit einer Bekannten. Sie berichtet von vielen Um- und Abbrüchen in ihrem Leben und ich, ich sehe mich gerade selber auf der Überholspur.…
Geburtstagsgedanken
Ich hatte Geburtstag vor ein paar Tagen. Am Abend lag ich völlig erschlagen im Bett, obwohl ich die Feierei schon sehr reduziert hatte. Und die Melancholie machte sich breit und ich haderte mit dem Alter, dem grauen Haar, das ich wieder entdeckt hatte und der Zeit, die mir davon lief. Ich wollte nie zulassen, dass…
Zeitreise
Als ich heute beim Bäcker war, bin ich in die Vergangenheit gereist. Nichts ahnend zahlte ich meine Teilchen, da stand eine zierliche ältere Dame neben mir, die eine Tüte vergessen hatte. Ich grüßte, sie ebenfalls. Wiedererkennen bei mir, ich grüße nochmal. Jetzt schaltet sie auch. Wir strahlen uns an. Es ist über zehn Jahre her,…
Musik im Kopf
Ich höre gern Musik. Und wirklich viel. Aber manchmal, da reicht die Musik in meinem Kopf. So wie jetzt. Mein ganzes Ich ist eine einzige Symphonie aus Glück und Dankbarkeit. Mit keinem Lied will ich sie stören, überdecken. Nur dasitzen und sie genießen. Wie lange habe ich gewartet? Gehofft und die Hoffung aufgegeben. Vertraut und…
Option 08/15?
Seit 5 Jahren bin ich nun verheiratet. Mit einem wundervollen Mann. Er ist katholisch. Kennengelernt haben wir uns 2004 in Taizé. Unsere Hochzeit war ein rauschendes Fest, das bis heute nachhallt. Mittlerweile haben wir zwei liebenswerte Kinder. Ach ja, so soll es sein, nicht wahr? Oder doch nicht? Als wir neulich mit Freunden am Küchentisch saßen…
Komm und Sieh
Ich habe mal wieder mein ganzes Leben in Kartons verpackt: Umzugskartons. Denn ich ziehe wieder einmal um. 13 Mal habe ich das schon in meinem Leben getan, mal über Ozeane hinweg, über Landesgrenzen oder auch einfach nur einen Stadtteil weiter. Als ich davon gestern einer ehemaligen Kollegin aus meiner Kaplanstelle erzählte, sagte sie zuerst erfreut:…
Eine Polin für die Oma & Willst Du das haben?
Im August erfuhr meine Oma, dass sie wieder an Krebs erkrankt war. Irgendwie dachten wir alle: „Oh nein, schon wieder.“ Sie wirkte noch sehr fit, reiste im Juli noch nach Aachen, um bei der Taufe ihres zweiten Urenkels dabei zu sein. Und irgendwie waren wir doch alle darauf eingestellt, dass sie auch dieses Mal wieder…
Nostalgie
Wie oft stecke ich doch immer wieder in der Vergangenheit fest? Der Satz, den ich am meisten hasse ist: Das war doch immer schon so! Mir liegt dann immer auf der Zunge, dass nur immer schon so war, dass die Sonne auf- und untergegangen ist. Wir Menschen sind Perfektionisten der Nostalgie, der Nostalgisierung. Wir verpacken…
Morgen, Kinder, wird’s was geben
Wie bitte?, fragt sich der geneigte Leser bei dieser Überschrift. Weihnachten ist doch vorbei, bis es wieder was gibt, dauert es noch lang. Beides stimmt. Aber für mich endet Weihnachten erst heute, am Dreikönigstag. Heute findet das letzte Weihnachts-/Adventssingen im Kreise meiner Familie statt. Wo bei anderen schon längst die Bäume aus dem Fenster geflogen…
Weihnachten in Afrika, „Forrest Gump“ und eine wunderbare Botschaft
Ob „Süßer die Glocken nie klingen“, „Leise rieselt der Schnee“ oder „Stille Nacht, heilige Nacht“: All diese Weihnachtslieder haben eine Gemeinsamkeit. Sie beschreiben Weihnachten als besinnliches, andächtiges und in diesem Rahmen durchaus fröhliches Fest. Kaum einer würde hierbei wohl widersprechen, kaum einer in unseren Breiten wird Weihnachten in den letzten Jahren nicht so erlebt haben.…
Glaube der drei Kräfte
Schlaue Männer sprachen von drei Seelenkräften: Ich, Über-Ich und Es. Kräfte, die mich dynamisieren, mich phantasieren lassen, jubilieren, dramatisieren und fabulieren, aber auch depressieren und verlieren. Ich aber glaube an drei andere, an drei Glaubenskräfte. Kräfte, denen mein Gott drei Namen gegeben hat: Jakobus, Petrus und Paulus. Ja, ich trage drei Namen, drei Kräftenamen, die…
Vom Paradies noch weit entfernt
Wenn ich in Simbabwe auf meine Heimat Deutschland angesprochen werde, habe ich oft das Gefühl, es handle sich um das Paradies schlechthin. Deutscher Fußball ist ein Traum. Der deutsche Arbeitseifer, die Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Produktivität erscheint vielen als erstrebenswert. Das gesamte System, die Politik und auch die Kanzlerin gelten als populär. Man könnte fast meinen,…
Mein Soundtrack im Advent
Früher war ich in Sachen Musik im Advent, wenn ich sie selber beeinflussen konnte, total puristisch. Da durfte in keinem Lied schon von Weihnachten die Rede sein, und wehe, dass Kind wurde darin schon geboren. Das ging gar nicht. Die vier Wochen Vorfreude und Staunen, dass Gott Mensch wird, hatten ganz klar ihre eigenen Lieder.…
Menschenfischer
Harald ist mein Lieblingskollege. Schon immer. Als ich vor fünf Jahren angefangen habe, als Jugendbeauftragte zu arbeiten, war er es, der mich an die Hand nahm und erzählte. Von seiner Vision von Kirche. Er steckte mich an. Als wir unser Jugendkirchen-Projekt begannen, ahnten wir nicht wie wenig und zugleich wie viel wir erreichen sollten. Das…
Gefixt werden
Und wieder so ein Konzert-Flash. Diesmal von einer Kollegin – evangelisch, aber wortgewaltig! Grandios! Und hier höre ich die Weihnachtspredigt schon zwei Wochen vor dem eigentlichen Fest. Sie spricht vom Firmament, den Sternen, den Weisen aus dem Orient, die sie liebevoll die „drei magischen Frühesoteriker“ nennt. Und dann verbindet sie es mit einem Lied: I will…
Mein Gott darf kein Dirigent sein
Wie sehr habe ich mich auf dieses Konzert gefreut: Beethovens Dritte – Philharmonie Essen – ein tolles Orchester und ein mir unbekannter Dirigent… Diesmal konnte ich von der Seite auf den Dirigenten schauen und etwas verwunderte mich. Kein Stock! Ne, das hatte ich schon einmal gesehen… Kein Frack! Auch das war schon gewesen… Dann machte…
Bananenmatsche
Der Kleine (elf Monate alt) klemmt unter meinem linken Arm, ein Stück Banane in der Hand. Der Große (drei Jahre alt) liegt vor mir auf dem Bett und will, dass besser in dieser als in der nächsten Sekunde sein Film anfängt. Ich, Mama und unverbesserlich im Denken dieses einen Gedanken: Ich krieg das hin –…
Das kann nur der Advent
Ich geb’s ja zu — der Advent lässt mich dieses Jahr ganz schön hängen. Das ganze Jahr fiebere ich ihm entgegen und dann kam er viel zu schnell. Nichts dekoriert und auch keine Muße dazu. Schließlich lustlos alles aufgestellt. Aber das Herz war nicht mit dabei. Heute ist schon der zweite Advent. Nikolaus noch dazu. Ich schwelge…
Wo kommt denn das Kind her?
Am Sonntag hatten wir in der Pfarre den jährlichen „Weihnachtsbasar“. Sechs Kinder vom Kinderdorf und ich haben da ein kleines Krippenspiel vorgeführt, unterstützt von unserer Reitlehrerin Vera. Um es vorweg zu nehmen: es hat uns großen Spaß gemacht! Traditionell haben wir eine Krippe mit lebenden Schafen (ausgeliehen von einem Gemeindemitglied) und dem Kinderdorfesel Stanley. Unsere…
How is Simbabwe?
Wie fühlen sich knapp drei Monate Simbabwe an? Oft wurde mir diese Frage in den letzten Wochen gestellt. Von Freunden in Deutschland und von meinen neuen Bekannten in Simbabwe gleichermaßen. In den ersten Tagen kannte ich auf diese Frage nur eine Antwort. „Very different to Germany“. Inzwischen würde ich nicht mehr so salopp antworten. Natürlich…
You’ve Got the Love
Manchmal ist der Akku leer. Bei jedem von uns. Wir powern durch, wir brennen, wir engagieren uns. Wir geben hundertfünfzig Prozent. Und dann kommt er doch, der Moment in dem die Erschöpfung überhand nimmt. In so Momenten sind mit Sicherheit schon zahlreiche Jobs gekündigt, Ehrenämter beendet, Partner verlassen worden, Freundschaften gescheitert. Aktuell reicht es schon…
Flagge zeigen …
Gerade ärgere ich mich über mich selbst. Naja, vielleicht bin ich auch nur über mich selber verwundert. Nach den Anschlägen in Paris hat mir Facebook eine neue, wunderbare Option angeboten: Temporär kann ich mein Profilbild mit der französische Nationalfahne hinterlegen lassen. Ich habe drei Minuten gezögert und es dann getan. Jetzt prangt mein Sommerbild aus…
Ver-rückte Welt
Eben saß ich noch neben einem bärtigen blau-weißen Einhorn im Bus. Normalerweise nehme ich am Mittwochmorgen immer den Bus. Die 13B in Richtung Ehrenmal. Denn am Mittwoch ist um 8 Uhr Schulmesse. In der Regel treffe ich im Bus aber auf verschlafene Schüler und Studenten, gelangweilte Menschen auf dem Weg zur Arbeit, Musik aus Kopfhörern, Smartphonesymbiosen…
525.600 Minuten
… solange dauert genau ein Jahr. Oder 365 Tage, vier Jahreszeiten, zwölf Monate oder zwei Zeitumstellungen. Das ist uns geläufig und lernen wir bereits als Kind. In dem Musical Rent fragt sich eine Gruppe junger Erwachsener, in welchen Einheiten man ein Jahr eventuell noch messen könnte? In erlebten Sonnenuntergängen? Getrunkenen Tassen Kaffee? Lachen? Streit? Feste?…
Was kann ich eigentlich?
Manchmal überkommt mich diese Frage… Eigentlich habe ich ein recht selbstbewusstes Auftreten – das wird mir zumindest zugesagt. Und es gibt Menschen, die mir eine innere Stärke und einen eigenen Stand zusprechen. Aber es gibt diese Momente, in denen ich mich einfach nur in eine Ecke verkriechen will, weil jemand mit seinem Talent nur so protzt…
Über Blätter
Ich sah ein Blatt vom Baum fallen, neulich auf einem Spaziergang. Ich behaupte zwar in jeder Jahreszeit, sie wäre mir die Liebste, aber mal ehrlich, nichts kommt dem Herbst gleich. Und der goldene Oktober machte es mir dieses Jahr auch besonders leicht, bei stundenlangem Wandeln unter seinen Sonnenstrahlen. Der Herbst ist wohl von jedem geliebt,…
Tradition
„Wir müssen zurück zur Tradition – zur Lehre der Kirche vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil!“ So schrieb eine Frau empört in einer facebook-Diskussion. Da schien eine Menge an Gefühlen mitzuschwingen, wer weiß, was für Verletzungen sie erlebt hat. Dennoch: zu der pauschalen Aussage, das II. Vatikanum habe die Tradition der Kirche gebrochen, will ich nicht…
The power of love and the power of god
Wer schonmal richtig verliebt war weiß, wie absolut abgefahren dieses Gefühl ist. Wenn man überschäumt vor Freude, wenn man alles nur positiv sieht, voller Leben ist, man die Welt umarmen will und nur noch lachen mag. Für mich ist es eines der schönsten Gefühle, die wir hier auf Erden als Menschen erfahren können. Ich liebe es,…
Taufe mit fast 90
W. ist fast 90 und W. möchte getauft werden. Das war der ganze Sachverhalt. So überraschte mich eine Bestatterin aus Aachen und fragte, ob ich mich mit W. nicht einmal treffen möchte. Ich war ehrlich gesagt etwas verwundert über diese Anfrage, aber fand sie ebenso spannend. Ein 90-Jähriger möchte getauft werden und die Geschichte landet…
Nächstenliebe mit Berührungsängsten
Neulich kam es auf facebook zu einem interessanten kleinen Wortwechsel. Es ging darum, ob wir einen Unterschied zwischen den christlichen und den muslimischen Flüchtlingen machen. Ich sage: natürlich ist da ein Unterschied. Die einen sind Christen und die anderen sind Muslime. Das ist ein gewaltiger Unterschied, tun wir doch bitte nicht so, als wäre da…
Beim Namen gerufen.
Gestern gab’s den Clubausweis. Mein Sohn wurde getauft. Früh mit sechs Wochen, aber irgendwie war das immer wichtig für mich und schon seit Monaten Thema. Er war noch ein Haufen Zellen, da gab es eine Idee davon, wer die Paten werden sollten. Ich kann selber nicht genau sagen, warum. Vielleicht, weil es sich irgendwie richtig…
Abschied, Aufbruch und Ankunft.
Der Moment, in dem sich die Schranke geöffnet hatte, war der mit Abstand schlimmste. Denn er bedeutete Abschied. Abschied – das ist für mich ein grässliches Wort. Sich von Dingen zu lösen, die man mag, fiel mir schon immer schwer. Aber jetzt führte kein Weg mehr daran vorbei. Ich legte meinen Reisepass und meine Bordkarte…
Knast-Mahlzeit
Alles, was ich weiß ist, dass ich an der Pforte der JVA meinen Personalausweis abgeben muss und mein Handy besser daheim lasse. Und natürlich auch, dass wir uns begegnen werden: Acht von draußen und acht von drinnen. Aber wer da sitzen wird und wer von außen mit mir rein kommen darf, das weiß ich nicht.…
Mittendrin statt nur dabei
Völlig kaputt und müde stehe ich am Bahnsteig des Würzburger Hauptbahnhofes. Der Zug ist pünktlich. Der ICE von Wien nach Hamburg soll mich zumindest bis Frankfurt bringen. Wütend steige ich in den erstbesten Waggon ein, da alle Anzeigen außen am Zug ausgefallen sind und mein erster Blick in den Zug verrät mir, dass auch die…
Guter Hoffnung
Alles wird sich ändern. Dieser Satz ist auf der Hitliste der ungefragt erteilten Kommentare meiner letzten zehn Monate ganz weit vorne. Dicht gefolgt von “Ach, die Kilos nimmt man doch gerne zu”, “In deinem Zustand solltest du nicht …”, “Ach, das wird aber schwer für den Hund …” und so weiter. Hinzu kommen ungefragte Bauch-Grapscher,…
Ein Jahr Simbabwe. Ein Jahr was? Simba… ?
Genau. In wenigen Wochen werde ich für ein knappes Jahr nach Simbabwe aufbrechen. In ein Land, mit dem in unseren Breiten wohl nur wenige etwas anfangen können. Wo genau liegt es denn nun, dieses unbekannte und unaussprechliche Simbabwe? Geht man von uns aus etwa 11.300 Kilometer Richtung Süden, ziemlich gradlinig, dann kommt man irgendwann in…
Momentaufnahme
Schon am nächsten Morgen weiß ich nicht mehr, warum genau er nachts um halb zwölf plötzlich vor meiner Tür stand. Langeweile hatte uns einen Filmabend aufgedrängt, so spontan, dass er erst spät begann. Als der Film vorbei is,t noch ein bisschen Smalltalk. Und dann, völlig ahnungslos, treffe ich genau ins Schwarze mit dem “Wie geht…
Meine Mitlebe-Zeit
Seit knapp einem Jahr bereite ich mich vor, um ab August ein Jahr in Afrika zusammen mit der SVD ein „Missionar auf Zeit“-Jahr zu machen. Seit dem ersten Feriensonntag bin ich im Kloster, um mich vorzubereiten. Ich lebe zusammen mit den Steyler Missionaren in ihrem Mutterhaus in Steyl. Das Motto der MaZler, „Mitleben, Mitbeten und…
Auf der Straße beten
Einmal im Jahr nehme ich mir 4 – 7 Tage Zeit und widme mich Fragen, die im Alltag schon mal untergehen. Ist meine Liebe, die die Grundlage meiner Arbeit als Theologin in dieser Kirche ist, noch lebendig? Lebe ich noch aus der Liebe Gottes zu mir? Oder bin ich kleingeistig geworden, abgelenkt von dem, was ihm und…
Traut euch!
Gestern Abend, fünf vor sieben. Eigentlich wäre es noch einmal Zeit für einen schönen Kinoabend gewesen oder einfach Nachrichten gucken. Aber ich krame die Zeitungen vom Tisch, denn es hat sich ein Brautpaar angekündigt. „Wir wollen heiraten“, sagte Frau Schneider am Telefon. Also starteten wir das normale Prozedere: „Getauft?“ „Ja.“ – sehr gut dachte ich…
Dies ist heiliges Land
Manchmal gibt es diese Momente – dann wenn es einem bildlich gesprochen die Schuhe auszieht. Oder ganz real. Wenn ich zum Beispiel zu einem Taufgespräch eingeladen bin und sehe, dass die Gastgeber keine Schuhe tragen, dann biete ich auch an, meine Schuhe auszuziehen. Aus Respekt vor der Gepflogenheit der Menschen die dort wohnen und leben.…
Lonely Hearts: Nachtgedanken eines Priesters
Manchmal überfährt mich dieser Moment. Eiskalt und urplötzlich. Gestern wurde ich wieder so geflasht und dann lässt es mich nicht mehr los. Lange hatte ich auf das Konzert gewartet: Sting. Der Altmeister. Auf der Fahrt nach Mönchengladbach habe ich die CD schon lautstark im Auto mitgehört. Und gesungen, gegröhlt, ein Rausch. Wenn die Musik mich…
Heimat es …
Der echte Karnevalist hört Karnevalsmusik auch bei 40 Grad im Schatten und auch schon mal acht Monate vor der nächsten Session. So ist das nun mal. Und so laufe ich mit „kölsche Tön“ in den Ohren vom Büro nach Hause und höre dieses wunderbare Lied von den Paveiern: „Heimat es jo nit bloß e Woot nur“.…
Sternenkind
Manchmal spürt man das, wenn Unheil sich ankündigt. Winzige Nuancen einer Ahnung, die einen nicht mehr los lassen. So war es auch, als eine liebe Freundin mir vor wenigen Wochen sagte, dass sie jetzt vorerst liegen müsse, weil es um ihre Schwangerschaft nicht so gut bestellt wäre. Als gestern ihre SMS kam, wir sollten vor…
Ich mach mein Ding!
Endlich ist es geschafft, das Schuljahr hat wieder einmal sein Ende gefunden und alle Schülerinnen und Schüler sind – hoffentlich – in ihrem wohl verdienten Urlaub angekommen. Und auch ich darf zumindest kurz einmal die Beine hochlegen, die Fülle an Abschlussgottesdiensten in die Aktenordner einheften, bevor es mit den Einschulungsgottesdiensten wieder munter weitergeht. Dieses Jahr…
Wackelzahn
Manchmal ist es ganz schön schwierig, in der Kirche ernst zu bleiben. Auch wenn es eigentlich um tiefere Dinge geht… Ich erzähl mal der Reihe nach: Heute in der Messe bin ich wie üblich zur Kommunion gegangen. So richtig können wir Menschen ja nicht verstehen, welches Wunder dort passiert, aber wenigstens versuchen wir es. Gott…
Ich bin ein Filet – äh, ein Viele!
Na, was denn jetzt? Den einen bin ich vielleicht ein Filet, den anderen ein Viele … Im Studium und in der Ausbildung wurden wir gepäppelt und behütet. Gerade so als wären wir eine aussterbende Rasse oder ein Tier auf der roten Liste. Das traf ein wenig auf mich als junge Generation zu, denn wir sind…
Heilige Orte
Am 17. Juni hat in Charleston, USA, ein 21jähriger Weißer an der Bibelstunde einer Methodistengemeinde teilgenommen und anschließend offenbar aus rassistischen Motiven neun der schwarzen Gemeindemitglieder erschossen. Fast zur selben Zeit, in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni, verübten am anderen Ende der Welt jüdische Fundamentalisten einen Brandanschlag auf das Kloster in Tabgha,…
Tage wie diese
Eigentlich hatte dieser Blogeintrag ein völlig anderes Thema. Und dann lief mal wieder alles schief. Willkommen in der Schleife, in der nichts gelingt. Ich neige nicht zu Pessimismus, aber heute ist so ein Tag, da sagt mir mein Gefühl, dass eine Regenwolke über meinem Kopf hängt und sich mal so richtig ausregnet. Montag war noch…
Wut
So langsam macht es mich wahnsinnig. Schon während meines Theologie-Studiums und dann auch zur Diakonen- und Priesterweihe gab es immer wieder diese Unterstellung: Wie finden Sie den Mut, in dieser schwierigen Zeit für die Kirche den Weg als Priester gehen zu wollen? Unglaublich! Vor wenigen Tagen war im Aachener Dom wieder Priesterweihe und auch dort…
Schwestern wie ich
“Wenn es mehr Schwestern wie Sie gäbe, würde ich aus der Kirche austreten!” Zugegeben: Ich habe mich daran gewöhnt, dass der Umgangston im Internet rau ist, aber so etwas hatte mir auch dort bis dahin noch niemand gesagt. Eine billige Retourkutsche lag mir schon auf der Tastatur, zum Glück konnte ich sie mir verkneifen. Stattdessen…
Mit allen Wassern gewaschen – Pfingsten anders
Unser Gott ist wohl mit allen Wassern gewaschen! Dabei sind so viele Christen doch Landratten. An Land ist es sicher, trocken und behaglich. Hier kann ich meine Hütte bauen und mein Leben gut leben. Daneben steht aber immer wieder ein bewegteres Bild. Ein Kirchenschlager des letzten Jahrhunderts sagt es so: Ein Schiff, das sich Gemeinde…
Tot!
Andy ist tot! Eigentlich habe ich Andy nie richtig kennen gelernt – seine Lebensgeschichte, seine Erfahrungen auf der Straße und was er da so Tag für Tag erlebt hat. Er saß aber immer draußen in der Bonner Fußgängerzone. Immer an der gleichen Ecke. Immer umrahmt von frischen Blumen oder auch ein paar Topfpflanzen. Andy kam…
Ohne Filter
Letzte Woche auf einer Party: Ein Bekannter erzählt mir, er hätte letztens erfahren, dass es Apps gibt, mit denen man attraktive Singles im Umkreis von 300 Metern suchen kann. Er selber, Kind der 60er Jahre, war davon total erschüttert. Dass er sein Smartphone selber viel nutze, auch soziale Medien, ja. Aber er würde sich immer…
Save our Souls
“Maike, ich würde dich gern auf einen jungen Nigerianer ansetzen.” “Aber gern. Was macht er denn hier?” “Er ist ein Flüchtling.” Ich traf Amaru* das erste Mal am Ostermontag im Gottesdienst. Am Nachmittag saß er bei uns auf der Couch und erzählte in gebrochenem Englisch seine Geschichte. Dass sein Vater gelähmt und arbeitslos, seine Schwester…
Because I´m happy …
Ja, ich bin gerne Priester. Nach fast 5 Jahren kann ich sogar sagen: mit Leib und Seele. Mir macht mein „Job“ richtig viel Spaß! Ganz bestimmt waren die letzten 5 Jahre nicht durchgehend ein großes Freudenfest und eine Party. Aber es gab immer wieder Momente, die mich auf meinem Weg bestätigt haben. Und ja, ich bin glücklich!…
Schluss mit Orgeln!?
Herrlich! Draußen erwacht die Natur, die Sonne scheint, ich bin vollgepackt mit Frühlingsgefühlen und ich habe ’ne Bombenstimmung. Sogar, wenn ich zu Terminen fahre, die ich eigentlich nicht so mag. Dann mache ich die Fenster in meinem Auto auf und cruise mit meinen Lieblingssongs aufgedreht durch die Straßen Krefelds. Da kann es schon mal was…
Aachener Ansichten
Wie sehe ich eigentlich meine Stadt? Die Stadt, in der ich arbeite und lebe, einkaufe und schlafe, ins Kino gehe… Der Ort, von dem ich auch gerne wegfahre und zu dem ich zurückkomme. Oft sehe ich meine Stadt aus unterschiedlichen Perspektiven: Wenn ich mit dem Zug nach Aachen reinfahre und ich das Panorama von Dom,…
Auferstehung
Die Osternacht 2011 verbrachte ich in der psychiatrischen geschlossenen Abteilung. Hatte eigentlich geplant, in die Messe zu gehen und dann überrannte mich das Leben und auf einmal konnte ich nicht mehr aufhören zu weinen. Eine Freundin brachte mich schließlich hin, da sie sich nicht mehr zu helfen wusste. Ich habe wenig Erinnerungen an diesen Abend,…
Karfreitag.
Seit ich im Kloster bin, feiere ich ihn anders als früher. Morgens ist die Liturgie streng und düster, angelehnt an die jahrhundertealten dominikanischen Traditionen. Die Feier um 15:00 Uhr dagegen passen wir etwas an, denn wir leben mitten in unseren Kinderdörfern und möchten, dass möglichst auch unsere Kinder und Jugendlichen verstehen, worum es geht. Die…
Kompromisse im Reich Gottes
Nun sind die Frühschichten in der Fastenzeit für unsere Jugendlichen schon vorbei. Nächste Woche sind die meisten von ihnen unterwegs. Zum Abschluss haben wir noch einmal überlegt, wie wir denn jetzt weitermachen, mit unserem neuen Blick auf die Welt. Wir haben erkannt und sind jetzt aufmerksam dafür, dass unser Konsum das Leben von Menschen in weit…
Strukturen
Das Echo dröhnt in unseren Köpfen: “Das Arbeiten wird leider durch fehlende Strukturen auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt”. Die heutige Teamkonferenz ist mehr als ernüchternd. Eigentlich brennt’s überall. Der Fehler liegt im System, in dem wir arbeiten und in den Strukturen, in denen wir uns bewegen, der Institution Kirche. Dass wir mit ungenügenden personellen…
Die Welt ist eine Insel
Zwei Namen in den Nachrichten ließen mich vor ein paar Tagen aufhorchen: Vanuatu und Tuvalu. Zwei Inselstaaten im Südpazifik. Zyklon Pam hat ihnen und weiteren Inseln schwerste Schäden zugefügt, das genaue Ausmaß ist noch unbekannt. Doch die Auswirkungen auf Mensch und Natur sind verheerend. Die Namen der Inselstaaten waren mir aus einer BBC-Doku-Reihe über den…
Neulich in Düsseldorf
Typisch Düsseldorf — mein erster Gedanke, als eine Freundin und ich die Hundewiese am Düsseldorfer Nordpark betreten. Vor uns da: Ein älterer Herr, dessen adeliges Understatement durch Tweed-Anzug und Lodenmantel dezent unterstrichen wird. Wobei mir als geborene Meeebuscherin sicherlich kaum zu steht, solche Aussagen zu tätigen. Ich kenne sie alle: Die wirklich Wohlhabenden (meist sympathisch) und die,…
Versuchung
Seit dem 1. September 2014 habe ich ein schönes Büro für die Berufungspastoral. Es liegt etwas im Schatten, aber eben im Schatten des Aachener Domes. Das ist eine Toplocation in unserer Stadt. Ich muss nur aus der Tür meines Büros herausgehen und schon sehe ich das touristische Haupthighlight der Stadt. Dann sehe ich auf über…
Kinoerfahrung – die Zweite
Samstagabend war ich im Kino. Dieses Mal hat mich das Oscarfieber nicht ganz so sehr gepackt, aber diesen Film wollte ich sehen: The Imitation Game. Die Biografie von Alan Turing fasziniert mich schon seit langer Zeit und die Geschichte über die Kriegswende durch die Erfolge seines Teams halte ich für epochal. Wer weiß, wie unsere…
Sei hier Gast
Die Rückkehr nach Lappland war insofern erschreckend, dass viel weniger Schnee lag als vor fünf Jahren. Sicherlich um Längen mehr Schnee auf einem Haufen, als der Durchschnitts-Rheinländer in seinem Leben sieht, aber doch: wenig Schnee für finnische Verhältnisse. Nach dem Studium hatte ich drei Monate knapp unter dem Polarkreis als Au-pair in einer finnischen Familie…
Kinoerfahrung – die Erste
Der schnelle Blick am Freitag Abend in die Nachrichten schockte mich! Er war tot – der Großmeister des Friedens, des langen Lebens und der Logik. Mr . Spock is dead! Naja, vielmehr Leonard Nimoy. Der nach nur drei Jahren Serie und wenigen Kinofilmen Sinnbild eines Vulkaniers geworden ist. Für Star Trek habe ich dem Sportverein…
Schreibblockade
Da war sie wieder und grinste mich höhnisch an, von der anderen Seite des Schreibtischs. Eigentlich jedes Mal, wenn ich einen Gedanken daran verschwendete, meinen ersten Blog-Eintrag zu verfassen. Ich fing an zu schreiben, sobald es mir flüssig von der Hand ging. Worte liebte ich, ich verlor mich in ihnen, ich war in ihnen und…
Mut zur Lücke
Vor ein paar Tagen hatte ich mal wieder die Gelegenheit alte Papierstapel zu durchforsten und auszumisten. Wie sich herausstellte, hatten sich in einem stillen Winkel einige Ordner mit Material und Unterlagen aus dem Studium angesammelt, das nun schon ein paar Jahre hinter mir liegt. Ich gebe zu, ich habe nicht lange gebraucht, um sie durchzusehen…
Das Krokodil und die Hexe
Das kleine Krokodil neben mir ist von meinem Zauberstab fasziniert: “Woraus ist der?” will es wissen. Wir stehen zusammen mit einem Löwen, einem Eisbär, einem Elefanten (alle gezähmt oder wenigstens gut drauf), einem Fisch, einem Pinguin, zwei Fußballern, einem Zauberer und Batman am Straßenrand und warten darauf, dass der Rosenmontagszug losgeht. Ich bin sehr stolz…
Auferstehung 2.0
Die Grabeskirche ist für mich der Ort, an dem ich die meisten Probleme habe die biblische Geschichte ins Heute zu übersetzen. Nichts erinnert an das, wie ich mir dieses Grab und auch den Fels Golgata vorgestellt habe. Beide sind umbaut, verbaut, bebaut. Beide sind durch die Konfessionen und die Geschichte verstellt, umstellt und auch „entstellt“.…
Eintauchen
Kurz vor dem Toten Meer ist er nur noch ein Rinnsal: der Jordan. Trotzdem scheint er viele Menschen in der judäischen Wüste noch magisch anzuziehen. In El-Maghtas stehen viele orthodoxe Christen in Badeklamotten und einem weißen „Taufkleid“. Sie tauchen unter in die braunen Wasser des vielleicht knapp sechs Meter breiten Jordan. Ich würde da nicht…
Seeerlebnis
Auf zwei Orte freue ich mich bei Israelreisen besonders: Jerusalem und den See Genesareth. Diese zwei Orte könnten nicht weiter voneinander entfernt liegen. Der See liegt ruhig zwischen Hügel und plätschert oder bewegt sich schon einmal im Sturm und Jerusalem brodelt, kocht zwischen den Pilgergruppen und den heimischen Arabern und Juden. Kein Wunder, dass Jesus…
Schweinehund
„Der Weg ist das Ziel!?“ Pustekuchen! Heute musste ich mich wirklich überwinden. Die letzte Strecke zum See hätte ich leichter nehmen können, aber irgendwie ging es nicht. Ich wollte nicht mehr gehen. Eine Blase am linken Fuß störte mich bei jedem Schritt und wir hatten die Ankündigung von Regen im Nacken. Und ich wollte ganz…
Kreuzfahrer, Drusen und Vertreibung
Heute hatten wir einen Ritt durch die Geschichte vor uns. Direkt gegenüber vom Kibbutz liegen die „Hörner von Hattim“. Nach zahlreichen Kämpfen hat Sultan Saladin an diesem Hügel die Kreuzfahrer zum Ende des 12. Jahrhunderts aus dem Heiligen Land vertrieben. Damit begann eine neue Zeit für diese Region. Aber mein Gefühl sagt mir, dass gerade…
Eine Nacht im Kibbutz
Mordechai ist orthodoxer Jude. Er trägt ständig seine Kippa, aber warum Juden das tun, das kann er nicht genau sagen. In unserem Hotel gibt es am Abend eine Einführung wie das Leben im Kibbutz funktioniert. Mordechai erzählt. Am Nachmittag sind wir mit unserer Gruppe im Kibbutz Lavi angekommen. Nach gut 16 km Weg aus Cana…
Einmal die Hochzeitssuite bitte!
„And this is your room, father Fritz!” Dabei hatte ich mir nichts gedacht, aber der Anblick des Zimmers übertraf meine kühnsten Gedanken! „Das muss die Hochzeitssuite sein!“ Naja, die arabische Variante vielleicht. Ich machte wohl etwas impulsiv einen Schritt rückwärts aus dem Raum raus, denn die Bettdecke mit Rosenblättern, teilweise in Herzform, die Fleecedecken mit…
Ich bin nicht schuld daran!
Ich reise nicht zum ersten Mal nach Israel und bisher sind alle Reisen auch gut verlaufen. Aber diesmal wage ich was Neues. Wir wandern quer durchs Land mit einer kleinen Gruppe. Diese Reise begann aber schon anders. Der Anflug auf Tel Aviv ist sonst sehr schön über das Mittelmeer. Blauer Himmel, blaues Wasser und Sonne.…
„Pastoralreferenten sind studierte Hüpfburgen-Aufbauer“
Diese Kurzdefinition meines Jobs stammt vom Doktorvater meiner Schwester, die grade in Jura promiviert. Als ich diesen Satz hörte, musste ich erst einmal heftig lachen und dachte „welch ein Schwachsinn“. Tatsächlich habe ich bis jetzt noch nicht eine Hüpfburg aufgeblasen oder aufgebaut, geschweige denn mich darin unter den springenden Kindern getummelt. Pfarrfeste sind sowieso von dem…