Mit­ten im Sturm

von Rafał Londo

Mit­ten im Sturm

von Rafał Londo

Es gibt Momen­te, in denen alles in Bewe­gung gerät, wie in einem Sturm. Die­se Bewe­gung ist meist unsicht­bar, hat für Kenner*innen Vor­zei­chen und braucht eine gewis­se Aus­gangs­la­ge, die aus die­sen Fak­to­ren einen Sturm macht. Die­ser schein­bar nicht enden wol­len­der Kraft­akt der Natur, bringt unsicht­bar alles in unmit­tel­ba­rer Umge­bung in Bewe­gung. Alles, was kei­nen Halt hat und fin­det, wird in jene Fremd­be­stim­mung genom­men. Ent­we­der wird ver­sucht, sich mit aller Kraft die­ser zu ent­zie­hen oder die­se anders­ar­ti­ge Bewe­gung lädt dazu ein, sich mit­neh­men zu las­sen und der unkon­trol­lier­ba­ren Kraft kei­nen Wider­stand zu leis­ten.

Mir wider­fährt gera­de ein sol­cher Sturm. Die­ser Sturm nimmt mir nahen Men­schen den lebens­wich­ti­gen Atem. Die­ser Sturm ent­zog mir noch unbe­kann­tem Leben die Wur­zeln. Was bleibt ist Ver­än­de­rung, eine neue Aus­gangs­la­ge und die Erin­ne­rung an den vor­he­ri­gen Zustand. Der Sturm kann als Mah­nung gese­hen wer­den, sich für alles zu wapp­nen oder auch als Erin­ne­rung dar­an, dass nichts als selbst­ver­ständ­lich gese­hen wer­den darf. Doch all das sind nur flüch­ti­ge Ver­su­che einer Erklä­rung, im Ver­gleich zu dem unwi­der­ruf­li­chen Leid, wel­ches durch sol­che Momen­te ange­rich­tet wur­de.

Was die­ser Sturm mit mir bis­her gemacht hat, weiß ich nicht. Er ist noch im Wer­den und hat schon so viel ver­än­dert. Ob er grö­ßer oder klei­ner wird, ist noch nicht abzu­se­hen. Die Nach­wir­kun­gen sind unge­wiss. Doch eines lässt sich schon sagen: Es ist hart die­sen Sturm aus­zu­hal­ten.

Und dann lese ich zufäl­lig das Raum­rau­schen von Marei­le Mevih­sen „Sturm auf dem See“ und ver­har­re auf den letz­ten Zei­len. Denn noch ist alles in Bewe­gung.

Foto: Luke Stack­poo­le/Uns­plash