Welt­rei­se

von Jonas Zechner

Welt­rei­se

von Jonas Zechner

Ich habe da so einen Spleen: Mei­ne Lam­pen­samm­lung. Genau­er gesagt mei­ne Glo­bus­lam­pen-Samm­lung.

Aber der Rei­he nach. Begon­nen hat alles vor ein paar Jah­ren. In mei­nem Lieb­lings­läd­chen im Vier­tel habe ich ihn ent­deckt – es war Lie­be auf den ers­ten Blick: einen tief­blau­en „Das Bes­te Leucht­glo­bus Orbit Roy­al“ aus den sieb­zi­ger Jah­ren. Auf der Unter­sei­te war er auf­ge­schnit­ten, sodass das Licht durch die Öff­nung fal­len konn­te. Und so kon­zi­piert, dass er als frei­schwe­ben­de Lam­pe im Raum hän­gen kann.

In mei­nem Wohn­zim­mer habe ich ihn über dem Tisch ange­bracht. Bis heu­te ste­he ich fas­zi­niert vor die­ser Lam­pe – sowohl in erleuch­te­tem als auch in uner­leuch­te­tem Zustand. Abends freue ich mich, wenn es dun­kel wird und ich das Licht ein­schal­ten kann. Und mor­gens gehe ich manch­mal mit mei­nem ers­ten Kaf­fee um dem Glo­bus her­um, betrach­te sei­ne his­to­ri­schen Gren­zen und über­le­ge mir, wer gera­de jetzt so unter­wegs ist in der Mon­go­li­schen Volks­re­pu­blik oder im Sibi­ri­schen Tief­land.

Aber ich sprach von einer Samm­lung. Vor Kur­zem hat­te ich mich an mei­ner Schlaf­zim­mer­lam­pe satt­ge­se­hen. Schnell wur­de mir klar: Ich will noch so eine Glo­bus­lam­pe. Im Inter­net fand und erwarb ich einen wei­te­ren Lam­pen­glo­bus. Als ich das Paket dann aus­pack­te, war ich kom­plett begeis­tert. Noch ein Leucht­glo­bus Orbit Roy­al – sogar kom­plett erhal­ten, mit ori­gi­nal­ver­pack­tem Län­der­ab­stands­mes­ser und einem 175-sei­ti­gen Begleit­heft. So unbe­rührt, dass ich ihn unmög­lich auf­schnei­den konn­te! Und so kam er als indi­rek­te Beleuch­tung an mei­nen Lese­platz – wie geschaf­fen für die­sen Ort.

Was aber mein Schlaf­zim­mer­lam­pen­pro­blem nicht lös­te. Nach wei­te­rem Suchen fand ich auf einem Trö­del­markt doch noch einen pas­sen­den Glo­bus. Auf den ers­ten Blick blas­ser und unschein­ba­rer – aber wenn er leuch­tet, bin ich ganz beseelt. Zur­zeit haben wir alle mit Ein­schrän­kun­gen zu tun. Wir sol­len zu Hau­se blei­ben und unnö­ti­ge Wege und Begeg­nun­gen ver­mei­den. Das kann echt ner­ven! Wenn mir zu Hau­se die Decke auf den Kopf zu fal­len droht, neh­me ich mir eine Tas­se Kaf­fee, gehe auf Welt­rei­se von einem Glo­bus zum ande­ren und erin­ne­re mich an wun­der­ba­re ech­te Rei­sen – zum Bei­spiel nach Isra­el, Por­tu­gal und Ägyp­ten. So sind die Glo­bus­lam­pen ein beson­de­res Fens­ter nach außen. Sie hel­fen mir, zu träu­men und mich an so man­ches Aben­teu­er zu erin­nern. Gleich­zei­tig füh­le ich mich durch sie mit mei­nen Freun­den ver­bun­den – ob in der Pfalz oder in Jor­da­ni­en.

Ich habe einen Spleen. Gott sei Dank!

Foto: Jonas Zech­ner