Es weih­nach­tet

von Mareile Mevihsen

Es weih­nach­tet

von Mareile Mevihsen

Es gibt die­sen Moment am Vor­mit­tag. da wirft mei­ne Kol­le­gin mir einen Blick rüber, der ent­we­der “Kaf­fee” oder “Bröt­chen”, oft auch bei­des sagt. Dann dre­he ich den Christ­mas-Sen­der auf und wir zün­den die Ker­zen an.

Es war der Niko­laus­vor­abend, du hast schon fast geschla­fen und bist dann hoch geschreckt: “Mama, ob der Niko­laus die Stie­fel auch fin­det?” Ganz bestimmt, ver­spre­che ich. Da war die­ser Abend, als wir Kol­le­gen auf Klau­sur­ta­gung kurz vor Laden­schluss über den Weih­nachts­markt gin­gen. Und ich noch immer summ­te, als wir schon längst im Auto zurück saßen. Oder der Abend, als die Kol­le­gin mir einen Tan­nen­zweig unter die Nase hielt “Riech mal, ist das nicht wun­der­bar?” Da war das Advents­kon­zert, bei dem ich für die Licht­tech­nik gesorgt habe. Und die Zeit nutz­te um Weih­nachts­kar­ten zu schrei­ben. Mir Zeit nahm für die Men­schen in die­sem Jahr, die ich mit Wor­ten beschen­ke statt mit Ware. An die wie­der gefun­de­nen Cou­sin und Cou­si­ne. An die Patin­nen mei­ner Kin­der, die im kom­men­den Jahr bei­de ihr ers­tes Kind erwar­ten. An neue Freun­din­nen. An Mat­thi­as, den wun­der­bars­ten Freund auf Erden, der zu jeder Tages­zeit immer nur eine kur­ze Nach­richt ent­fernt ist. Da gab es die Stun­de, die mich zwei Brand­bla­sen, einen Split­ter und drei­hun­dert Ner­ven­zu­sam­men­brü­che kos­te­te, als ich mit den Kin­dern unser Advents­ge­steck bas­tel­te. Und der Stolz in unse­ren Gesich­tern, als es fer­tig und wun­der­schön war.

Als wir sin­gen, im Got­tes­dienst “Macht hoch die Tür” und das Herz gleich mit auf geht. Als wir uns die köst­li­chen Leb­ku­chen­ta­ler bei unse­rem Bäcker kauf­ten, mit­ten in der Woche, nur für uns. Die Ker­zen an mach­ten, ihr Kakao und ich Kaf­fee und unse­re Bäu­che und See­len sich füll­ten mit Glück. Wenn wir mit dem Fahr­rad fah­ren und laut­hals Weih­nachts­lie­der sin­gen. Und ihr auch schon mal St.Martin.

Die meis­ten fra­gen der­zeit, ob man denn schon in Stim­mung sei, alles erle­digt habe usw. In dem Glau­ben, wenn das so wäre, kön­ne Weih­nach­ten end­lich begin­nen. Ich glau­be Weih­nach­ten ist längst da. Nicht opu­lent. Nicht beein­dru­ckend. Ohne Fan­fa­ren. Mein Weih­nach­ten kommt auf lei­sen Soh­len. Als zar­ter Schein. Als Duft. Als Melo­die. Als Kind. Wenn mein Auge sehend , mein Ohr hörend und mein Herz weit ist, dann kommt mein Gott auf die Erde. Dann wird es Licht.

Foto: Lau­ra Nyhuis/Uns­plash