Was bleibt
von Mareile Mevihsen
Was bleibt
von Mareile Mevihsen
Was bleibt wenn wir gehen?
Unsere Facebook Posts über tolle Urlaube? Eine Kiste voller staubiger Erinnerungen?
Was bleibt, wenn wir Menschen verlassen?
Wut und Trauer? Lieber hätte ich es nicht erlebt?
Was bleibt wenn jemand oder etwas stirbt?
Ein Name gemeißelt in Stein? Verwitterte Buchstaben aus einer anderen Zeit?
Was wäre, wenn du bleibst? Wenn in jedem Menschen, dem du nah begegnest, dem du dich schenkst, wenn in jedem dieser Menschen ein Stück von dir bleibt? Wenn du nichts verlierst von dem, was du gibst? Was, wenn Liebe Zeiten überdauert, auch wenn sie in der Realität längst geendet hat?
Was wenn wir uns einlassen würden darauf? Zu Lieben. Den anderen, den Nächsten, die Menschheit, mich selbst, als hätten wir nichts zu verlieren. Weil nichts verloren geht, es ist vielleicht nur nicht mehr bei uns. Was wenn wir leben würden mit der Hoffnung auf eine Ewigkeit, die jenseits liegt von allem Vorstellbaren? Die uns verspricht, solange ich da bin, solange lebst du in mir.
Was wenn wir beginnen würden uns nichts mehr vorzumachen, sondern das anzunehmen, was uns geschenkt wird? Wenn wir uns lieben würden und lieben lassen als wäre es das Leichteste auf der Welt und nicht das Schwerste.
Was bleibt, wenn wir gehen?
Vielleicht der Nachhall unserer Stimme. Der Luftzug unserer Berührung.
Was bleibt, wenn wir Menschen verlassen?
Vielleicht nur ein Wort, ein Satz. Vielleicht das Rezept des Kuchens, den wir so liebten. Das Musikstück, bei dem unsere Augen zu leuchten begannen. Vielleicht nur die Spur auf dem Herzen des anderen. Ohne zu wissen, dass sie dort existiert.
Was bleibt, wenn etwas stirbt?
Ich weiß es nicht. Und ich beginne zu glauben, dass es gar nicht so wichtig ist, was bleibt. Sondern DASS etwas bleibt. Dass ich sicher sein darf, dass nichts was ich gebe, verschenke, liebe, verloren ist. Das ist dein Versprechen an mich: Solange du da bist, solange bin ich geborgen in dir. Das ist mehr als genug.
Foto: Marko Blažević/Unsplash