Angriff mit F‑16

von Matthias Fritz

Angriff mit F‑16

von Matthias Fritz

Es muss­te ja pas­sie­ren!

7 Tage Isra­el mit 26 jun­gen Leu­ten — der Grup­pe pre­di­ge ich beim Vor­tref­fen, dass es fried­lich sein wird — direkt am ers­ten Tag kom­men die Mel­dun­gen rein: Kampf­flie­ger am Golan abge­schos­sen. Unse­re ers­te Sta­ti­on ist vis-a-vis vom Golan. Jack­pot, den­ke ich! Bin­go! 100% geschafft!

Die Grup­pe hat die Mel­dun­gen noch nicht erhal­ten, aber ich bekom­me die ers­ten Whats­Ap­ps aufs Han­dy: Ob es uns gut geht. Ob wir was mit­be­kom­men haben. Wie ernst die Lage ist. Es ist das Hor­ror­sze­na­rio für eine Tour durch Isra­el.

Aber unser Gui­de ist sehr ent­spannt und sagt relaxt: „Viel­leicht wer­den wir nicht alle Stra­ßen im Golan neh­men kön­nen.“ Denn genau die­se Regi­on steht für heu­te auf dem Pro­gramm. Und wir fah­ren los und kom­men weit. „Will­kom­men in Syri­en“, zwit­schert sie durchs Mikro­fon des Rei­se­bus­ses. Wir fah­ren durch annek­tier­tes Land.

Ich hat­te es nicht gedacht, aber wir fah­ren wirk­lich über den Golan, sehen die schnee­be­deck­ten Gip­fel des Her­mon, erle­ben Dru­sen an der Haupt­stra­ße im Golan und dann ist es soweit. Wir sehen die neu­tra­le Zone zwi­schen Isra­el und Syri­en. Damas­kus ist nur weni­ge Kilo­me­ter weit weg. Unser Gui­de erzählt noch: „Das ist der Weg auf dem Pau­lus nach Jeru­sa­lem gegan­gen ist …“

Der F‑16 ist ver­ges­sen, denn wir schau­en auf Qun­ei­tra. Die Stadt, die mit­ten in der neu­tra­len Zone liegt und vom Krieg zer­stört ist. Nur weni­ge Men­schen leben hier noch in den ver­las­se­nen Häu­sern oder in den Rui­nen. Wir sehen in ein Land, das vom Krieg zer­fres­sen ist und wo Men­schen­le­ben mit den Füßen getre­ten wer­den. Wir sehen das Land, das bibli­sche Hoff­nung ist und von dem Abra­ham und Pau­lus als impact für unse­ren Glau­ben kamen.

Und ich spü­re in mei­ner Hosen­ta­sche den Rei­se­pass mit dem deut­schen Bun­des­ad­ler, mei­nen bio­me­tri­schen Daten und allem Schutz, den die euro­päi­sche Uni­on mir geben kann und weiß, dass wenn hier auch nur irgend­et­was pas­sie­ren soll­te, ich schnell wie­der in mei­ner „Hei­mat“ bin — sicher!

Es ist die Zer­ris­sen­heit des ers­ten Tages. Die­ses Gefühl irgend­wie anders zu sein und so die­ses Land zu berei­sen, in dem vie­le ande­re Men­schen nicht die­se Mög­lich­keit haben. Wahn­sinn!

Foto: Tobi­as Tul­li­us/Uns­plash