25 Jahre
von Matthias Fritz
25 Jahre
von Matthias Fritz
Nach dem Schlusssegen am Dienstag Mittag fingen sie mich ab. Ich war gerade auf dem Weg in die Sakristei, da traten sie hinter der Säule des Aachener Doms hervor und stellten sich mir in den Weg. „Dürfen wir Sie kurz sprechen?“ Ich blieb stehen und hörte zu.
„Sie sind genau der Richtige. Ich wusste es direkt in der Messe. Sie sind der Richtige.“ „Wofür?“ „Wir wollten unseren silbernen Hochzeitstag eigentlich ganz im Stillen feiern. Nichts besonderes.“, erzählte sie. „Mein Mann hat einen Aachen-Tag geplant und wir wollten einfach hier die Messe mitfeiern. Können Sie uns segnen?“
Warum nicht, fragte ich mich und bat die zwei in den Altarraum im Dom. Dort angekommen schluchzte sie. Ich bat die zwei sich die Hände zu reichen und legte die Stola um die Hände und blinzelte ihr zu mit den Worten „So wie vor 25 Jahren.“ Sie atmete tief durch und lächelte. Ich sprach den Segen und sah beiden an, wie sie mit den Tränen rangen. Nachdem ich die Stola von ihren Händen gelöst und ihnen gratuliert hatte, fiel sie mir um den Hals und entschuldigte sich schnell. „Darf ich das?“ „Na klar!“, sagte ich und schon schnappte er sich mich und umarmte mich. Danach entstand noch ein lustiges Dreier-Selfie im Dom, verwackelt und verheult. Aber beide strahlten nur noch.
Diese Szene ist jetzt eine knappe Woche her und immer noch schwirren viele Fragen durch meinen Kopf:
Was hat die beiden so sehr bewegt?
Welche Höhe- und Tiefpunkte gab es in ihrem Leben?
Warum war ich genau „der Richtige“?
Wie wird es mit ihnen weitergehen?
Was steckte für die zwei in diesem Segen drin?
Und trotz aller Fragen weiß ich: Ich liebe diesen Dienst!