Film­reif

von Mareile Mevihsen

Ich rede nicht gern über uns. Na klar, über ihn, über mich. Aber über das zwi­schen uns? Ungern.

Viel­leicht weil ich erfah­ren muss­te, dass Lie­be, so groß sie auch sein mag, manch­mal zer­bricht. Dass sie Exis­tenz in Fra­ge stel­len kann. Dass sie so weh­tun kann, dass der Schmerz ein Beglei­ter dei­nes Lebens wird, über Jah­re hin­weg.

Unse­re Lie­be ist anders. Da sind kei­ne Gei­gen, wenn wir uns küs­sen. Da ist nichts rosa­rot. Sie ist kein Aben­teu­er. Und nicht über­ra­schend. Sie ist ein­fach.

Manch­mal fehlt mir das, dass ihm das nicht fehlt. Ich bin ein Sehn­suchts-Mensch. Im Lie­ben, im Leben, im Glau­ben. Ich suche das Mehr. Es zieht mich magisch an, es for­dert mich, es treibt mich an. Er ist zufrie­den mit dem, was das Leben ihm schenkt. Klar, etwas mehr Geld, ein bes­se­rer Job. Aber mehr braucht er nicht.

Ich glau­be des­halb fällt es mir schwer, über ihn, über uns zu schrei­ben. Weil ich es nicht zer­re­den will, das zwi­schen uns. Weil es sich so anhört als wäre die­se Lie­be nicht hol­ly­wood­wür­dig. Weni­ger wert. Weni­ger auf­re­gend.

Gera­de bin ich weg. Allein, zwei Wochen. Zum aller­ers­ten Mal seit es ihn gibt. Und es ist kein sehn­süch­ti­ges Ver­mis­sen, dass ich füh­le. Son­dern das Wis­sen, dass ich nur halb bin ohne ihn. “Wenn du bei mir bist, füh­le ich mich wert­voll, füh­le ich mich ganz- das gibt mir Hoff­nung”, waren mei­ne Wor­te an ihn in der Kir­che bei unse­rer Hoch­zeit. Jedes ein­zel­ne Wort stimmt, nach wie vor. Weil ich kein Aben­teu­er brau­che in der Ehe, son­dern einen Hafen. Denn egal wie weit ich seg­le, ich seh ihn dort ste­hen, in der Fer­ne auf mich war­tend. Mit aller Geduld für mei­ne Sehn­sucht und Aben­teu­er­lust. Ohne dass er vie­le Wor­te macht. Er gibt mich frei, in dem Glau­ben, dass mein inne­rer Kom­pass mich immer zurück fin­den lässt. Das ist mutig. Und ganz schön groß.

“Ich ver­lie­be mich jeden Tag neu in dich”, sag­te er bevor ich fuhr. Was für ein Quatsch, befand ich, albern, kit­schig, plat­ti­tüd. Woll­te wis­sen war­um. “Kann ich dir nicht erklä­ren, aber wenn ich dich im All­tag erle­be, sehe, spü­re, dann füh­le ich genau das”.

Das ist weiß Gott nicht dreh­buch­reif. Aber glaub ich die ehr­lichs­te Lie­bes­er­klä­rung, die ich je bekom­men habe. Und so ist das mit uns. Nicht mehr. Aber auch nicht weni­ger.